Blaumann-Jeans: deutsche Produktion bis ins Detail
Wird geladen...
FashionUnited: Herr Bättig, bitte erzählen Sie uns doch, wie es zu den Blaumann-Jeanshosen und den 'Blaumännern' kam.
Peter Bättig: "Ja, das Projekt ist eigentlich aus einer Bierlaune entstanden. Wir sind alles Textiler, alle international tätig, auch in Pakistan, Indien und China. Wir haben die Idee gehabt, Jeans in Deutschland herzustellen und zu gucken, wo es denn noch möglich ist, dies zu tun. Und das ist für uns das größte Problem gewesen, da unser Hauptanliegen die spezielle Verarbeitung ist. Das ist die Geschichte und das ist alles vor etwa 1 1/2 Jahren passiert. So lange hat es gedauert, bis die Hose so aussah, wie wir sie wollten."
Und heute, sind Sie hauptberuflich Blaumänner oder ist dies eher noch ein Liebhaberprojekt?
"Ein Liebhaberprojekt, an dem alle mal ein bisschen dran sind. Also einer macht die Bestellungen, einer die Auslieferung, das Marketing, etc. Jeder hat seine Aufgabe, aber wir machen das ganz locker, schließlich möchten wir auch Spass dran haben. Unser Ziel ist nicht, Riesenmengen an Geld zu verdienen, sondern ein gutes Produkt herzustellen und zwar für Leute, die das auch verstehen. Wir wollen auch mit unserem eigenen Geld arbeiten und wollen frei sein und frei arbeiten."
Und wer ist Ihre Hauptzielgruppe?
"Unsere Hauptzielgruppe waren anfänglich 'Jeansfreaks'. Jeansliebhaber, die wissen, was für ein Produkt sie kaufen und kaufen wollen. Mittlerweile hat sich das aber geändert und die Zielgruppe ist ziemlich breit. Es rufen mich z.B. Renter an, die mehr zum Produkt wissen wollen, und die es haben wollen, was es auch kostet."
Was glauben Sie, was die Leute besonders anspricht?
"Auf jeden Fall, dass es ein Produkt ist, dass in Deutschland hergestellt wurde. Dann natürlich die Konfektion selbst und Details wie Werbeetiketten, Nähte, Nieten, etc., die alle hochwertig sind und in Deutschland hergestellt werden. Das ist etwas, das viele anspricht, dass es wieder ein deutsches Produkt gibt. Es gibt schließlich keine deutschen Produkte, keine deutschen Jeans mehr. Und die Leute schätzen den Ur-Look."
Was
"Das Schlimmste war, eine Konfektion zu finden, die noch die Maschinen hat, die wir brauchen und die das Wissen noch hat, das wir brauchen. Schließlich sind wir aber auf einen Betrieb gekommen, der das so macht, wie wir wollen und nach einigen Angleichungen klappt es jetzt wunderbar."
Herstellungsbetrieb ist das Stichwort. Auf der Blaumann-Website finden sich auf jeder Produktseite genaue Angaben zu den Betrieben der jeweiligen Hersteller einschließlich deren Website - in diesem Fall für den Jeansstoff, die Knöpfe und Garne. Das sind für Verbraucher, die genau wissen wollen, was sie kaufen, in den Zeiten von verschleierten Herkunftsorten und -betrieben geradezu paradiesische Zustände. Hinter so einer einfachen Austellung steckt aber bestimmt viel Arbeit. Erzählen Sie uns ein bisschen dazu.
"Das Problem mit den verschiedenen Produzenten in Deutland war gar nicht so groß, da wir seit Jahrzehnten in der Branche sind und schon Adressen hatten. Ich habe zum Beispiel Erfahrung mit der Beschaffung, Christian Hampel mit dem Verkauf, Guido Wetzels mit der Jeansveredelung und Gerd Walz ist unsere Marketingexperte. Die deutschen Betriebe kennen wir alle durch unsere langjährige Beschäftigung in der Branche. Ich muss sagen, dass alle beteiligten Betriebe auch gerne mitgemacht haben und uns entgegengekommen sind, gerade was die Mengen angeht. Denn wir haben natürlich kleine Mengen und sind keine Großproduzenten."
Wie sind Sie auf den Jeanslieferanten Kuroki aus Japan gekommen?
"Den kennen wir auch von früher. Wir waren uns einig, dass wir japanischen Denim wollten, denn der ist der beste, den es gibt. Leider auch der teuerste. Wenn wir europäischen verwenden, dann italienischen, denn in Deutschland wird schon lange kein Denim mehr hergestellt."
Was für ein Original, welche Art von Jeans schwebte Ihnen als Prototyp vor?
"Wir wollten eine authentische Jeans machen, etwa wie eine Jeans aus den 40er Jahren, aber ein bisschen modifizierter, zum Beispiel im Schnitt nicht so hoch. Waschen und Scrapen kommt ja aus der Stone-Wäsche und wurde in den 40er Jahren noch nicht gemacht, also kam das für uns nicht in Frage. Die Hose sollte man also über längere Zeit tragen, wie sie ist. Nach der ersten Wäsche und mit der Zeit stellt sich dann der "used Look" ein, der aber individuell ist und auch natürlich aussieht, was sonst nicht der Fall ist."
Alle Blaumann-Jeanshosen sind ungewaschen und es wird empfohlen, sie 6-8 Monate nicht zu waschen. Im deutschen Winter vielleicht nicht so dass Problem, aber ist das im Sommer machbar?
"Ja, das ist ein bisschen ein Problem. Ich hab meine Hose zum Beispiel vor der ersten Wäsche in den Eisschrank gelegt. Aber es stimmt schon, je länger man zunächst ohne Waschen auskommt, desto schöner die Merkmale."
Das Thema Waschen ist auch das Stichwort in Bezug auf Umweltverträglichkeit. Wieviel Wasser wird denn etwa bei der Produktion einer Blaumann-Jeans eingespart?
"Natürlich ist sie wesentlich umweltfreundlicher, da Wasser und Energie gespart werden. Der Wasserbedarf für eine Jeanswaschung liegt je nach Wäsche zwischen 10 und 50 Liter pro Teil."
Wie sieht es mit einer Erweiterung des Angebots aus, planen Sie da etwas? Etwa Damenhosen oder Shorts?
"Bis jetzt machen wir nur Männerhosen, sind aber dabei, eine Damenhose zu entwickeln. Nageln Sie mich nicht auf einen Zeitpunkt fest, vielleicht gibt's sie ab Weihnachten oder vielleicht nach Weihnachten. Wir haben bis jetzt noch nicht vor, Shorts herzustellen, da sie kein authentisches Produkt sind. Aber wenn es jemand wünscht, dann machen wir das und können die Jeans kürzen.
Wir haben jetzt auch verschiedene Rohwaren eingesetzt - verschiedene Stoffe - zum Beispiel einen harten und schweren (15 Unzen statt 12 1/2) und Left hand Schussdrehung statt Right hand (wie bei normaler Ware). Was die Formen angeht, haben wir gerade und schmal sowie helle und dunklere Farben. Wir möchten aber keine modische Form haben, wir möchten basic bleiben."
W
"Es ist ganz selten, dass jemand etwas über den Preis sagt. Wenn er die Hose in der Hand hat, sagt er auch 'die will ich' und diskutiert nicht über den Preis. Man kauft ja zum Beispiel auch keinen Mercedes für 15.000 Euro."
Wie sieht es mit der Haltbarkeit aus? Halten Blaumann-Jeans länger?
"Ja, natürlich. Unsere Hose hält sicher mehr aus, da sie aus bestem Denim gemacht und von Anfang an nicht gewaschen ist. Und die Verarbeitung, etwa die Nähte, die extra verstärkte Gesäßtaschen mit verdeckten Taschennieten, etc., ist auch so gemacht, dass sie länger hält. Wenn was ist, zum Beispiel eine Unregelmäßigkeit bei der Produktion, die immer mal vorkommen kann, kann man die Jeans auch zurückschicken und sie wird repariert oder ersetzt."
Wo werden Ihre Jeans genäht?
"Die Jeans werden in der Nähe von Regensburg genäht, das ist eine gank kleine Konfektion mit nur acht bis neun Leuten. Uns war wichtig, dass für die spezielle Ausfertigung wie die historische Webkante und die Kappnähte die Maschinen richtig waren, und hier sind sie es."
Dann kennen Sie sicher auch die Leute, die Ihre Jeans herstellen, persönlich?
"Ja, wir haben einen guten Kontakt, da wir auch immer wieder dort sind, wir müssen ja die Produkte kontrollieren."
Man kann Blaumann-Jeans derzeit über die Website und einzelne Geschäfte kaufen. Gibt es Pläne, den Vertrieb auszuweiten?
"Uber die Website wird im Moment noch das meiste verkauft. Wir haben derzeit zwei Geschäfte in der Schweiz, die seht gut laufen. In Deutschland bietet Münch Mode in Künzelsau seit heute zum ersten Mal unsere Jeans an und wir sind dran, in Potsdam mit einem Shop zusammenzuarbeiten. In Deutschlandd müssen wir noch die Shops finden, die zu uns passen. Da kann man nicht irgend einen nehmen. Es ist ein bisschen schwierig, denn es wartet niemand auf eine neue Jeansmarke. Zudem muss man unsere Jeans einfach aktiver verkaufen und das Produkt erklären. Wenn die Kunden unsere Jeans einmal in der Hand gehabt haben, gefällt sie ihnen sofort. Viele kaufen sie direkt, viele bevorzugen, sie in der Hand zu haben. Ziel ist es, in Deutschland acht bis zehn Shops zu haben, in Städten wie Frankfurt, München, Berlin und Hamburg."
Wie viele Sendungen wurden bis jetzt verschickt und wie viele Bestellungen haben Sie im Schnitt?
"Das kann ich Ihnen nicht sagen, das ist eigentlich ein Geheimnis, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir zufrieden sind, wie's läuft. Außerdem ist ja unser Ziel, finanziell frei zu bleiben. Wenn wir jetzt zu schnell und zu stark wachsen würden, wäre das in Gefahr."
Zuguterletzt - wie kamen Sie auf den Namen Blaumann? Darunter stellt man sich ja eher einen Arbeitsanzug vor.
"Der Name Blaumann kam aus der Runde heraus. Es ist ja ein deutsches Produkt und wir wollten auch einen Namen und Bezug, der deutsch ist. Und Blaumann ist deutsch, deutscher geht's glaub ich gar nicht. In Österreich und der Schweiz kennt man den Begriff zwar, ist aber nicht so gebräuchlich. Zudem sollte sich der Name auch nicht an eine andere Marke anlehnen, auch wenn bei Blauann die meisten denken, dass es eben diese Trägerhose ist. Aber dadurch ist er auch einzigartig."