Berlin: Türkei präsentiert sich bunt

Ungeachtet der politischen Unruhen und der Islamismus-Diskussion um den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan zeigt sich das Land auf der Berliner Modewoche weiterhin kosmopolitisch-offen und modisch auf der Höhe

der Zeit. Im Rahmen der Plattform Istanbul Next zeigten hier vier türkische Designer ihre aktuellen Entwürfe und schickten ihre Models in recht knappen Outfits über den Laufsteg. Angesichts des von der Regierung propagierten islamisch-konservativen Weltbilds ist dies durchaus verwunderlich – umso mehr, wenn man bedenkt, dass die Berliner Schau offiziell vom Türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus unterstützt wird.

Ungeachtet dieser Diskrepanz zeigten die Designer hier jedoch äußerst frische Ideen und entwarfen Kollektionen, die vor Lebensfreude geradezu strotzten. Die Designerin Asli Filinta, die mit ihrer Kollektion „The New World“ für die Frühjahr/Sommersaison 2014 den Auftakt der Istanbul Next markierte, ließ sich beispielsweise von einem Buch über Nautik und einer Weltkarte des Kartographen Piri Reis inspirieren. Ihre Printmuster bestachen durch besonders strahlende Farben

Die Designerinnen Ece Gözen, Nazli Bozdag und Nevra Karaca schickten ihre Kollektionen dann in einer Gemeinschaftsshow auf dem Laufsteg. Gözen überzeugte dabei vor allem durch wabenförmige Muster und Details auf femininen Kreationen, die durch farbliche Akzente auf Jacken und Kleidern unterstrichen werden. Gekonnt und kunstvoll verarbeitetes Leder bestimmte dagegen die Kollektion von Nazli Bozdag, die mit den Gegensätzen von maskulinen und femininen Schnitten spielt. Mit kantigen Formen und ausgefallenen 3D-Elementen auf ihren Kleidern beendete die Kollektion von Nevra Karaca die gemeinsame Runway Show.

Die türkische Regierung will das Projekt jedenfalls fortsetzen. Die Stärkung der Beziehungen der beiden Städte in punkto Mode sei schließlich ein Kernanliegen des Austausches. Berlins Ansehen als junge, aber wachsende Modemetropole von internationaler Bedeutung sei für Istanbul ein Wegweiser für eine erfolgreiche Entwicklung, heißt es in einem Schreiben der türkischen Regierungsvertreterin Gözde Sahin. Da sich Istanbul ebenfalls als Fashion Metropole von internationalem Rang, besonders als Brücke nach Asien etabliere, könnten die beiden Städte voneinander profitieren. „Der letztjährige Erfolg der Istanbul Next Show auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin hat gezeigt, dass die internationale Präsentation von Istanbuler Designerbrands positiv und neugierig aufgenommen wird. Presse wie auch EinkäuferInnen schauen nach Istanbul als neue Inspirationsquelle”, so Sahin weiter.

Bleibt zu hoffen, dass sich das in Berlin Gezeigte bald auch in der Innenpolitik der Türkei widerspiegelt. Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit, sowie die Trennung von Staat und Religion kommen nämlich nie aus der Mode.

Foto: Nazli Bozdag/Istanbul Next