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Bekleidungsfirmen gegen Umweltverschmutzung?

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Fünf chinesische Nichtregierungsorganisationen haben die Umweltpraktiken der größten US-amerikanischen und europäischen Bekleidungshäuser und -händler bei der Herstellung in China

untersucht und ihre Ergebnisse vor wenigen Tagen in dem Bericht “Cleaning up the Fashion Industry: Sustainable Apparel's Critical Blind Spot” veröffentlicht. Sie lassen zu wünschen übrig, was das Engagement der Firmen angeht.

Friends
of Nature, The Institute of Public & Environmental Affairs (IPE), Green Beagle, Envirofriends und Nanjing Green Stone nahmen 49 große internationale Modehäuser in Bezug auf das Verhalten ihrer Zulieferer unter die Lupe. Sie fanden heraus, dass 47 von ihnen durch grobe Umweltverschmutzung wie mangelhafte Abwasserbeseitigung gegen chinesische Bestimmungen verstoßen.

Die fünf NROs wandten sich dann an die 47 Unternehmen mit Bitte um Stellungnahme und weitere Informationen. 19 Unternehmen ignorierten auch nach zweimaliger Aufforderung die Anfrage, darunter Giorgio Armani, Calvin Klein, Carrefour und Disney. 30 Firmen antworteten schließlich bis zur Frist am 7. Oktober und 17 von ihnen – darunter H&M, Adidas Wal-Mart, Burberry, Levi Strauss und Gap Inc. – zeigten ihre Kooperation, indem sie die gestellten Fragen beantworteten. Andere wie Zara, Uniqlo J.C. Penney, Tommy Hilfiger, Polo Ralph Lauren, Marks and Spencer und Puma zeigten sich lauwarm bis eiskalt.

Das größte Problem ist das beim Färben und Herstellen von Textilien anfallende Schmutzwasser, das leider in vielen Fällen ungeklärt in Flüsse und andere Wassersysteme abgeleitet wird. Die Auftraggeber in den USA und Europa drücken in diesem Punkt gerne ein Auge zu beziehungsweise kümmern sich erst gar nicht um die Praktiken der Hersteller.

Der britische Einzelhändler Marks and Spencer zum Beispiel gibt sich mit seinen eigenen müll- und emissionsfreien Konzepten umweltfreundlich, gehört aber zu den Auftraggebern, die nichts gegen die Klagen über ihre Zulieferbetriebe tun. Einer davon, Zhejiang Qingmao Textile Dying Co. Ltd. zum Beispiel, leitet trotz Protesten der umliegenden Gemeinden weiterhin stinkende Abwässer ungeklärt in die Natur.

Laut IPEs Direktor Ma Jun hat die Untersuchung gezeig, dass auch die großen Marken, die sich mit umweltfreundlichen Praktiken brüsten, “ihre Handhabung nicht auf die Lieferanten der Materialien ausgedehnt haben. Einige von ihnen wissen überhaupt nicht, wer die Zulieferer oder fertigenden Betriebe sind und deshalb gibt es für diesen Prozess kein Umweltmanagement.”

Der Bericht hat allerdings bereits positive Erfolge gehabt, denn H&M, Nike, Levi Strauss, Adidas, Wal-Mart, Burberry und Gap Inc. haben die Initiative ergriffen und Prüfverfahren eingeführt und von mehr als 200 Textil- und Lederlieferanten gefordert, ihre Verstöße zu erklären und zu beseitigen.

Dieser Vorfall und andere aus der jüngsten Vergangenheit wie die Verstöße gegen Brandschutz- und Betriebtssicherheit in Pakistan und die Weigerung von Adidas, ausstehende Abfindungen für indonesische Arbeiter zu zahlen und die darauffolgende Kündigung seines Sponsorvertrags durch die Cornell-Universität zeigen, dass die Zeiten sich ändern, was das soziale Bewusstsein eines Unternehmens angeht. Herstellungsbedingungen und Umweltverstöße sind nachverfolgbar, selbst wenn sie Tausende von Kilometern weit weg geschehen. Um eine bekannte umgangssprachliche Metapher zu bedienen: Es zählt eben doch, wenn in China ein Sack Reis umfällt.

Kunden und Abnehmer sind heutzutage besser informiert und haben die notwendigen Druckmittel, um soziale Verantwortung von Firmen beziehungsweise Wiedergutmachungen zu erzwingen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Druck von außen in Zukunft nicht mehr notwendig sein wird und dass umweltbewusste und menschenwürdige Handlungsweisen zu den Standardpraktiken aller Firmen gehören.

Foto: Eutrophication & Hypoxia/Harald Groven
Textilindustrie
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