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Bekleidungsarbeiter weit unter dem Existenzminimum

Von FashionUnited

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Mode-Nachrichten

Die aktuellen Löhne von Arbeitern und Arbeiterinnen der Bekleidungsindustrie in Ländern weltweit sind in den letzten Jahren nicht nur gefallen, sie machen derzeit im Durchschnitt auch nur ein Drittel des Existenzminimums aus.

Das ist zumindest das Ergebnis, zu dem der vor wenigen Tagen vom Workers Rights Consortium (WRC) in Washington, DC veröffentlichte Bericht "Global wage trends for apparel workers, 2001-2011" kam.

Aber zuerst
einmal die Klärung, was das Existenzminimum überhaupt ist. Laut einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zum Thema, muss ein Lohn, der dem Existenzminimum entspricht, “die Grundbedürfnisse nicht nur des oder der Verdienenden abdecken, sondern auch die seiner oder ihrer Familie”. Für den WRC-Bericht untersuchte die unabhängige Überwachungsorganisation der Bekleidungsinstrie neun der zehn beziehungsweise 15 der 21 wichtigsten Exportländer für Bekleidung der USA (Stand 2012). Die restlichen sechs Länder konnten aufgrund von Datenmangel nicht miteinbezogen werden.

15 der 21 wichtigsten Exportländer der USA wurden untersucht

Unter den Top Ten fielen die Reallöhne in Bangladesch, Mexiko, Honduras, Kambodscha und El Salvador; diese fünf Länder machen fast 20 Prozent des Gesamtwerts aller in die USA exportierten Kleidungsstücke aus. Unter den Top 21 fielen die Reallöhne in der Dominikanischen Republik, Guatemala, den Philippinen und Thailand, ebenso wie der Marktanteil an den Exporten in die US auf jeweils einstellige Zahlen.

Unter den Top Ten nahmen die Reallöhne in China, Indien, Indonesien und Vietnam zu; laut dem Bericht machten "diese vier Länder zusammen 57 Prozent der Bekleidungsimporte in die Vereinigten Staaten im Jahr 2011 aus, und alle vier verzeichneten in diesem Zeitraum einen Zuwachs des Marktanteils". Unter den Top 21 stiegen die Reallöhne in Haiti und Peru, jeweils an 19. und 18. Stelle der größten Bekleidungsexporteure der USA.

Die Lohndiskrepanz vergrößert sich weiter

Unter Berücksichtigung von Inflation und tatsächlicher Kaufkraft schloss sich die Lücke zwischen aktuellem Lohn und Existenzminimum selbst in den sechs Ländern nicht, in denen die Löhne erhöht wurden. "Mit der bemerkenswerten Ausnahme von China ist der Abstand zwischen aktuellen Löhnen und Existenzminimum immer noch erheblich in den Ländern, in denen die aktuellen Löhne real gestiegen sind, und dies wird sich auch in den nächsten 20 bis 30 Jahren kaum bewältigen lassen," heißt es in dem Bericht. Selbst in China, wo Reallöhne um 124 Prozent gestiegen sind, wird der aktuelle Lohn das Existenzminimum erst 2023 eingeholt haben und das auch nur, wenn das zwischen 2001 und 2011 erfahrene Lohnwachstum beibehalten wird.

Wie bereits oben erwähnt, liegt der aktuelle Lohn von Bekleidungsarbeitern weltweit im Schnitt nur bei einem Drittel des Existenzminimums. Die Konsequenzen sind klar: Entweder wird es eine Familie nicht schaffen, sich mit nur einem Verdienst aus der Armut herauszuarbeiten, oder aber muss jedes Familienmitglied – auch Kinder – an die Arbeit schicken. Dies natürlich zu Unkosten ihrer möglichen Ausbildung und damit der Chance auf Besserung der Lebensumstände für die nächste Generation.

Leider sieht es in Bezug auf die individuellen Leistungen der einzeInen Fabriken nicht besser aus, kam der Bericht doch zu folgendem traurigen Ergebnis: "Nur eine Bekleidungsfabrik in einem Entwicklungsland—die Alta Gracia Fabrik in der Dominikanischen Republik—wurde aufgrund des methodologischen Ansatzes der zuvor genannten ILO-Studie als die einzige Fabrik bestätigt, die tatsächlich Löhne am Existenzmimimum bezahlt und eine solche Einschätzung zulässt."

Foto: Näherinnen in einer Bekleidungsfabrik / WRC
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