Bangladesh-Treffen: Betroffene warten noch auf Hilfe
Von FashionUnited
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Nur neun Marken nahmen am Treffen teil
VonDie stellvertretende Generalsekretärin der IndustriALL Global Union Monika Kemperle war enttäuscht von der kleinen Teilnehmerzahl auf Auftraggeberseite. “Die Verbraucher werden schockiert sein zu erfahren, dass fast ein halbes Jahr seit dem Rana Plaza-Unglück vergangen ist und nur ein Unternehmen bis jetzt Entschädigungen an die Opfer gezahlt hat. Ich respektiere die Marken, die zu den Treffen gekommen sind, kann aber die Marken nicht verstehen, die nicht mit am Tisch sitzen”, sagte sie.
Nach dem Treffen sagte das einzige Modeunternehmen, das bis jetzt gezahlt hat – der irische Discounter Primark- weitere Hilfe in Form von weiteren drei Monatsgehältern als Notfallhilfe an die betroffenen Familien zu. Aber mehr ist von Nöten. “Wir begrüßen, dass Primark bereits drei Monatsgehälter an die Familien der Opfer und Verletzten ausgezahlt hat. Wenn ich aber zurück nach Bangladesch komme, werden sie mich fragen, was sonst noch hier beschlossen wurde. Diese Familien brauchen Essen, Medikamente und eine Unterkunft. Deshalb die Bitte an alle Marken und Einzelhändler, mit den drei Monatsgehältern für diese Menschen in Not gleichzuziehen. Es kann erwartet werden, dass einige Zeit vergeht bis eine tragbare Lösung gefunden wird, aber unmittelbare Auszahlungen müssen jetzt an diese Familien gemacht werden”, sagte ZM Kamrul Anam vom IndustriALL Bangladesh Council.
Der Bekleidungsriese C&A nahm am Kompensationstreffen für die Opfer des Brandes bei Tazreen Fashions am Mittwoch teil und zeigte damit seine Verpflichtung und Bereitschaft, eine wesentliche Entschädigung zu zahlen. Bekleidungsunternehmen Karl Rieker nahm auch an dem Treffen teil und bestätigte ebenfalls seine Bereitschaft, einen Beitrag zu leisten. Die verbleibenden 12 Marken und Einzelhändler, die sich nicht blicken ließen, waren Delta Apparel, Dickies, Disney, El Corte Inglés, Edinburgh Woolen Mill, Kik, Li & Fung, Piazza Italia, Sean John, Sears, Teddy Smith und Walmart.
Gerade der Einzelhandelsriese Walmart wurde für seine Teilnahmslosigkeit kritisiert. “Walmart ist der größte Einzelhändler der Welt und einer der größten Auftraggeber in Bangladesch. Er sollte führend darin sein, die Verantwortung für seine Lieferkette weltweit zu tragen. Wieder einmal hat es Walmart versäumt, sich für die Arbeiter in Bangladesch einzusetzen, die Millionen von Kleidungsstücken herstellen, die mit hohen Gewinnmargen weltweit abgesetzt werden”, kommentierte der Generalsekretär von UNI Global Union Philip Jennings.
Obwohl das Bangladesch-Treffen ein erster Schritt war, fehlen noch konkrete Ergebnisse. Es wurde jedoch beschlossen, sich in zwei Wochen wieder zu treffen, um weitere Schritte zu besprechen. Ferner wurde ein Koordinationskommitte gegründet und alle teilnehmenden Marken und Einzelhändler bestätigten ihren finanziellen Beitrag und ihre Verpflichtung, so schnell wie möglich die nächsten Schritte zu tätigen.
Diejenigen, die nicht kamen, werden sich nicht lange verstecken können: Ineke Zeldenrust von der Clean Clothes Campaign bestätigte, dass die Organisation und andere weiterhin Druck auf die Marken ausüben werden, die bis jetzt noch nicht an der Diskussion teilgenommen geschweige denn Entschädigungszahlungen getätigt haben.
In einem ähnlichen Fall warten die Arbeiter von Ali Enterprises im pakistanischen Karatschi und ihre Familien auch immer noch auf ihre Entschädigungszahlungen. Dort hatte vor genau einem Jahr ein Brand 250 Arbeiter das Leben gekostet und mehr als 600 verletzt. Obwohl der Textildiscounter Kik, der bis jetzt als einziger Auftraggeber benannt werden konnte, am Rana Plaza-Treffen am Donnerstag teilnahm, ist der Fall Ali Enterprises lange noch nicht abgeschlossen. Sich dem steigenden Druck der Öffentlichkeit beugend hatte Kik im Dezember 2012 zugestimmt, eine Million US-Dollar als Notfallentschädigung zu zahlen. Obwohl ein Großteil dieses Betrages inzwischen an die Familien der Opfer ausgezahlt wurde, ist noch nicht alles bezahlt worden und wird mehr finanzielle Hilfe benötigt.
Foto: Warten auf Entschädigung – Arbeiterinnen des Rana Plaza-Gebäudes /BGMEA
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