Die neuen EU-Richtlinien, laut denen Kunden Retouren aus eigener Tasche zahlen sollen, bleiben fast ohne Folgen. Laut einer Umfrage von deals.com bleiben bei 82 von 100 befragten deutschen Online-Shops die Retouren nach wie vor kostenfrei. Zu den 82 Unternehmen gehören
unter anderem Zalando, Otto und Amazon. Bei vielen Elektronik-Anbietern hingegen, ist das Zurückschicken nun kostenpflichtig.
Nachdem vor einigen Wochen bekannt gegeben wurde, dass Online-Shopper in Zukunft selbst für die Kosten ihrer Retouren aufkommen sollen, gab es nicht nur unter der Shoppern Diskussionen. Auch den Online-Händlern war klar, dass diese neue Reglung einen Rückgang der Bestellungen und somit einen Umsatzrückgang bedeuten könnte. Seit dem 13. Juli ist das Widerrufsrecht für den Online-Handel nun neu geregelt, aber nur wenige überlassen die Rücksendekosten tatsächlich den Kunden. „Indem Online-Shops die Rücksendekosten weiterhin übernehmen, gehen sie gezielt auf die Wünsche der Internetkäufer ein - und sie halten an einem wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem stationären Handel fest", sagte Tobias Conrad, General Manager von deals.com. „Unsere Studienergebnisse zeigen, dass für rund die Hälfte der Deutschen die Möglichkeit zum kostenlosen Rückversand Online-Shopping überhaupt erst attraktiv macht."
93 Prozent der bestellten Bekleidung wird zurückgeschickt
Jedoch fördert dies die Entstehung einer Monopolbildung im Online-Handel. Kleine Händler haben also auf kurz oder lang nahezu keine andere Wahl, als mit den Großen mitzuziehen – wenn sie es sich leisten können. Nach einer Studie des Branchenverbandes Bitkom wollen nämlich fast ein Drittel der Verbraucher künftig ausschließlich bei Online-Shops einkaufen, die einen kostenfreien Rückversand anbieten. Und auch die meisten anderen Online-Shopper sagen, sie würden es sich zweimal überlegen, bei einem Anbieter zu bestellen, der keine kostenlose Rückgabe offeriert.
Die neue Reglung ist trotzdem nicht vollkommen frei von Änderungen für die großen Online-Händler – die Retoure, die sie weiterhin selbst für ihre Kunden zahlen, zahlen die meisten Anbieter nämlich nur innerhalb der gesetzlichen Frist von 14 Tagen und nach vorherigem Widerruf aus eigener Tasche. Zalando geht noch einen Schritt auf die Kunden zu und verlängert die Frist auf bis zu 100 Tage. Bei manchen Shops sind die kostenfreien Retouren zusätzlich an Bedingungen wie einen Mindestbestellwert gebunden.
Bekleidung steht in der Liste der zurückgeschickten Artikel auf Platz eins – insgesamt werden satte 93 Prozent zurückgeschickt. Auf Platz zwei stehen Schuhe und Accessoires mit 74 Prozent. Platz drei belegt die Unterhaltungselektronik mit 48 Prozent. Am seltensten werden Möbel und Haushaltsartikel sowie Dekoration zurückgeschickt. Der Prozentsatz beträgt dort 29 und 28 Prozent.