PM: Offener Brief Berliner Modedesigner innen an die Politik
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Berlin, 6.Mai 2020, zur sofortigen Veröffentlichung bestimmt
Aufruf Berliner Modedesigner*innen zur Corona–Krise
Der Verband Berliner Modedesigner*innen (VBM), der Fashion Council Germany (FCG), die German Fashion Designers Federation (GFDF), NEMONA und Sqetch fordern in einem offenen Brief an die Berliner Landes- sowie Bundespolitik eine Reihe von Maßnahmen, die geeignet sind, die im Rahmen der Corona-Krise besonders schwer betroffene Branche der unabhängigen Berliner Modedesigner*innen und das Berliner Modeökosystem zu unterstützen.
Die Berliner Modeszene hat durch die Corona-Soforthilfe neben dringend benötigter Liquidität die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit erhalten.
Mira von der Osten, VBM-Vorstand, erinnert daran, dass insbesondere unabhängige Label mit ihren offenen Ateliers, Showrooms und Läden zur Vielfalt der Stadtkultur beitragen und für Berlin ein optimistisches und lebensfrohes Morgen entwerfen. „Es droht der Verlust einer ganzen Generation von Modedesigner*innen in Berlin, nachdem sich in den letzten 20 Jahren erst allmählich überhaupt ein lebendiges Modeökosystem entwickelt hat. Es droht, dass Berlin in der Entwicklung der Modekultur um zwanzig Jahre und damit auf den Punkt Null zurückgeworfen wird.“
„Das gesamte Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens der politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise ist bislang nicht einmal schemenhaft einzuschätzen. Die Schadensmeldungen aus der Wirtschaft treffen in immer schnellerer Frequenz ein“ sagt Marte Hentschel von Sqetch. „In einem atemberaubenden Tempo werden wie in einem großen Feldexperiment ganze Branchenökosysteme beschädigt, von denen man nicht wissen kann, ob sie unwiederbringlich verloren gehen oder wie lange ihre Regeneration dauern wird.”
Vor diesem Hintergrund fordern die Mode-Verbände und Netzwerke:
- Einen Zuschuss in Höhe von 20% des Vorjahresumsatzes vor, um das Überleben der Labels durch ein Mindestmaß an Liquidität zu sichern.
- Einen Umsatzsteuersatz von 7% für unabhängige Modedesigner*innen, um die Gleichstellung mit vergleichbaren Gruppen herzustellen (Fotokunst) und weil es sich bei zumeist lokal produzierter Mode in kleinen Serien um ein Kulturgut handelt.
- Eine Anpassung der Gewerbemieten, um die wirtschaftlichen Belastungen solidarisch unter allen Bürgern- und Bürgerinnen dieses Landes zu teilen – #weareallinthistogether.
- Die Auflage eines Fonds zur Finanzierung der Vorproduktion von Kollektionen und der Kreation neuer Kollektionen, der unter erleichterten Bedingungen Kredite vergibt.
- Ein institutionalisiertes Weiterbildungsprogramm (z.B. 3D- Design, CAD Schnitt, PLM, ERP, Digital Marketing, SEO, Digitale Direct-to-Customer Modelle etc.), um die digitalen Kompetenzen und Fähigkeiten der unabhängigen Berliner Modedesigner*innen zu verbessern.
- Die bei der IBB verankerten Instrumente zur Förderung der Internationalisierung von KMU stärker auf eine Internationalisierung von Direct-to-Customer Geschäftsmodellen zuzuschneiden bzw. dafür zu öffnen.
- Die Umwidmung der für die Berlin Fashion Week bereits im Haushalt eingestellten Mittel zugunsten der Förderung der Modernisierung des Berliner Modeökosystems, wie z.B. in die Finanzierung von Schulungsworkshops für die Digitalisierung #krisealschance.
- Die geplanten Maßnahmen für den Fashion Hub planmäßig in 2020 unter der Thematik Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Resilienz zu realisieren, um die Modernisierung des Sektors weiter voranzutreiben.