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Zukunftsvision „Connected Life“: Welche Rolle spielt die Mode?

Von Reinhold Koehler

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Mode

Dass Mode funktionaler wird und immer mehr technische Features in Textilien eingearbeitet werden, ist nicht neu. Die sogenannten Wearables, Kleidungsstücke aus Fasern, die Licht in Energie umwandeln, aus Stoffen, die leuchten, die kühlen oder wärmen, erobern derzeit den internationalen Fashion Markt.

Intelligente Kleidung soll unseren Umgang mit digitalen Technologien revolutionieren, zum Beispiel als smarte Shirts, intelligente Accessoires oder Medizinprodukte, die in der Lage sind, Leben zu retten. Vor allem unterstützen sie das Gesundheits- und Bewegungsbewusstsein der Träger und erhöhen somit die Sicherheit im Alltag und bei der Arbeit, denn sie können auf Gefahren hinweisen oder Abläufe optimieren.

Der Siegeszug der Wearables scheint nicht mehr aufzuhalten. So geht auch der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie (Textil+Mode) davon aus, dass bis zum Jahr 2021 allein in Deutschland jährlich rund 18 Millionen intelligente Kleidungsstücke verkauft werden. Glaubt man manchen Experten, ist dies jedoch nur ein kurzer Zwischenschritt in der Entwicklung des Menschen zum Cyborg. Im Zuge der Eröffnung der Berliner Funkausstellung IFA zeigt sich nun, dass derzeit eine ganz neue Modeindustrie heranwächst, die nicht mehr von Designern und Schneidern sondern von der Technologiebranche bestimmt wird.

IT-Unternehmen wie Apple oder Google, Pharma-Hersteller wie Novartis oder Bayer und Faserhersteller wie Lenzing bestimmen in Zukunft wohl die Geschicke der globalen Modeindustrie. So zeigen allein auf der Berliner IFA in diesem Jahr 138 Aussteller ihre neuesten Innovationen im Bereich intelligenter Kleidung. Ein klassisches Modeunternehmen findet sich jedoch nicht darunter.

Wearables haben keine Zukunft

„Sowohl Start-ups wie auch etablierte Konsumgüterhersteller arbeiten bereits an Connected Life-Lösungen, häufig im Schulterschluss mit Unternehmen aus dem Gesundheitssektor", erklärt Martin Schulte, Partner und Konsumgüterexperte bei der Wirtschaftsberatung Oliver Wyman, die in ihrer aktuellen Studie „Connected Life 2025“ die Zukunft der intelligenten Kleidung untersucht hat. Wyman weiß: „Der zu entwickelnde Markt ist derart immens, dass Unternehmen wie Nestlé oder Philips bereits öffentlich eine entsprechende strategische Ausrichtung kommuniziert haben."

Die Experten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2025 bereits 40 Prozent der elektronischen Konsumgüter in der Lage sein werden, mit Sensoren auf oder unter der Haut zu kommunizieren. Bereits jetzt weitgehend marktreif ist mit Sensorik ausgestattete Kleidung, die beispielsweise dem Smartphone die Herzfrequenz seines Besitzers meldet.

Wie groß die Erwartungen in den Markt sind, zeigt sich auch daran, dass sich die Anzahl der Patente im Bereich Smart Clothing in Europa in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat und derzeit bei knapp 8.000 liegt. „Hierbei handelt es sich zunächst um Produkte aus dem Bereich Fitness, Wellness und konsumnahe Gesundheit", sagt Schulte. „Schnell werden sich aber auch hier 'use cases' in benachbarten Branchen entwickeln." Der Elektronikgigant Samsung etwa arbeitet derzeit an einem „S-Patch 3" Prototypen, der Berichten zufolge bereits kurz vor der Marktreife steht. Dieses Patch wird am Körper befestigt und sendet laufend Vitalwerte, beispielsweise an ein Pulsmessgerät, oder eben an relevante Haushaltsgeräte.

Doch mit Sensorik und Patches in Kleidungsstücken wird die Entwicklung des Menschen hin zur voll vernetzten Techno-Existenz noch lange nicht zu Ende sein. Glaubt man den Experten, ist der Einsatz von Textilien lediglich ein kurzer Zwischenschritt in Richtung Cyborg. Schon bald sollen nämlich Implantate die Wearables ersetzen. Bis 2025 sollen bereits zehn Prozent aller Elektrogeräte über Technische Einheiten unter der Haut steuerbar sein, Tendenz weiter steigend. Die Integration der Mode in die Zukunft des Menschen bleibt so wohl eher ein Zwischenschritt. Wearables sind also nicht die Future Fashion, die sich mancher Vertreter der Bekleidungsindustrie erhofft haben mag. So wird die Zukunft der Mode also weiterhin von ihren Basics abhängen: Schnitt, Muster, Farbe und Material. Stil eben.

Foto: Lanaform SA

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