Was gab es (wirklich) Neues auf der Paris Fashion Week?
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Die Sonne strahlte über Paris, als die Fashion Week für Damenmode Herbst/Winter 2025 begann. In diesem lichterfüllten Setting präsentierte die Luxusbranche ihre Neuheiten. Dabei handelt es sich um einen Versuch, die Kauflust anzukurbeln, die 2024 auf eine harte Probe gestellt wurde und laut dem Beratungsunternehmen McKinsey weiterhin auf wackeligen Beinen steht, denn das prognostizierte Wachstum liegt bei nur ein bis drei Prozent jährlich bis 2027.
Doch gänzlich Neues wagten die großen Luxusmarken kaum. Vielmehr griffen sie auf altbewährte Strategien und branchenübliche Klischees zurück.
Mode, die nicht für alle gemacht ist
Nach einem kurzen Hype um Inklusion auf den Laufstegen ist die Pariser Fashion Week längst zu alten Mustern zurückgekehrt. Die Castings dominieren Models der Größe 36 – oder darunter. Auch die vergangene Modewoche machte hier keine Ausnahme. Das lang etablierte Schönheitsideal der Branche bleibt bestehen, selbst bei Marken, die einst mehr Vielfalt gezeigt haben.
Ein Beispiel ist das Label Marine Serre. Ihre Kollektion, laut Show-Notizen ein „persönlicher wie kreativer Wendepunkt“, zeigte 47 Looks, inspiriert von den ‘Femme Fatales’ der 1950er- und 1980er-Jahre. Doch die angekündigte „kraftvolle Statur“ und „betonte Taille“ übersetzte sich lediglich in normschöne, schmale Silhouetten – eine verpasste Chance.
Die Dominanz schlanker Körperbilder grenzt weiterhin all jene aus, die nicht in dieses Ideal passen – ein Zeichen für eine Luxusbranche, die sich zunehmend als exklusive Parallelwelt inszeniert. Während Shein den Ultra-Fast-Fashion-Markt anführt und Secondhand für viele Käufer:innen zur Selbstverständlichkeit geworden ist, setzen Luxusmarken verstärkt auf Differenzierung, um ihre Exklusivität zu rechtfertigen.
„Ich wollte Dinge erschaffen, die inspirieren und die niemals von der Fast Fashion kopiert werden können“, erklärte Daniel Roseberry in den Notizen zur Schiaparelli-Show. Die Ready-to-Wear-Linie des Pariser Hauses, 2019 unter seiner kreativen Leitung wiederbelebt, überträgt den Glamour der Haute Couture in tragbare Designs. Diese Saison blieben vor allem die üppigen Schnürungen in der Taille und die figurbetonten Strickkleider in Erinnerung.
Alaïa und Hermès: Handwerkskunst als Alleinstellungsmerkmal
Luxus lebt von Handwerkskunst und technischer Perfektion – ein Qualitätsversprechen, das auch die Preispolitik rechtfertigt. Besonders deutlich wurde dies bei Alaïa. Das zum Luxusgüterkonzern Richemont gehörende Label setzte auf drapierte Kleider aus einem gegossenen Metallrohr, dass direkt am Körper geformt wurde. Ein Teil des Herstellungsprozesses wurde sogar auf Instagram dokumentiert. Ebenso beeindruckend waren voluminöse Plisseeröcke, in traditioneller Technik handgefertigt.
Diese raffinierte Kombination aus puristischer Silhouette und außergewöhnlichem Handwerk trägt zum anhaltenden Erfolg der Marke bei, der seit Pieter Muliers Ernennung zum Kreativdirektor 2021 spürbar ist. Der Hype um seine Strass-Ballerinas und Netzschuhe in 2023 und 2024 hat Alaïas Dynamik weiter verstärkt.
Auch Hermès stellte erneut seine meisterhafte Handwerkskunst unter Beweis. Die Herbst/Winter-Kollektion 2025 zeigte scharf geschnittene Silhouetten mit akzentuierten Schultern, ganz im Einklang mit den exzellenten Geschäftszahlen von 2024 – das Unternehmen verzeichnete einen Nettogewinnanstieg von 6,8 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.
Besonders eindrucksvoll war die innovative Verarbeitung von Leder. Agneau-Lederteile konnten mit Knöpfen oder Reißverschlüssen neu kombiniert werden, während Sattelfragmente zu Shorts oder Kleidern verschmolzen. Zudem verkündete Hermès seine Ambition, in die Haute Couture vorzudringen – eine exklusive Liga, die von der Fédération de la Haute Couture et de la Mode handverlesen wird.
Ein Neuanfang für Givenchy
Auf dem offiziellen Instagram-Profil von Givenchy steht nun „Givenchy by Sarah Burton“ – ein klares Signal für den Neustart nach der Ära Matthew Williams. Die frühere Alexander-McQueen-Designerin tritt an, um das Erbe von Hubert de Givenchy wieder stärker in den Fokus zu rücken.
Ihr Debüt zeigte makelloses Tailoring, dramatische Abendroben und sexy Netz-Looks – eine Rückbesinnung auf die klassische Givenchy-Frau. Die puristischen Schnitte unterstreichen die präzise Couture-Handwerkskunst und verleihen der Marke eine neue Klarheit, nachdem ihr Profil in den vergangenen Jahren zunehmend verwässert wurde.
Coperni: Innovation als Markenzeichen
Aufmerksamkeit erzeugen, überraschen und mit jeder Show einen ikonischen Moment schaffen – das ist das Credo von Arnaud Vaillant und Sébastien Meyer, dem kreativen Duo hinter Coperni, das die Marke 2013 gründete. Diese spektakuläre Herangehensweise hat sich bereits bewährt. Die legendäre Spray-Kleid-Performance mit Bella Hadid ging viral und erzielte innerhalb von 48 Stunden einen Media Impact Value (MIV) von 26,3 Millionen US-Dollar (etwa 26,51 Millionen Euro) – ein massiver Umsatzboost für das Label.
Nach einer Show in Disneyland Paris lud Coperni das Publikum dieses Mal in die Adidas Arena ein, wo rund 200 Gamer:innen parallel an einer LAN-Party teilnahmen. Doch die Meister der Viralität behalten stets die Kollektion selbst im Fokus. Diese Saison zeigte das Label zahlreiche Anspielungen auf das Lara-Croft-Universum und die Welt der Hacker:innen. Cargo-Strumpfhosen, Fake-Tattoos, Lederstiefel und abgewetzter Denim. Besonders im Gedächtnis bleiben die Tamagotchi Swipe Case Bag sowie eine Zusammenarbeit mit Ray-Ban und Meta.
Von Louis Vuitton bis Chloé: Bewährte Erfolgsrezepte
Louis Vuitton, die Prestige-Marke des LVMH-Konzerns ging in dieser Saison kein großes Risiko ein und setzte auf ihr bewährtes Markenthema, das Reisen. Die Show an der Étoile du Nord, nahe dem Gare du Nord, präsentierte farbenfrohe, tragbare Reiseboxen und Neuinterpretationen ikonischer Bestseller-Taschen wie der Speedy. Der Rest blieb dem Stil von Kreativdirektor Nicolas Ghesquière treu und präsentierte eine harmonische Mischung aus eklektischen Referenzen vergangener Jahrzehnte.
Bei Dior, ebenfalls Teil des LVMH-Portfolios, setzte Maria Grazia Chiuri ihre seit 2016 andauernde Auseinandersetzung mit Feminismus fort und ließ sich von Virginia Woolfs Roman Orlando inspirieren – der Geschichte einer Figur, die fließend zwischen männlicher und weiblicher Identität wechselt. Ihre Herbst/Winter-Kollektion 2025 zeigte eine Fülle weißer Blusen, abnehmbare Kragen mit Rüschen – eine moderne Anspielung auf Orlandos Renaissance-Kragen –, Bermudas zu kniehohen Lederstiefeln, maskuline Blazer sowie viel Transparenz und Spitze.
Ein besonderes Highlight war jedoch die Rückkehr des ikonischen „J’adore Dior“-T-Shirts aus der Ära von John Galliano. Einst ein erschwingliches Einstiegsstück in die Welt des Luxus, könnte seine Neuauflage als augenzwinkernde Antwort auf Kritiker:innen gelesen werden, die Chiuris Kollektionen als zu kommerziell einstufen. Sollte sich das Gerücht um ihren bevorstehenden Abschied bewahrheiten, wäre dies ein cleverer Schlusspunkt ihrer Dior-Ära.
Am Donnerstag lud Chloé in eine sanft getönte Kulisse mit plüschigem, grüngrauem Teppich – ein Ambiente, das die feminine DNA des Hauses unterstrich. Tatsächlich wurde Chloé fast durchgehend von Frauen kreativ geleitet, eine Seltenheit in einer Branche, in der männliche Kreativdirektoren dominieren. Für Herbst/Winter 2025 stellte Chemena Kamali, die seit Ende 2023 als Kreativdirektorin am Ruder steht, erneut die „Chloé-Frau“ ins Zentrum ihrer Arbeit.
„Die Verbindung zwischen dem Haus, der Chloé-Frau und mir ist zutiefst persönlich“, schrieb sie in den Show-Notizen. Indem sie ikonische Chloé-Codes – fließende Silhouetten, Romantik und Sinnlichkeit – neu interpretierte, präsentierte Kamali eine Garderobe, die archetypische Weiblichkeit feiert, so wie sie das Haus seit seiner Gründung 1952 geprägt hat.
Die Kollektion setzte die bereits in Frühjahr/Sommer 2025 begonnene Lingerie-Ästhetik fort, verstärkte aber den für Chloé typischen Bohème-Touch. Besonders war vor allem die Wiederauflage der Paddington-Bag, des legendären It-Bags von 2004, das bereits 2019 unter Natacha Ramsay-Levi ein Comeback feierte. Ein Bestseller, dessen Preise auf dem Secondhand-Markt nun wohl wieder steigen werden.
Von Miu Miu bis Issey Miyake: Frische und Freiheit
Wenige Luxusmarken schaffen es, Mode als intellektuelles Experimentierfeld zu nutzen, ohne dabei den Tragekomfort zu verlieren – Miu Miu gehört dazu. Die Prada-Tochter dominiert seit mehreren Saisons den Lyst Index und wird diesen Status wohl weiter festigen.
Für Herbst/Winter 2025 spielten Miuccia Prada und Stylistin Lotta Volkova mit alltagsnahen Basics – Cardigans, knielange Röcke, BHs –, um eine möglichst authentische weibliche Silhouette zu kreieren. Das Ergebnis waren Looks, die gleichermaßen durchdacht wie lässig wirken. Röcke, die nicht zum Cardigan passen, ein absichtlich herausblitzender BH-Träger, ein Mantel, den man in der Hand trägt, weil einem zu warm ist, heruntergerutschte Socken – ein erfrischender Realismus in einer Ära der Post-Wahrheit, in der selbst Politiker:innen Fakten leugnen.
Diese spielerische Nonchalance spiegelte sich auch bei Issey Miyake wider. Besonders auffällig war hier eine Papiertasche, die sich in ein Kleidungsstück verwandelt, ein Oberteil, das sich durch zusätzliche Knöpfe in einen Ärmel umfunktionieren lässt, oder ein Hemd, das durch verschiedene Ärmelöffnungen immer wieder neu getragen werden kann.
Doch vor allem junge Marken brachten frischen Wind:
- Weinsanto (gegründet 2020) bleibt einer der meistbeachteten Newcomer. Besonders auffällig: Leder-Pieces mit verwaschener Denim-Optik. Zudem war Weinsanto eine der wenigen Marken, die Plus-Size-Models casteten.
- Christopher Esber, australischer Designer und Andam-Preisträger 2024, präsentierte begehrenswerte Silhouetten, die viele der Gäste wohl direkt übernehmen würden.
- Abra aus Spanien – bekannt für seine Designs für Loewe und Jacquemus – kombinierte auffällige Buzz-Looks mit tragbaren, femininen Styles. Besonders begehrt: Kitten-Heels mit Pompons.
- Bernadette, erstmals in Paris vertreten, punktete mit Taffet-Kleidern und funkelnden Pieces, die Eleganz und Lässigkeit vereinten. Neu im Sortiment: Schuhe.
- Zomer überzeugte mit spielerischen, wandelbaren Looks, darunter Strickteile von Cécile Feilchenfeldt. „Spielen bedeutet Kreation, das Vertraute wird neu erfunden“, hieß es in den Show-Notizen. Besonders spannend: gestrickte Looks von Cécile Feilchenfeldt.
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