Vier niederländische Marken, die sich der Kreislaufwirtschaft verschrieben haben
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In den Niederlanden fand Anfang Februar die Woche der Kreislaufwirtschaft statt. Während dieser Woche gab es zahlreiche Präsentationen, Podiumsdiskussionen, Exkursionen und Workshops zum Thema Kreislaufwirtschaft. Das Ziel der Aktionswoche war es, zu zeigen, wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis aussehen kann, damit die Öffentlichkeit etwas darüber lernen kann.
Als Teil der Circular Economy Week stellt FashionUnited vier niederländische Bekleidungsmarken vor, die auf ein zirkuläres Geschäftsmodell hinarbeiten. Keine der unten genannten Marken ist bereits zu 100 Prozent kreislauffähig, aber die Art und Weise, wie sie das Thema Kreislaufwirtschaft angehen, kann anderen Unternehmern eine gute Inspiration bieten. Übrigens bedeutet Kreislaufwirtschaft nicht nur, verantwortungsvoll zu produzieren oder mit wiederverwendbaren Materialien zu arbeiten, sondern auch, Verantwortung dafür zu übernehmen, was mit einem Produkt während und nach dem Gebrauch geschieht. Kann das Kleidungsstück zum Beispiel recycelt werden und welche Möglichkeiten bietet das Unternehmen dafür an?
Skot
Skot, die Marke der Unternehmer Michiel Karssen und Ruben van Veen, hat sich auf Hemden und T-Shirts für Männer spezialisiert. Das Label wurde 2017 mit dem Ziel gegründet, Männern eine nachhaltigere Alternative zu herkömmlicher Oberbekleidung zu bieten.
Skot geht auf seiner eigenen Website transparent mit dem Produktionsprozess seiner Kleidungsstücke um. Sie werden aus Biomaterialien wie Bio-Baumwolle und, im Falle einiger Hemden, Lyocell hergestellt und es werden keine Kunststoffe zugesetzt. Kunststoffe kommen allerdings in der Einlage im Kragen der Hemden vor. Hierfür verwendet Skot, wo immer möglich, recyceltes Polyester. Die Knöpfe der Skot-Hemden sind nicht aus Plastik, sondern aus Kokosnuss, einer pflanzlichen Variante zu Elfenbein und nachhaltig gezüchtetem Perlmutt. Skot verwendet auch recyceltes Nähgarn. Die Produktion findet in Istanbul und Indien statt. In der letztgenannten Fabrik, in der die T-Shirts von Skot hergestellt werden, kommen beim Druck und beim Färben ungiftige Farbstoffe zum Einsatz.
Skot ermutigt die Verbraucher:innen, ihre Skot-Produkte nach dem Gebrauch zurückzugeben, indem sie dafür einen zehnprozentigen Rabatt anbieten. Im Moment sind jedoch noch einige Schritte in Bezug auf das Recycling der Kleidungsstücke zu unternehmen, so Karssen gegenüber FashionUnited. Gebrauchte Kleidungsstücke können noch nicht zu neuem Garn für Kleidung verarbeitet werden. Das Material der zurückgegebenen Hemden wird jedoch derzeit zu anderen Produkten verarbeitet.
Skot verkauft die Hemden und T-Shirts über seinen eigenen Webshop und arbeitet in kleinem Umfang auch mit Einzelhändler:innen zusammen. Die Preise von Skot reichen von 33,95 Euro für ein T-Shirt bis 99 Euro für ein Hemd.
New Optimist
Lokal, sozial, zirkulär: das ist das Credo von New Optimist. Das Label wurde 2021 von Xander Slager und Nelleke Wegdam gegründet. New Optimist begann vor allem mit Kapuzenpullis, Pullovern und Hosen, hat aber inzwischen seine Kollektion erweitert: Sie umfasst jetzt auch Blusen und Jacken. Die Preise reichen von etwa 55 Euro für ein T-Shirt bis zu 140 Euro für einen Pullover. Die Marke hat einen eigenen Webshop, der dieses Wochenende wiedereröffnet wird. Außerdem hängt das Label bei über 20 Stores in den Niederlanden.
New Optimist verwendet natürliche, biologische und recycelte Materialien, darunter Baumwolle und Hanf. Der gesamte Produktionsprozess, mit Ausnahme des Webens und Strickens der Stoffe und des Färbens der Kleidungsstücke, findet in der Fertigungsstätte von New Optimist in Amsterdam statt. Das Färben erfolgt derzeit noch in Deutschland, aber mit der Zeit wollen Slager und Wegdam auch diesen Prozess selbst in die Hand nehmen und mit natürlichen statt synthetischen Farbstoffen arbeiten. Die Kleidungsstücke werden so konzipiert, dass sie leicht zu recyceln sind: So werden zum Beispiel nur Monomaterialien verwendet und keine Mischgarne, die eine nachträgliche Trennung erschweren.
New Optimist wird ab September ein Pfandsystem einführen, um Kund:innen zu ermutigen, ihre Kleidungsstücke nach Gebrauch zurückzugeben. Das Unternehmen richtet derzeit ein Recycling-Programm ein, damit getragene Kleidungsstücke zu neuem Garn oder Stoff verarbeitet werden können - vorzugsweise vor Ort.
Vodde
Vodde stellt Socken her. Socken für Männer und Frauen, für den Sport, zum Wandern oder für die Arbeit. Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche Socken: Diese Fußwärmer werden aus gebrauchten Textilien hergestellt, die Vodde von Sammelstellen wie Sympany oder Secondhand-Läden zugesandt werden. Aus diesem Material spinnt Vodde Baumwollgarne. Diese werden mit synthetischen Garnen aus gesammeltem Plastik und manchmal mit einem Anteil an Nylon oder Elastan kombiniert. Daraus werden in der Fabrik von Vodde in Tilburg Socken hergestellt.
Der Prozess von Vodde ist teilweise zirkulär. Wenn die Socken abgenutzt sind, will das Unternehmen sie zurücknehmen, auch wenn Vodde noch keinen Standardprozess dafür hat. Ein Teil des Materials kann dann zu neuem Sockengarn recycelt werden. Für einen anderen Teil gilt das noch nicht. Vodde-Gründer Patrick Welp ist derzeit in Gesprächen mit der Universität Leuven, um das Material, dessen Garn, das nicht mehr gebraucht werden kann, zu Füllmaterial für Isolierungen weiterzuverarbeiten.
Vodde hat einen eigenen Online-Shop und arbeitet außerdem mit mehreren Einzelhändler:innen in den Niederlanden zusammen. Die Preise für Vodde-Socken liegen zwischen 7,95 Euro und 16,95 Euro.
Rhea
Rhea wurde im Jahr 2021 von Roos Fleuren, Hannah Swift und Bridget Cumberworth gegründet. Die Marke stellt Strickpullover, T-Shirts, Kleider und Hosen aus Merinowolle und Tencel sowie Hemden aus Baumwollresten her. Die Preise reichen von 89 Euro für ein ärmelloses Oberteil bis zu 199 Euro für ein Kleid. Rhea verkauft die Kleidungsstücke selbst über einen Webshop und über die Boutique ‚The Collection One‘ in Amsterdam.
Rhea arbeitet mit natürlichen und wiederverwendbaren Materialien, wobei Wolle den größten Anteil hat. Die Wolle kommt zwar von weit her und die Produktion ist noch nicht vollständig regenerativ, sagt Fleuren am Telefon, aber das Ziel ist es, dies bis 2025 zu erreichen. Die Produktionskette der Marke ist transparent: An jedem Kleidungsstück ist ein QR-Code angebracht, der zu Informationen über die Herkunft und die Produktion führt. Auf der Website der Marke finden sich Tipps, wie Kleidungsstücke am besten gepflegt werden, damit sie länger gut aussehen. Wer ein Loch in seinem Rhea-Pullover hat, kann eine E-Mail an die Marke schicken, um ein Stück Stopfwolle und eine Reparaturanleitung zu erhalten.
Rhea kümmert sich selbst um seine unverkauften Bestände: Restposten aus der ersten Saison wurden kürzlich in eine neue Kollektion integriert. Das Label hat auch ein eigenes Recyclingprogramm für Wollkleidung: Kund:innen können Rhea getragene Strickwaren aus 100 Prozent Wolle schicken, die in der Wollspinnerei von Rhea auseinandergenommen werden. Aus der Wolle werden dann frische Garne gesponnen.
Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ