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Studie: 60 Prozent der Deutschen besitzen „zu viel Kleidung“

Von Reinhold Koehler

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Mode

Wie andere westliche Industrienationen ist auch Deutschland im Fast Fashion-Wahn. Immer mehr global agierende Modeketten bringen immer mehr Kollektionen in immer kürzeren Abständen heraus und unterbieten sich dabei regelmäßig gegenseitig im Preis. Gut für die Verbraucher, will man meinen, denn die haben ja schließlich immer mehr Auswahl zu immer billigeren Konditionen.

Glaubt man einer neuen Umfrage der Umweltorganisation Greenpeace, sind die deutschen Verbraucher jedoch bereits jetzt mit ihrem aktuellen Kleiderbesitz überfordert. So gaben 60 Prozent der Frauen an, mehr Kleidung zu besitzen, als sie benötigen. Trotzdem wird weiter eingekauft: Schnell wechselnde Kollektionen und Rabattaktionen treiben die Kauflust an, und die neue Frühlingsmode lockt bereits – egal ob on- oder offline.

Dabei geben gerade Frauen oft mehr aus als sie eigentlich wollten. Größter Shopping-Verführer sind dabei die diversen Social Media Plattformen wie Instagram oder Facebook, von deren Inhalte sich Frauen besonders gerne verführen lassen. Viele halten ihre selbst gesteckten finanziellen Grenzen beim Kleiderkauf oft nicht ein. Etwa jede Vierte verheimlicht sogar, wieviel Kleidung sie gekauft hat. „In den Sozialen Medien werden pausenlos brandneue Outfits beworben - da fällt es schwer, dem Shopping-Impuls zu widerstehen. Oft folgt ein Gefühl der inneren Leere", so die Greenpeace-Textilexpertin Alexandra Perschau.

Tatsächlich gaben 60 Prozent der Frauen bei der repräsentativen Umfrage an, sich nach dem Einkaufen erschöpft und ausgelaugt zu fühlen. Perschaus Fazit: „Auf den Kick folgt der Kater.“ Der pausenlose Modekonsum mache Menschen unglücklich und schade der Umwelt.

Nur jede Zweite an Produktionsbedingungen interessiert

Die Umfrage zeigt zudem, dass Shopping nicht mit dem Kauf von benötigten Waren des täglichen Lebens gleichzusetzen ist. Die Beweggründe sind vielfältig und meist positiv besetzt: Gekauft wird, um sich aufzumuntern, um Stress abzubauen oder das Selbstwertgefühl zu steigern. Rabatte und andere Aktionsangebote führen darüber hinaus bei jeder zweiten Frau zu ungeplanten Käufen. Trotz des bestehenden Überflusses geben Verbraucherinnen im Durchschnitt jeden Monat fast 100 Euro für Kleidung, Schuhe, Taschen und Accessoires aus. Als wichtigste Kaufkriterien nennen so gut wie alle Frauen, nämlich 96 Prozent, das Aussehen. Für 85 Prozent ist der Preis entscheidend, während nur knapp über 50 Prozent Interesse an den sozialen Produktionsbedingungen und der Umweltverträglichkeit haben.

„Im Wochenrhythmus bietet die Fast-Fashion-Industrie neue Kollektionen an, anstatt langlebige und hochwertigere Kleidung zu produzieren, die reparierbar und kreislauffähig ist“, so der Greenpeace-Vorwurf an die Branche. Was den Umweltschützern Hoffnung macht, ist der Umstand, dass sich langsam ein neues Bewusstsein unter der Mode-Avantgarde abzeichnet: Vintage, Upcycling und Do-It-Yourself sind immer mehr angesagt, während „Kleidung als Wegwerfware“ laut Perschau „bei den Trendsettern out“ sei. Greenpeace sieht ein verändertes Konsumverhalten als essentiell an, um die Umweltfolgen der rasant wachsenden Textilindustrie einzudämmen.

Foto: JörgBrinckheger / pixelio.de

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