Revival: Das Französische Schuhlabel Free Lance wird neu Aufgelegt
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Die Marke Free Lance erfindet sich neu. Die französische Schuhmarke, die einige vielleicht noch aus den Achtzigern kennen werden, hat ein globales Revival eingeleitet, sowohl was den Look der Kollektionen, das Design der Läden als auch die Identität und das Image des Hauses angeht.
Gegründet wurde Free Lance 1980 in La Gaubretière, Vendée, von den Brüdern Guy und Yvon Rautureau, 2017 wurde es von Xavier Marie (Maisons du Monde) übernommen. Heute ist es eines der wenigen noch existierenden Unternehmen für hochwertige Modeschuhe „Made in France“. Davon soll das Revival der Marke zehren, dessen erster Akt die Ankunft von Camilla Schiavone an der Spitze der Rautureau Apple Shoes Gruppe war, zu der neben Free Lance auch JB Rautureau, No Name, Schmoove und Armistice gehören. Die Führungskraft wechselt von Roger Vivier dorthin und berief den künstlerischen Leiter Alfredo Piferi an ihre Seite, der fünf Jahre an der Spitze der Damen-Kreativdirektion bei Jimmy Choo stand und zahlreiche Projekte für Mode- und Luxushäuser wie Karl Lagerfeld, Casadei, Kanye West und Burberry entwickelte.
Gemeinsam will das Tandem Free Lance wieder zu altem Glanz verhelfen. Der DNA, den Grundlagen treu bleiben, aber die Marke sanft in die 2020er Jahre holen, das ist das Ziel, wie die beiden im Interview mit FashionUnited klarmachen.
FashionUnited: Was ist das neue Image, das Sie Free Lance einflößen wollen?
Camilla Schiavone: Free Lance ist eine Premium-Marke, die mit Luxus liebäugelt und sich an moderne, starke Frauen zwischen 30 und 50 Jahren richtet. Wir ziehen das Label in Richtung Luxus, mit einem neuen Stil, und beziehen die gesamte Markenidentität in diese Erneuerung ein. Ein neues Logo, raffinierter, inspiriert von den optischen Effekten der Künstlerin Bridget Riley, ein Monogramm, das auf die Schuhe graviert wird, eine luxuriöse Verpackung, wo mit Tasche, Schachtel und Seidenpapier gearbeitet wird, und vor allem das Emblem von Free Lance, die Rose, neu gestaltet und auf die Sohle einiger Modelle graviert, in das Leder der Schuhe genäht oder auf den für das Haus unverzichtbaren Stiletto gedruckt. Wir beginnen mit der Neugestaltung der Boutiquen, mit einer ersten Präsentation des neuen Konzepts in Brüssel im September. Wir haben 24 eigene Boutiquen, die alle umgestaltet werden, angefangen mit dem Pariser Flaggschiff, in der Rue du Four.
Wie sind Sie bei der Überarbeitung der Kollektionen vorgegangen?
Alfredo Piferi: Die Archive waren mein Fundament. Sie sind reich bestückt, das Free-Lance-Universum ist sehr vielfältig. Wir finden Biker Boots, Santiags, also Cowboystiefel, aber auch sehr feminine Stilettos, oder eher „Cross Gender“-Produkte. Der gemeinsame Faktor bei all dem ist ein durchsetzungsfähiger Charakter, der es wagen kann, exzentrisch zu sein.
Ich bin von dieser Basis ausgegangen, um die Produkte für die 2020er Jahre neu aufzulegen. Ein eher nüchterner, bewussterer Stil, der manchmal mit den Siebzigern flirtet, modern und fröhlich. Es war eine Gratwanderung: Revue passieren lassen, ja, aber ohne Ego, um den Grundlagen der Marke treu zu bleiben.
Es gibt mehr Farben, Farb-Blöcke, vor allem auf den Mokassins, Patchworks. Sehr eckige, manchmal übertriebene Proportionen, ganz im Sinne der Citywear, aber auch sehr spitz zulaufende Modelle. Das gilt für unseren neuen Pumps mit einem Absatz, der wie ein Rosendorn gewölbt und mit einem „Polster“ auf dem Rist ausgestattet ist, für unsere Riemchensandalen oder das neue Stiletto-Modell.
Die „Western“-Linie ist eher urban chic, sehr modisch, mit Cowboy-Pantoletten, mit konturierten Absätzen, ultra-spitzen Zehen. Der Biker-Teil ist anspruchsvoller geworden: immer noch mit Goodyear-Nähten gefertigt, haben wir die Biker-Boots ihre Linien weicher gemacht, sie haben Nieten und raffiniertere Metallarbeiten.
An der Spitze der Pyramide haben wir sehr glamouröse, sexy Modelle, wie die Multi-Strap-Sandalen aus Grosgrain-Satin.
Meine Arbeit umfasst das gesamte Markenimage. Also habe ich das Logo überarbeitet, immer in diesem moderneren, reineren Spirit, und habe mich besonders um die Markenzeichen gekümmert, insbesondere die Rose, die unter den Sohlen eingraviert, genäht, gestickt ist. Die Identität ist global, kohärent, findet sich in den kleinsten Details, von der Kampagne bis zu den Absätzen, oder manchmal sind versteckte Botschaften eingraviert, wie „Dare“, oder „Smile“ unter den Sohlen.
Free Lance war eines der Flaggschiffe der französischen Schuhindustrie. Ist sein Know-how heute noch "Made in France"?
Camilla Schiavone: Absolut. Unser Werk in der Vendée beschäftigt 70 Mitarbeiter von insgesamt 200 Mitarbeitern der Gruppe. Alle unsere Produkte kommen von dort, 30.000 Paar pro Jahr, mit Ausnahme der Sandalen, die aus Gründen des Know-hows in Italien hergestellt werden, und der Bikerstiefel mit Goodyear-Naht in Portugal, ebenfalls aus technischen Gründen. Und unsere Leder kommen aus Italien.
Sie sprachen die Digitalisierung des Vertriebs und des Exports an. Wo steht die Free Lance auf diesbezüglich heute?
Camilla Schiavone: Was Omnichannel angeht, sind wir fast am Ziel. Die Integration erfolgt auf der Ebene der Filialen und des Standorts. Im Großhandel sind wir in 90 Verkaufsstellen vertreten, und wir nähern uns dem Export in ganz Europa. Wir haben Verträge mit Agenten in Italien, der Schweiz, Großbritannien, Skandinavien, Deutschland, Österreich und Ungarn abgeschlossen. Unser neuer, 500 Quadratmeter großer Showroom in der Rue de la Boétie vereint alle Marken der Gruppe und ermöglicht Synergien. Es ist auch ein idealer Ort, um ausländische Kunden zu empfangen.
Dieser Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.fr. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.