Primark wird wegen seiner Pride Collection des “Pinkwashing” beschuldigt
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Pride-Events haben Millionengewinne für Unternehmen in Städten wie London, New York und Madrid generiert. Keine Überraschung, wenn man bedenkt, dass die Kaufkraft der Lesben-, Schwulen-, Bisexual- und Transgender-Gemeinschaften im Jahr 2016 allein in den Vereinigten Staaten auf 917 Milliarden Dollar geschätzt wurde, so eine Studie von WiteckCommunications. Es ist auch klar, dass Modemarken ein Stück von diesem Kuchen abhaben wollen. Eine wachsende Zahl von Händlern hat deshalb in den letzten Jahren während der Pride-Saison Kapselkollektionen veröffentlicht, darunter Nike, H&M und Primark. Aber die Verbraucher sind skeptisch gegenüber Marken, die "die Pride-Karte spielen", nur um den Umsatz zu steigern. Primarks Pride Collection aus dem Jahr 2018, die Anfang des Monats veröffentlicht wurde, ist das aktuellste Beispiel für eine Modefirma, die von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LGBT) beschuldigt wird, "Pinkwashing" zu betreiben.
Primark wird dafür kritisiert, Stonewall mit seiner Pride-Capsule-Kollektion zu unterstützen
20 Prozent der Einnahmen von Primarks Pride Collection 2018, die in Europa und den USA verkauft wird, sollen an Stonewall, Großbritanniens größte LGBT-Wohltätigkeitsorganisation, gespendet werden. Gegründet im Jahr 1989, ist Stonewall bekannt für Kampagnen- und Lobbyarbeit, die auf die Verabschiedung von Gesetzen gegen Homophobie abzielt. Obwohl sie bei Pride-Paraden in Großbritannien vertreten ist, ist die Vereinigung nicht direkt an der Organisation dieser Veranstaltungen beteiligt. Stonewall hat sich außerdem entschieden, im Februar nicht mehr an der Pride London teilzunehmen, und kritisierte "den Mangel an Vielfalt und Inklusion" im Vorsitz des Events. Stattdessen nahm sie an der britischen Black Parade, einem Event, das am selben Tag stattfindet, teil. Das britische Pride Organizers Network, das die Wohltätigkeitsorganisationen repräsentiert, die jedes Jahr mehr als 100 Pride-Paraden in Großbritannien veranstalten, reagierte, indem es verlauten ließ, "enttäuscht" darüber zu sein, dass die Erlöse aus Primarks Pride Collection an Stonewall gespendet werden. „Alle Pride-Organisationen sind freiwillige Körperschaften, die jedes Jahr darum kämpfen, die notwendigen Mittel für diese wichtigen öffentlichen Veranstaltungen aufzubringen, an denen die meisten kostenlos teilnehmen können. Erst in der letzten Woche, gaben die Pride-Veranstalter in einer Stadt, in der Primark diese Produkte verkaufen wird, bekannt, dass es seine Veranstaltung aufgrund fehlender Mittel aussetzen muss. Der Kampf um finanzielle Mittel ist Alltag für die meisten Pride-Organisatoren. Stonewall war in der Vergangenheit kritisch gegenüber den Prides. Das ist eine Beleidigung für jede Pride, die ihre eigenen Waren verkaufen, um Geld für ihre Veranstaltungen zu sammeln", so die Veranstalter.
Neben Primark wird Stonewall von Unternehmen wie Virginia, Visa und JP Morgan unterstützt. Laut dem Finanzbericht für das Jahr 2017 verfügte die Organisation über Geldreserven in Höhe von 5 Millionen Pfund. Die Pride Paraden von Bridgwater, Burnley und Bradford mussten in den letzten zwei Jahren wegen fehlender Mittel abgesagt werden.
„Als Primark beschloss, ein Pride-Kollektion zu lancieren, waren wir stolz und erfreut, dass sie uns für eine Partnerschaft angesprochen haben. Sie wollen mit uns zusammenarbeiten, um einen langfristigen Generationswandel für LGBT-Menschen in Großbritannien und international zu zu erreichen", gab Stonewall in einer Erklärung bekannt. „Diese Finanzierung wird uns helfen, Programme durchzuführen, die Jugendliche aus der LGBT-Gemeinde und marginalisierte Gruppen innerhalb der Gemeinschaft zu stärken." Die Organisation fügte hinzu: „Wir wissen, dass Prides für die LGBT-Gemeinschaften, denen sie dienen, von wesentlicher Bedeutung sind, und sie sind besonders wichtig für Einzelpersonen, die gerade erst zu ihrer Reise aufbrechen. Pride ist ein ermutigender Moment, und wir sind stolz, dass wir dieses Jahr mehr als 350 LGBT-Jugendlichen die Teilnahme an einigen der größten Pride-Feiern in Großbritannien ermöglichen.“
„Wir nehmen LGBT-Rechte sehr ernst. Deshalb haben wir mit Stonewall, einer der führenden LGBT-Wohltätigkeitsorganisationen in Europa, eine Kollektion von Pride-Produkten entwickelt", sagte Primark per E-Mail an FashionUnited. "Als großer Einzelhändler unterstützen wir ein umfangreiches Wohltätigkeitsprogramm sowohl auf nationaler als auch auf lokaler Ebene. Wir spenden das ganze Jahr über in allen Märkten, in denen wir tätig sind, an verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen. Wir überprüfen ständig unsere Wohltätigkeitspartnerschaften und sind immer offen für Vorschläge.“
Einige Social-Media-Nutzer haben auch darauf aufmerksam gemacht, dass Primarks Pride Collection in ganz Europa und in den USA verkauft wird. Sie haben den Fast-Fashion-Riesen dafür kritisiert, dass er den gesamten Erlös der Kollektion an eine einzige britische Wohltätigkeitsorganisation gespendet hat, anstatt lokale LGBT-Organisationen zu unterstützen.
Please don't buy #Pride range from #Primark - they're profiting and giving nothing to Prides.
— Jamie Love (@MrJamieLove) May 23, 2018
Prides all around the UK are the product of volunteers working their arses off to make them possible by constant fundraising. pic.twitter.com/TS2dQkRSHi
It was bad enough that @Primark and @stonewalluk were cashing in on the hard work of volunteers by producing a pride range of merchandise now @riverisland is joining them with their own range giving profits to a charity that doesnt arrange pride events!
— Pride Edinburgh ( @PrideEdinburgh) May 28, 2018
Schließlich wurde die Tatsache kritisiert, dass Produkte in Primarks Pride Collection in der Türkei und in Myanmar hergestellt werden. Letztes Jahr verbot die Türkei alle Pride-Veranstaltungen in der Hauptstadt, um "die öffentliche Sicherheit zu schützen", wobei Stonewall selbst die Entscheidung kritisierte. "In der Türkei, einem Land, das als eines der schlechtesten Länder in Europa für LGBT-Rechte gilt, haben LGBT-Kulturveranstaltungen eine besondere Bedeutung. Gegenwärtig werden LGBT-Veranstaltungen in der Türkei angegriffen, was einen Rückschritt für erkämpfte LGBT-Rechte bedeutet“, schrieb die britische Wohltätigkeitsorganisation auf ihrer Website. In einem Interview mit dem Guardian im Jahr 2016 sagte Hla Myat Tun von der burmesischen LGBT-Organisation Colors Rainbow: „Die Polizei [in Myanmar] betrachtet LGBT-Personen, insbesondere Transgender, als Menschen, die sie misshandeln können, wenn sie Geld brauchen."
Bilder: Primark