Platte.Berlin: „Neue Chancen und Allianzen entstehen, um den Modestandort Berlin zu stärken“
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Die interdisziplinäre Mode-Location Platte.Berlin richtet sich an lokale Modeschaffende und wurde von der Wirtschaftsförderung der Bezirke Mitte und Pankow initiiert. Während der Berlin Fashion Week im September soll es zu einem der zentralen Anlaufpunkte für die Berliner Mode werden. FashionUnited befragte Rona Tietje, Bezirksstadträtin für Jugend, Wirtschaft und Soziales im Bezirksamt Pankow von Berlin zu den Plänen der Stadt für die Fläche (aktuell 500 Quadratmeter), die im kommenden Jahr noch um 800 Quadratmeter ergänzt werden soll.
Frau Tietje, wie kam es zur Gründung der Platte.Berlin, auf wessen Betreiben hin wurde diese Mode-Location gegründet und was ist die Geschichte des Gebäudes?
Seit Langem gab es in Berlin unter den Modeschaffenden den Wunsch nach einem zentralen Ort für alle Akteure. Anfang diesen Jahres war es dann endlich soweit! Durch die Initiative der Bezirksämter Pankow und Mitte konnte in der Memhardstrasse 8 am Alexanderplatz dieses Vorhaben gestartet werden. Das große Haus mit 200 Wohnungen und verschiedenen Gewerbeflächen ist schon lange Kulturgut und spiegelt Berlin authentisch und ehrlich wieder. Dieses Haus bildet mit seiner 40-jährigen Geschichte und ihren verschiedenen Bewohnern so viele Aspekte Berlins ab, dass es eines eigenen Artikels bedarf, um diesem Ort gerecht zu werden.
Was ist seit dem Opening in der Platte Berlin passiert?
Seit unserem Soft Opening im Mai 2021 ist sehr viel Verschiedenes passiert. Zunächst haben wir einen großen Wert auf die Optimierung von Abläufen in unserer Organisation und den internen Strukturen gelegt. Die Platte.Berlin ist ein sehr umfangreiches Projekt und bedarf deshalb auch eines Rahmens der mit einem kleinen mittelständigen Unternehmen vergleichbar ist. Die Platte.Berlin will insbesondere bei der Professionalisierung von Modeschaffenden helfen und muss hierfür selbst Vorbildcharakter haben. Als nächstes haben wir die Platte mit ihren Leitmotiven und Zielen in der Branche vorgestellt und bereits viele Partner und Allianzen schließen können, um mit maximaler Unterstützung unsere angedachten Projekte umsetzen zu können. Wir konnten unter anderem die Hess Natur Stiftung, den Fashion Council Germany, den Verein Berliner Modedesigner, das Netzwerk NEMONA und Montebelo für verschiedene Platte Projekte gewinnen und sind glücklich über das Interesse an der Platte. Neben eigenen Veranstaltungen in der Platte haben wir verschiedene andere Events gehostet um hiermit deutlich zu machen, dass die Platte interdisziplinär denkt und die Berliner Kunst und Kreativszene mit Mode verbindet. Die Platte wird ein Ort sein, an dem sich Menschen treffen, finden und vernetzen sollen, die die Berliner Kunst, Mode und Kreativbranche innovativ und nachhaltig verändern wollen. Wir hatten unter anderem die Digital German Press Days, das Gruppe Magazin, die Kunsthochschule Berlin Weißensee und das Desire Homme Magazine bei uns zu Gast und freuen uns in Zukunft weitere nachhaltige, diverse und inklusive Events arrangieren. Und schließlich haben wir in dem Berliner Architektur Büro AFLPMW den richtigen Partner in Sachen Innenausbau und Realisierung unserer anstehenden Baumaßnahmen gefunden. Wir werden unsere Main Area im Erdgeschoss zu den German Press Days im Oktober 2021 offiziell vorstellen und einweihen. Über diese Entwicklung sind wir sehr froh.
Was kann die Platte.Berlin zur Berliner Modelandschaft beitragen?
Die Platte sieht sich vor Allem als Ort und als Knotenpunkt für alle Initiativen und Modeschaffenden in Berlin. Ganz konkret wird die Platte neben Events und einem eigenen Store folgende Projekte langfristig umsetzen. Außerdem entwickeln wir in Zusammenarbeit mit dem Verein für Berliner Modedesigner einen Expertenpool, der den Modeschaffenden individuelle Unterstützung in den Bereichen Recht, Marketing, PR, Business Strategy und Buchhaltung geben will. Zusätzlich wird die Platte zukünftig von einem Kuratorium unterstützt, das aus Experten der verschiedenen Bereiche in der Mode bestehen wird. So kann die Platte langfristig mit der Hilfe eines partizipativ aufgestellten Kuratoriums über mittel- und langfristige Zielsetzungen diskutieren und sicherstellen, dass die hauseigenen Werte und der ethische Leitfaden zu jeder Zeit reflektiert, beachtet und umgesetzt werden können. In Partnerschaft mit Montebelo und Fashion Angel London plant die Platte in 2022 eine nachhaltige und innovative Stoffmesse. Neben der Möglichkeit des Netzwerkes zu nachhaltigen Stoffherstellern werden wir einen Schwerpunkt auf Knowledge-Transfer legen. Create Your Sustain ist ein gemeinsames Projekt mit der Neonyt Messe in Frankfurt. Wir möchten mit unserem Videoprojekt spannende nachhaltige Konzepte von Modeschaffenden und der Industrie vorstellen und diese dann mit dem Create Your Sustain Award belohnen. Create Your Sustain soll nachhaltige Projekte honorieren und zu mehr Nachhaltigkeit in der Industrie motivieren. Uns ist sehr wichtig, genau dafür einen Beitrag zu leisten. Der Create Your Sustain Award wird erstmalig 2022 im Rahmen der Neonyt Messe vorgestellt werden.
Welche Events sind in der Platte.Berlin für die Fashion Week geplant?
Die Platte.Berlin ist in der neu initiierten Studio2Retail Week einer der Keypartner und freut sich den ersten D2C und nonseasonal Runway für Berliner Modeschaffende zu realisieren. Bei Platte.Realness, so der Name der Show präsentieren wir ausschließlich Berliner Designer mit total Looks, die man dann auch sofort im Platte-Pop-up oder beim Designer kaufen kann. Bei der Inszenierung haben wir uns tatkräftige Unterstützung von Andra Wöllert von So Extra dazu geholt. In der Ballroom Szene kennt man Andra vor allem unter Ihrem Pseudonym – Mother Ambrosia Gucci Angels. Platte spendet in Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Designern zehn Prozent des Umsatzes an die LGBTQ-NGO Casa Kuà und die restlichen Einnahmen verbleiben bei den Designern. Im Anschluss an den Platte-Pop-up findet in Zusammenarbeit mit dem VBM die Material Matters Ausstellung statt. Die sorgfältig kuratierte Auswahl an Kunst-, Mode- und Designinstallationen inspiriert das Publikum dazu, Stofflichkeiten unterschiedlichster Art für neue Zwecke und in alternativen Anwendungen zu begreifen. Vom 10.09.2021 bis 07.10.2021 können Besucher die Ausstellung besuchen, Workshops beiwohnen und Teil eines Panel Talks sein. Mehr Informationen findet man unter www.materialmatters-berlin.net.
Ein Tech Lab sowie der "Bau einer Exzellenzplattform für Nachhaltigkeit und Innovation an Modeschaffende und Kreative wurde bei der Eröffnung angekündigt, gibt es dabei schon Fortschritte?
Das TechLab und die Exzellenzplattform sind zwei der größten Vorhaben der Platte und werden voraussichtlich nächstes Jahr mit verschiedenen Partnern realisiert. Das TechLab wird planerisch ab dem Winter 2021 gestartet und die Exzellenzplattform wird ab dem Frühjahr 2022 thematisch umgesetzt.
Es scheint, als wäre die Unterstützung seitens der Politik erst ‚erwacht‘ nachdem im vergangenen Jahr der Paukenschlag des Umzugs der Messen der Premium Group nach Frankfurt verkündet wurde. Was ist ihre Reaktion auf diese Aussage?
Die Berliner Modelandschaft wartet schon lange auf mehr politische und wirtschaftliche Unterstützung und freut sich vor Allem über das nunmehr verstärkte Interesse. Es ist natürlich für Berlin als Stadt schade, dass wir die Premium Group als Messebetreiber vor Ort verloren haben. Jedoch schafft dieser Umzug neue Chancen für alle Modeschaffenden in Berlin. Berlin wird immer die Anlaufstelle für alle Modeschaffenden sein und kann sich nun auf die Förderung dieser Kreativen Fokussieren. Außerdem möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir uns als Bezirke Mitte und Pankow schon vor der Krise mit der Unterstützung der Modebranche beschäftigt haben und dieses Modehaus schon seit vielen Jahren planen.
Wie sehen Sie die Zukunft des Modestandorts Berlin?
Wir als Platte.Berlin sind uns sicher, dass neue Chancen und Allianzen entstehen, um den Modestandort Berlin noch mehr zu stärken. Auch die aktuellen Schwierigkeiten durch Covid-19 haben das Wir-Gefühl in Berlin gestärkt, so dass alle gemeinsam nun an verschiedenen Projekten arbeiten.