Paris Fashion Week: Fünf Trends für H/W21
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Gerade werden draußen die Tage länger und heller, da zeigen die Designer auch schon wieder ihre Kollektionen für Herbst/Winter 2021/22. In dieser Saison fand die Paris Fashion Week virtuell statt. Die Modehäuser präsentierten ihre Kreationen in Form von Filmen, die online zu sehen waren.
Für die Aufnahmen suchten die Designer das Besondere im Gewöhnlichen. Eine der wenigen Schauen mit Publikum war die von Coperni, die ihre Gäste aus dem eigenen Auto zusehen ließ. Sie fand auf dem Parkplatz des Accor Stadiums in Paris statt und die Gäste steuerten die Beleuchtung gleich selbst bei. Für Balmain ging’s raus auf den ‚Runway‘ – beziehungsweise in den Hangar der Air France am Flughafen Paris Charles de Gaulle. Und Isabel Marant zeigte ihre Kollektion vor den futuristischen Schwüngen eines in die Jahre gekommenen Parkhauses in einem Vorort von Paris.
Not macht eben erfinderisch, das zeigt nicht nur die Wahl der Veranstaltungsorte, sondern auch die Inspirationsfindung in Sachen Trends. Wenn Messen und Gespräche von Angesicht zu Angesicht ausbleiben, suchen Designer Inspiration in dem, was sie schon kennen. So wurden einige Trends recycelt und ins Jahr 2021 verfrachtet, einige weiterentwickelt.
Welche das sind, erfahren Sie hier.
1. Bauchfrei
Es war nur eine Frage der Zeit. Die frühen 2000er Jahre kündigten sich schon seit einer Weile als Trend an und sind nun vollends zurück. Das drückt sich insbesondere in einem der wichtigsten Aspekte dieser Ära aus: Die Taille rutscht nach unten und der Bauch darf frei bleiben. Hosen sitzen tiefer, wenn auch nicht ganz so tief wie in den Nullerjahren, und die Hüfte rückt wieder in den Fokus. Bei Balmain saßen die Hosen selbst zwar auf Taillenhöhe, die Hüfte wurde aber durch schwere Goldketten optisch betont.
Bei Coperni zeigten die Models Nabel, die Hosen saßen etwas oberhalb der Hüftknochen. Sébastien Meyer und Arnaud Vaillant kombinierten Glam und Workwear-Einflüsse mit Sportswear und Strass-Bling der Nullerjahre.
Virginie Viard setzte bei Chanel ebenfalls auf ein freies Midriff, das zum Teil von Netzstoffen verhüllt wurde, und betonte die Taille mit Bauchketten-Gürteln, die teilweise auch bis auf die Hüfte herabrutschten. Eine für Chanel recht mutige und trendige Kollektion, die die Zielgruppe verjüngt, ohne die klassische Kundin aus dem Auge zu verlieren.
Fotos: Balmain, Coperni, Chanel – HW21-Kollektionen via Catwalkpictures (von links nach rechts)
2. Die Siebzigerjahre
Die Siebzigerjahre waren überall zu sehen: Ob in Form von Ledermänteln, Schlaghosen oder Studio 54-Glam. Mäntel und Blazer aus schwarzem Leder sah man in beinahe jeder Kollektion: In Patchwork und Flickenoptik waren sie bei Marine Serre und Chloé vertreten. Bei Altuzarra kam ein Lederensemble bestehend aus Hose und Überhemd in Ochsenblut zum Einsatz. Bei Courreges zeigte sich Leder in verschiedensten Spielarten.
Olivier Rousteing belebte bei Balmain ein 70er Jahre-Muster aus den Archiven des Hauses wieder: Das PB-Pattern zierte die Kollektion im Alloverlook. Auch bei Versace wurde ein Logo-Muster namens “La Greca” eingeführt, das die Looks in verschiedenen Farben im Komplettlook zierte. Braun und Khakitöne, Pullunder und ausladende Kragenformen riefen ebenfalls die Siebzigerjahre ins Gedächtnis.
Fotos: Balmain, Isabel Marant, Marine Serre – HW21-Kollektionen via Catwalkpictures (von links nach rechts)
3. Quilting und Steppungen
Gabriela Hearst zeigte gequiltete Mäntel in ihrer ersten Kollektion für Chloé, die sie in Zusammenarbeit mit der Sheltersuit Foundation aus Materialien alter Kollektionen upgecycelt hatte und vereinte so Soziales mit Schönem. Der Trend zum Quilt ist bereits in vollem Gange und deckenartige Mäntel bleiben im Trend. Jonathan Anderson setzte bei Loewe ebenfalls auf gesteppte Mäntel in Quiltoptik, die ein Stück weit das Cocooning des Heims mit nach draußen nehmen. Bei Cecilie Bahnsen gab es sogar gesteppte und Wattierte Kleider in Pastelltönen zu sehen und Miu Miu zeigte eine komplette Kollektion in gesteppten Teilen, von Skianzügen bis hin zu Bodys.
4. Kopftücher
Versace zeigte seine Kollektion zwar nicht im offiziellen Paris Fashion Week Kalender, aber zur selben Zeit, am 5. März nämlich. Eines der auffälligsten Accessoires dieser Schau waren die Kopftücher, die die Models, weiblich wie männlich, trugen.
Auch bei Dior und Koché trugen Models Seidentücher auf dem Kopf, bei letzterer allerdings unter Basecaps.
Fotos: Koché, Dior, Versace – HW21-Kollektionen via Catwalkpictures (von links nach rechts)
5. Schwarz, Weiß und Shocking Pink
Valentin Yudashkin, Masha Ma und Givenchy verzichteten (fast) komplett auf andere Farben als Schwarz und Weiß. Bei vielen anderen Designern diente Schwarz als die Basisnote, die die anderen Farben, wie Shocking Pink, noch stärker zum strahlen brachte. Auch wenn weder Schwarz, noch Weiß einen Trend im eigentlichen Sinne darstellen, soll es hier erwähnt sein, weil es für die Gretchenfrage steht, die, gerade nach einem Krisenjahr, interessant ist. Setzt man als Designer auf klassische, zeitlose oder auf eine freudige, optimistische Töne? Hier schieden sich die Geister.
Shocking Pink ist für immer mit Elsa Schiaparelli verknüpft, die ein Parfüm nach diesem Farbton benannte und sich damit stark von der zeitlosen Eleganz einer Coco Chanel abhob. Daniel Roseberry zeigte für das Haus eine starke Kollektion, für die sich bestimmt auch die Schöpferin hätte begeistern können. Er kanalisierte Madonnas Blonde Ambition sowie Grace Jones’ ikonischste Looks und setzte dem ganzen mit seinem surrealistischen Goldschmuck im wahrsten Sinne die Krone auf.
Auch bei Lanvin zeigte sich die Farbe in Form eines Herrenanzugs und Cocktailkleidern. In einem Quasi-Remake des Musikvideos zu „Rich Girl“ von Gwen Stefani aus dem Jahr 2004 feiert eine Gruppe von Freunden in einem Pariser Hotel die Dekadenz. Neben den Nullerjahren hatte auch Rapperin Eve höchstpersönlich einen Gastauftritt.
Bei Isabel Marant hoben sich Kragen, Patten und Armeinsätze eines Pullovers in Pink ab, ebenso wie Stickereien und eine Bluse in der Farbe. Auch bei Chanel, Balmain und Miu Miu hatte Pink einen Gastauftritt.
Titelbild: Loewe HW21 via Catwalkpictures