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Orderbilanz Frühjahr/Sommer 2021: Smarte Casualstyles und Kleider auf der Überholspur

Von Lisa Dartmann

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Mode

Die Orderrunde Frühjahr/Sommer 2021 ist gelaufen. Unterm Strich sind die Hersteller zufrieden. Wer die Order mit einem einstelligen Minus oder gar einem Plus abgeschlossen hat, steht auf der Gewinnerseite. Leider gab es auch jede Menge Verlierer – sowohl im Einzelhandel als auch in der Industrie. Aber die Erwartungen waren ohnehin nicht sehr hoch. Modisch setzt der Casualtrend mit unkomplizierten, alltagstauglichen Styles seine Erfolgsstory fort. Alles easy und in natürlichen Farben und Materialien. Die Mode macht Mut.

Leonie Stockmann und Olivia Zirkel, Inhaberinnen vom Modegeschäft Simon und Renoldi, Köln, haben ihr komplettes Sortiment für Frühjahr/Sommer 2021 überarbeitet und einige Labels aus Skandinavien und Italien neu aufgenommen. Mit den Newcomern möchten sie neue Akzente setzen und die Looks auf den Flächen aufbrechen. Die Kölnerinnen bevorzugen eine smarte Lässigkeit und einen entspannten Look, der dem Zeitgeist entspricht. „Dressing-up und Dressing-down“, lautet ihr Trendgebot, denn die Mode muss alltagstauglich im Homeoffice sein und gleichzeitig den Look „aufpeppen“. Farblich setzen sie auf ruhige Kolorits, sehr viele Naturtöne mit farblichen Akzenten wie Fuchsia und Royal blau. Etwas mehr Farbe hätte einigen Kollektionen gut getan, bedauern nicht nur die beiden Kölnerinnen. Für Sabrina Zehmeister, Trendhaus Zirndorf war es wichtig, einen guten Mix zu finden. Sie hat auf Grobstrickpullis in Cashmere und Mohair in intensiven Farben wie Orange, Limette oder Flieder gesetzt. Boho Hippiekleider, lang und sehr weiblich und überhaupt feminin gestylte Wohlfühlklamotten wie die schicke Seidenbluse zur lässigen Hose wird sie im nächsten Sommer im Sortiment führen. Bei aller Bequemlichkeit fehlten ihr in den Kollektionen Figurbetonte Kleider, denn nicht alle Frauen mögen die weiten Walle-Kleider.

Fotos: Rich and Royal

Der Bekleidungsfilialist Peek & Cloppenburg Düsseldorf setzt in der DOB auf einen monochromen und sportiven Look. „Es wird weiterhin viel Weiß geben und Braun und Rosttöne sind für die frühen Wareneingänge wichtig, außerdem Denim und Fake Leder“, so Miriam Anlauf, Buying Director Damen. In der Männermode sollen Smart Casual Outfits deutlich sichtbarer in den Sortimenten einfließen, so die Trendrichtung von Oliver Hinrichs, Buying Director Männer. Eine stärkere Gewichtung und Verjüngung gibt es rund um Sports Fashion Trends, Workwear und Urban Streetwear.

Die Orderbilanz

In der DOB läuft es rund. Der Sommer war sehr gut und Kleider bleiben auf der Überholspur. Kleider, Kleider, Kleider, egal ob midi, lang, aus nachhaltiger Viskose, weit oder leger, stehen auf der Favoritenliste ganz oben. Und Röcke natürlich. „Was wichtig ist sind aufgebrochene lässige Looks für jeden Auftritt“, erklärt Nelly Muminovic, Smith & Soul. Wenn Blazer, dann überschnitten und ungezwungen zum langen Kleid kombiniert. Für den Saisonauftakt hat sich Sommerstrick in luftig leichten Naturqualitäten wie Baumwolle und Leinen etabliert. Bei Rich and Royal waren neben luftigen Strickteilen vor allem oversized Sweatshirts und Hoodies auch im NOS Angebot in frischen Farben die Renner zum Auftakt. Auch lässige Hemden und feminine Blusen mit verspielten Rüschen und Stickereien standen auf den Orderblöcken. „Lässigkeit steht über allem“, bringt es Dirk Büscher, Marc Cain, auf den Punkt. Es sind die Details, die zählen wie zum Beispiel Fun-Nappaoberflächen hochwertig umgesetzt in butterweicher Qualität und mit überzogenen Knöpfen. Abstrahierte Animal-Prints haben bei Marc Cain ebenso überzeugt wie florale Drucke. In der Hosenmode zeigen die Einkäufer viel Mut für neue Shapes und Details. „An den Hosen muss was dran sein“, betont Frank Michel, Stehmann. Bei Raffaello Rossi standen lässige Leinenhosen, Naturfarben und Denim im Fokus. „Veganes Leder war in der kurzfristigen Order ein Riesenthema, da haben wir noch Styles nachproduziert“, so Tobias Schellenberger, Raffaello Rossi. Die 300 nachproduzierten Leder Culottes waren innerhalb von zwei Tagen ausverkauft. Joggstyles passen in den Zeitgeist und sind bei der Premiummarke der Treiber im NoS-Programm. Die Formenpalette ist riesig und findet hohe Akzeptanz in den Orderblöcken: Culotte, verkürzte Formen, Paperbag, lässig überschnittene weite und überlange Hosen und Denim meldet sich modisch zurück. Hier werden häufig Modelle in Weiß und Ecru geordert. Der Denim-Spezialist Mac berichtet, dass der Silhouettenwandel auch im kommerziellen Bereich angekommen ist. Die Taille rückt in den Blickpunkt und coole Authentizität im Stil der 80er und 90er Jahre ist gefragt. Bei den Farben dominieren Inspirationen aus der Natur, aber auch Olive und Grüntöne, wie Basilikum und Eukalyptus, dann freundliche Pfirsichtöne, intensive Blautöne und Vintagetöne. Monochrome Looks sind ein Thema und Nachhaltigkeit ist generell gefragt. Übergangsware wurde kaum gesucht. „Da greift der Handel vielfach auf seine Bestände aus dem Lockdown im Frühjahr zurück“, bestätigt Lisa Zech-Ittner, Fox´s Mode.

Foto: Marc Cain | Mac | Raffaello Rossi (von links nach rechts)

Klassik tut sich schwer

Düster sieht es in der Orderrunde für Haka-Konfektion aus. Anzüge, Sakkos, Businesshemden und Krawatten liegen schwer wie Blei in den Regalen und Minuszahlen in der Order sind vorprogrammiert. Wer braucht schon im Homeoffice einen korrekten Dresscode. Schwer tun sich die Produktspezialisten, die stark auf NOS Programme und Passformsicherheit für Bedarfskunden ausgerichtet sind. Was gut läuft sind Image und Marke, ob Polo, Strick, Casual Shirts von Marken wie Marc O´Polo, Tommy Hilfiger, Gant & Co. Für André Bucksch, Inhaber der Agentur Bucksch in Düsseldorf mit Marken wie Gardeur, Ragman oder Milestone, endete die Ordersaison mit einem Plus und 34 Neukunden. Er trifft mit seinem Angebot – Slacks, Denim Jeans, Shirts, Polos und Hemden – den Nerv der Zeit. Die Kollektionen sind mittelmodisch und in konsumigen Preislagen, alles was sich derzeit im Einzelhandel gut verkauft, so der Agenturchef. Von der Casualisierung der Männermode profitiert auch Camel Active, wie Frank Brüggemann bestätigt. „Gesucht wird Lifestyle mit den Umatztreibern Jacken, Hosen und vor allem Denim.“ Generell waren sportliche und casual ausgerichtete Kollektionen mit lässigen Sakkos, Overshirts und Hemden, cooler Denim und modischen Slacks oder Cargopants die Bestseller. Schmale Fußweiten haben sich bei den Männern längst durchgesetzt. Auch Leder wurde gut beurteilt. Weitere Orderfavoriten für den Sommer sind luftige und leichte Leinen-Hemden, Polos in allen Varianten, T-Shirts als Hemdenalternative für smarte Männer. Überhaupt ist Denim der Treiber, gerne in nachhaltigen Qualitäten, aber auch Batik- und Bleached-Waschungen kommen bei den Männern an. Taperd-Styles, Worker Details wie Schnürungen, tiefer gezogene Taschen und Jogg-Bermudas zählten bei Mac zu den Orderfavoriten.

Foto: Strellson

Natürlich erwartet der Einzelhandel in diesen Zeiten von seinen Lieferanten Kulanz bei den Zahlungs- und Liefermodalitäten. Die Liefertermine wurden weitestgehend um vier bis sechs Wochen nach hinten verschoben und mit den meisten Einzelhändlern wurden individuelle Termine vereinbart. Ware aus diesem Frühjahr wurde teilweise in die Kollektion integriert oder mit einer besonderen Kalkulation versehen. „Der Umgang mit Carry-Over-Artikeln ist für uns die größte Herausforderung“, bestätigt Marc Freyberg, Brax. Immer wichtiger werden kleine Kapseln. Für hochmodische Marken wie Marc Cain oder Rich and Royal macht eine Verschiebung keinen Sinn, denn die Zielkunden möchten auch im Dezember neue Impulse auf den Flächen sehen. Flexibilität zeigen die Unternehmen auch bei den Zahlungen, aber das Entgegenkommen muss sich im Rahmen bewegen und partnerschaftlich gelöst werden, so das Fazit.

Showroom und digitale Order

Die digitale Zukunft hat längst begonnen. Viele Marken haben die digitale Vernetzung während der Corona-Krise weiter entwickelt. „Dank unseres weiterentwickelten Ordertools sind die Bestellungen schnell erfassbar und alle Styles visuell gut vermittelbar. Die Videozusammenschaltung schafft die persönliche Atmosphäre fast wie im direkten Gespräch“, freut sich Maximilian Böck, CRO/Co-Ceo Marc O´Polo AG über die Resonanz. Quintett ist ein begehrtes digitales Ordertool für die vorwiegend internationalen Verkaufsgespräche und viele Marken haben an der Digital Fashion Week teilgenommen und dafür viel positives Feedback bekommen. In einer Videosession können die Order digital via Screensharing durchgeführt werden. Die Bugatti-Gruppe hatte im Düsseldorfer Showroom speziell für die GUS-Exportkunden einen digitalen Showroom light installiert und im digitalen Showroom von Brax konnten sich die Kunden auf eine virtuelle 360 Grad Tour durch die Produktwelten begeben. Insbesondere die Exportmärkte seien sehr aufgeschlossen und werden diese Tools deutlich stärker nutzen, so die Meinung vieler Marken. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Aber der persönliche Kontakt bleibe enorm wichtig, bestätigen die Gesprächspartner. „Ich bin froh, dass unsere Ordergespräch überwiegend in den Showrooms waren. Unsere Kunden möchten die Haptik der Kollektion spüren und sich persönlich mit uns unterhalten“, erklärt Patrick Stupp, Rich and Royal. Auch Leonie Stockmann und Olivia Zirkel, Inhaberinnen vom Modegeschäft Simon und Renoldi, Köln, tun sich schwer mit der digitalen Order. „Die Entwicklung ist wichtig, aber wir brauchen bei der Order die emotionale Atmosphäre, möchten die Teile angezogen sehen, die Waren spüren und eigene Kombis zusammenstellen.“

Titelbild: Peek & Cloppenburg

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