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No-Pants und New Sexy: Die wichtigsten Trends der Lingerie

Von Julia Garel

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Mode

Ester Manas FW23. Credit: Spotlight Launchmetrics

Auf den Laufstegen für Herbst/Winter 2023 gab es zahlreiche Looks zu sehen, die Unterwäsche zur Oberbekleidung machten. Damit ist es offiziell, Dessous wandern aus den Wäscheabteilungen in die Regale der Prêt-à-porter-Mode. Aber warum?

Dessous auf dem Vormarsch

Um zu verstehen, worum es geht, muss man zunächst den Kontext definieren, in dem sich die Unterwäschegarderobe durchsetzt. Hinter der Begeisterung etablierter Marken und aufstrebender Talente für Dessous steht „die Ideen der Unabhängigkeit und Befreiung der Frauen“, sagt Patricia Maeda, Leiterin der Abteilung Womenswear bei der Fashion Snoops Prospecting Agency. „In der heutigen Gesellschaft sind die Rechte der Frauen, frei über ihren Körper zu verfügen, bedroht. Die Aufhebung des Abtreibungsrechts in den USA ist nur ein Beispiel dafür. Ständig wird der Körper der Frau beobachtet. Ihn eigenmächtig zu enthüllen und damit in den Körper für sich zurückzugewinnen, wird zu einem wichtigen Akt der Emanzipation, um sich von den starren patriarchalischen Strukturen zu befreien.”

Fériel Karoui, Trendberaterin, bestätigt: „Heutzutage ist das Zeigen von Dessous eher sinnlich als sexy. Es wird viel von Selfwear gesprochen; man emanzipiert sich vom berühmten 'male gaze' (dt. männlicher Blick), um den Blick auf sich selbst zu werfen, der voller Selbstvertrauen und Liebe ist... zu sich selbst!”

So entstand der Trend der „neuen Sexiness“, ein Konzept, das in den letzten Saisons die Körper zugunsten von Dessous entblößt hat. Diese Sinnlichkeit, so Fériel Karoui, hat nichts mehr mit der Ära des Porno-Chics oder gar mit Verführung zu tun. Sie bringt neue Produkte und Stylings mit sich.

No-Pants: Strumpfhosen und Höschen

Miu Miu, Ferragamo H/W23. Credit: Spotlight Launchmetrics

„Der No-Pants-Trend, der bei 16Arlington, Ferragamo und vielen anderen zu beobachten ist, schafft die Illusion eines Looks ohne Hosen durch Minikleider und kurze Shorts“, so Patricia Maeda. Darüber hinaus lenkt er die Aufmerksamkeit auf junge, zeitgenössische Kollektionen. Slips, kurze Shorts und transparente Strumpfhosen oder Leggings sollten daher in den kommenden Saisons in das Sortiment aufgenommen werden, aber ihre Förderung sollte in einer inklusiven Art und Weise erfolgen, betont die Expertin: „[Sie sollten] sicherstellen, dass Frauen sich durch die Kommunikationskanäle und Marketingkampagnen angemessen repräsentiert, unterstützt und akzeptiert fühlen (...) Ich denke, dass es für Marken und den Einzelhandel wichtig ist, Dessous zu entstigmatisieren, indem sie Frauen ermutigen, sich so zu kleiden, wie sie es möchten.“

„No-Pants“ wurden von dem italienischen Label Miu Miu auf der Pariser Modewoche H/H23 auf die Spitze getrieben. Der Schwerpunkt lag auf verzierten Höschen und dünnen Strumpfhosen, die bis zur Taille hochgezogen waren. Sexy Silhouetten, die jedoch durch stark bedeckende Oberteile – Hoodies, Daunenjacken oder Cardigans – konterkariert und tragbar gemacht wurden.

Layering: Mikro-BH, Bralette und Korsett

Von links nach rechts: Dior, Vaquera FW23. Credit: Spotlight Launchmetrics

„Aus Produktsicht sind BHs, Bralettes, Bustiers und Bodys die wichtigsten Layering-Optionen, die unter Blazer und Kleider passen“, so Maeda. Die Luxusmarken Prada und Jacquemus bieten ihre BHs in den Kategorien Tops und T-Shirts ihrer Onlineshops an und präsentieren sie als Layering-Artikel.

Während der Trend zu „No-Pants“ derzeit noch auf die Laufstege beschränkt zu sein scheint, ist der Trend zu BHs oder Korsetts als Tops bereits auf der Straße angekommen. „Die Mode ändert Mentalitäten und das Bandeau-Brassière unter einem transparenten Top und einer Jacke wird auf den Straßen der Hauptstadt immer beliebter, ebenso wie das Camisole-Top, das zu einer gut sitzenden Jeans getragen wird“, so Fériel Karoui.

In dieser Saison ist auch die Rückkehr eines weiteren Wäscheprodukts in der Oberbekleidung zu beobachten: der Mikro-BH. Dieses minimalistische Stück entspricht dem Y2K-Trend und spiegelt die moderne Vorstellung von Dessous als „eine Ode an sich selbst, ein Körperaccessoire, ein Belohnungsobjekt“ wider, wie Karoui es ausdrückt.

Spitzen und das Spiel mit Transparenzen

Bild: Esther Manas, Gucci H/W23. Credit: Spotlight Launchmetrics

New Sexy ist auch die Verschmelzung der typischen Materialien der Lingerie mit dem Prêt-à-porter-Segment. Zu sehen war das in Form von mehr oder weniger transparenten Kleidern im Babydoll-Stil, die bei Simone Rocha, Anna Sui oder Gucci gezeigt wurden. Auch Tops aus Satin und mit dünnen Trägern kamen auf den Laufstegen häufiger vor: 16 Arlington, Bottega Veneta und Y/Project hatten sie in der Kollektion.

Auch wenn diese von der Unterwäsche inspirierten Silhouetten einen Gegenpol zur klassischen Kombi aus Jogginghose und Hoodie bilden, die seit den Lockdowns zur Gewohnheit für viele Menschen geworden sind, so haben sie doch etwas mit ihnen gemein: Sie erinnern an Intimität des Zuhauses und verwischen die Grenze zwischen Innen- und Außengarderobe.

„Es ist eine Ergänzung des Looks, zu dem Teile angeboten werden, die bereits da sind. Sie werden auf die gleiche Ebene wie T-Shirts und Tops gehoben“, so Fériel Karoui. Es ist eine Lifestyle-Vision von Kleidung, bei der die Produkte weniger in Silos konzipiert werden und die Expert:innen zusammenarbeiten. Es ist eine gute Nachricht, wenn man sich die Rückkehr der Spitze ansieht und wie sie die Kunst- und Handwerksberufe stärkt – und vielleicht kann es sogar Berufe wiedererwecken.”

Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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