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Modeblogger: Ein Leben zwischen Prominenz und Armut

Von Reinhold Koehler

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Mode |HINTERGRUND

Blogs sind längst zum wesentlichen Bestandteil der deutschen Medienlandschaft geworden. Der Erfolg von Plattformen wie Les Mads, Journelles oder Dandy Diary haben Tausende junger Mode-Victims dazu inspiriert, selbst über ihr Lieblingsthema zu schreiben und eigene redaktionelle Online-Formate zu entwickeln. Doch ist Blogger deshalb tatsächlich auch ein Beruf, mit dem man seinen Lebensunterhalt verdienen kann? Selten, wie eine aktuelle Studie des Online-Modemagazins Styleranking zeigt.

So gibt zwar mittlerweile jeder zweite der rund 100 befragten Blogger an, mit seiner Arbeit Geld zu verdienen, große Beträge fließen hier jedoch nach wie vor nicht. Nur sechs Prozent der zumeist weiblichen Modeblogger erwirtschaften Umsätze zwischen 2.000 und 5.000 Euro pro Monat, während jeder zweite mit weniger als 500 Euro monatlich zufrieden sein muss.

Wenn im Blogger-Geschäft Geld fließt, dann vor allem durch Werbe-Deals. So gibt bereits jeder zweite Modeblogger an, seine Mediadaten professionell aufzubereiten, sowie Preise für Kunden und Agenturen in einem Media-Kit zur Verfügung zu stellen. Dabei werden Werbekooperationen vor allem auf zwei Arten vergütet: Über 90 Prozent der Modeblogger lassen sich bezahlen, 64 Prozent erhalten Produkte als Gegenleistung und nur jeder 14. akzeptiert Gutscheine als Entlohnung.

Segen und Fluch zugleich ist für die Branche die Tatsache, dass Firmen anders als auf klassischen Mode-Verlagsportalen selten Bannerkampagnen anfragen. Interessant ist für die Blog-Kunden vor allem ein Geschäftsmodell, das bei den klassischen Medien nicht möglich wäre: die Platzierung von Markenbotschaften als redaktionellen Inhalt. Diese sogenannten Advertorials machen bei Blogs fast die gesamten Einnahmen aus. So bezahlen zwei von drei Firmen für Produktnennungen in Collagen oder Outfit-Posts. Honorare für Events oder Reisen werden hingegen kaum noch angeboten. Überraschend: Auch Verlinkungen werden immer noch verstärkt von Unternehmen eingekauft. Allerdings können diese gekauften Links dem Suchmaschinen-Ranking des Blogs erheblich schaden. Denn weist ein Blog eine große Anzahl gekaufter Links auf, so kann er von Google abgestraft werden und verliert seine Sichtbarkeit im Ranking der Suchmaschine.

Online-Shops sichern oftmals das Überleben

Modeblogger haben es also weiterhin schwer, für ihre Arbeit angemessen entlohnt zu werden. Zum einen fehlen ihnen oftmals die Reichweiten klassischer Magazine oder Plattformen, die eine hochpreisige Werbeplatzierung rechtfertigen würden. Andererseits verfügen viele Blogs noch nicht über die technischen Möglichkeiten, um gängige Bannerplatzierungen einkaufen zu können. So ist es kein Wunder, dass deutsche Modeblogger nach wie vor nur einen durchschnittlichen Umsatz von 355 Euro im Monat erzielen.

Den größten Umsatz bringen Video-Posts mit etwa 1.300 Euro pro Video. Allerdings bietet nur jeder vierte Modeblogger diese Werbemöglichkeit auf seinem Blog an, da Videos aufwändiger zu produzieren sind und gerade bei Ein-Personen-Blogs oftmals die technische Ausstattung und das Know-How dafür fehlt. Außerdem traut sich nicht jeder Modeblogger auch vor die Kamera. Advertorials werden im Durchschnitt mit 400 Euro pro Post bezahlt. Hier gibt es je nach Bekanntheit des Blogs große Unterschiede. Während einige Blogs ein Advertorial für 50 Euro schreiben, stellen größere Blogs Rechnungen über weit mehr als 1.000 Euro. Linksetzungen sind hingegen für durchschnittlich günstige 240 Euro zuhaben. Am geringsten werden Social Media Posts bei Instagram, Twitter oder Pinterest vergütet. Hier liegt ein Post im Schnitt bei 155 Euro.

Als wichtigste Kooperationspartner haben sich für deutsche Modeblogs die stets wachsende Zahl an Online Shops entwickelt. Während Marken und Designer noch immer auf eine Präsenz in hochwertigen Magazintiteln setzen, um sich in einem imageträchtigen Umfeld zu platzieren, profitieren Online-Händler von der direkten Verlinkung der Bloginhalte mit ihren Shop-Seiten. Am interessantesten scheint dieses Modell für die Beauty-Branche zu sein, die 28 Prozent der Blog-Kunden ausmachen. Nur zwölf Prozent der Umsätze werden mit der Mode- und Schuhbranche erwirtschaftet.

Foto: GDS

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