Mercedes-Benz Fashion Week Moskau: 8 Brands to Watch
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Die Mercedes-Benz Fashion Week in Moskau ging am Sonntag zu Ende. In der russischen Hauptstadt wurden fünf Tage volles Programm gezeigt, darunter Modenschauen, Präsentationen, Talks und Showrooms. Einige Labels, die zu beobachten sich lohnt, hat FashionUnited hier für Sie zusammengefasst.
1. RomaUvarovDesign
Roma Uvarov zeigte eine energiegeladene Kollektion namens ‚Gypsy Wedding‘, in der er seine Erfahrungen aus seiner Zeit als Student verarbeitete. Der Designer lebte in einem Wohnheim, in dem auch Sinti und Roma zuhause waren. So kam er mit deren Kultur in Kontakt und konnte aus erster Hand den Stil und die Gepflogenheiten seiner Nachbarn studieren, die er entgegen veralteter Vorurteile als „sehr angenehm“ empfand. Entstanden ist so eine eklektische und sehr gelungene Kollektion, bei der Stickereien auf Karomuster und zahlreiche Blumenprints treffen.
2. Leaf Xia (GT China)
Das Global Talent Leaf Xia stammt aus China, das Label hat seinen Sitz allerdings in New York, wo die Designerin an der Parsons School of Design studierte, sowie in Shanghai. YiQi (Leaf) Xia gründete ihr Label 2015, zeigte 2016 erstmals bei der London Fashion Week und wurde anschließend zum Bestandteil der Schauen in New York. In dem Pastiche, das sie kreiert, erforscht sie ihre Identität als Chinesin im multikulturellen New York, vor allem jedoch möchte sie mit ihren Kollektionen den Menschen Freude bringen, sagt sie. Ihre Kollektion ist farbenfroh und mischt verschiedenste Stile und Materialien in einer Art textilen Collage zusammen.
3. Za_Za
Za_Za ist eine russische Marke, die 2011 gegründet wurde, „für alle, die anders sein wollen und ihre Besonderheit betonen möchten“, wie es bei dem Label heißt. Die Designerin Koryakina Alexandra wurde in Jakutien geboren und schloss ihr Studium an der Staatlichen Universität für Industrielle Technologien und Design in Sankt-Petersburg ab. Smart gesetzte Prints, wie Hände und Zungen, die an den Models zu lecken schienen, trafen auf gut geschnittene Mäntel und romantische Rüschenkleider. Die Models trugen ein Make-Up, das an den Hundefilter bei Instagram erinnerte, und brachten so eine ironische Kritik unserer Zeit auf den Laufsteg.
4. Expats Collective (USA - Russia)
Expats ist ein neues globales Modekollektiv, das 2019 von Stephan Rabimov gegründet wurde und die gemeinsame Mission hat, Kleidung zu kreieren, die eine einzigartige Geschichte erzählt. Das Kollektiv, das aus zwei Amerikanern und zwei Russinnen besteht, ließ sich in dieser Kollektion von Russland inspirieren und nennt als seine Inspiration ein mythisches russisches Kriegerinnenvolk, die Polenitsa, das Haus Romanov und die Oktoberrevolution. Eine Rüstung für moderne Frauen, die ihnen dabei helfen soll, die Boardrooms der Welt zu erobern, das ist das Ziel von Rabimov. In Zukunft kann er sich vorstellen, mit anderen Expats weltweit Kollektionen zu kreieren, die Brücken zwischen Nationen und Völkern schlagen sollen.
5. Soji Solarin (GT Germany)
Der in Nigeria geborene, in den USA aufgewachsene Designer Soji Solarin lebt und arbeitet in Berlin und ist als Global Talent zur Fashion Week nach Moskau eingeladen. Seine Kollektion „Negro Cowboy“ beschäftigt sich mit Identitäten. Dazu nimmt er eine amerikanische Ikone, den Cowboy und verändert seine Ethnie. Er will damit die Frage nach Repräsentation in der amerikanischen Kultur stellen. Unisex-Kleidung mit einem starken Workwear-Einschlag, Chaps, die klassischen Cowboyhosen, aber aus gebleichtem Denim, statt aus Leder, ein divers gecastetes Modelset und Statement-T-shirts, zeichneten diese Kollektion aus.
6. Red September
Die russische Modemarke Red September, die von der Designerin Olga Vasyukova gegründet wurde, lässt sich von industriellen und architektonischen Anklängen inspirieren und lädt die Betrachter ein, vertraute Dinge neu zu betrachten. Die Polimoda-Absolventin zeigte ihr Markenzeichen, markant-eckige Schultern, technische Stoffe, Masken und das Highlight bildete ein transparenter Kunststoffmantel mit Styroporkügelchen darin.
7. Kruzhok
Das Moskauer Projekt Kruzhok begann als Fotomagazin, das die visuellen Eigenheiten des heutigen Russlands, die poetische Natur seiner urbanen Umgebung und die neuen Gesichter seiner Jugend erforschte. Im Jahr 2017 lancierte Kruzhok eine Bekleidungsmarke, und wie das Magazin widmet sich das Label intensiv der Erforschung der visuellen Umgebung Russlands - von der Architektur bis zur Ikonographie.
Kruzhoks Entwürfe sind simpel, aber das junge Label gleicht dies mit originellen Collabs aus: Sie haben zuvor Kollektionen mit einem Schachclub und dem russischen Memorial Museum of Cosmonautics produziert. Auf der MBFW zeigten sie nun eine dystopische Vision der Zukunft und setzten zugleich ein Statement. Menschen, die mit Beatmungsgeräten und Strahlenmessgeräten unterwegs sind; Models, die Spezialkleidung von Fischern und Jägern tragen, „die ursprünglich zur Tarnung in freier Wildbahn verwendet wurde“, wie auf Instagram nachzulesen ist. Sie „steht im Kontrast zur Alltagskleidung, die wir in der Regel zur Übertragung unseres sozialen Status wählen. Darüber hinaus sind die globale Instabilität des politischen Klimas der letzten Jahre, die Verschlechterung der Beziehungen zum Westblock in militärischen Fragen, die Klimakatastrophen dieses Sommers (Überschwemmungen, Waldbrände), die in den Medien übertragen werden und sich auf die soziale Stimmung auswirken, ein indirekter Hinweis auf die Notwendigkeit der Transformation und Bereitschaft der Gesellschaft für negative Szenarien.“
8. Daniil Kostyshin
Daniil Kostyshin begeisterte mit einer nostalgischen Modenschau, in der seine Kreationen den Outfits nachempfunden waren, die er als Kind getragen hat. Auf dem Screen erschien jeweils ein Bild aus Kindertagen des Designers, das er in Form von Hightech- und Multifunktionskleidung im Unisex-Stil ins Heute projizierte.
Laut Veranstatlter beschäftigt die russische Modeindustrie 38.179 Angestellte in 7.761 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 160 Milliarden Rubel (2,25 Milliarden Euro). An der Modewoche nahmen Designer aus 14 Ländern teil, es wurden 61 Schauen gezeigt und etwa 60.000 Besucher wurden über die fünf Tage gezählt.
FashionUnited hat die Mercedes-Benz Fashion Week in Moskau auf Einladung der Veranstalter hin besucht.
Bilder: 1. Leaf Xia Backstage, Barbara Russ für FashionUnited; 2. Daniil Kostyshin-Show, Barbara Russ für FashionUnited.