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Lebende Farben: Eine mit Bakterien gefärbte Sportswear-Kollektion für Puma

Von Nora Veerman

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Mode |INTERVIEW

Aus der Ferne scheinen sie wirklich zu leben, die Farben der Sportbekleidungskollektion, die die niederländischen Designer Ilfa Siebenhaar und Laura Luchtman für Puma entwickelt haben. Die beweglichen, marmorähnlichen Muster in verschiedenen Abstufungen von Violett sind manchmal dicht, manchmal wolkig. Die Stoffe wurden mit Bakterien gefärbt, eine natürliche – und schöne – Alternative zu den giftigen Farbstoffen, die normalerweise in der Modeindustrie verwendet werden.

Die Kollektion ist Teil von Pumas Projekt 'Design to Fade', dem dritten von Puma entwickelten Projekt im Bereich Biodesign. Die Marke investiert seit 2016 in diese Art von Projekten mit dem Ziel, nachhaltige Alternativen vorzustellen, die die Umweltauswirkungen von Mode und Sportbekleidung reduzieren könnten. Im selben Jahr starteten Luchtman und Siebenhaar das Forschungsprojekt 'Living Colour', mit dem sie eine Methode zum Färben von Textilien mit pigmentbildenden Bakterien erforschen. Puma und Living Colour haben sich für 'Design to Fade' zusammengeschlossen. Puma engagierte auch das Stockholmer Designstudio Streamateria, das für die Marke eine Kollektion aus kreislauffähigen Biokunststoff entwarf.

"Mit 'Design to Fade' haben wir gezeigt, dass es möglich ist: eine ganze Kollektion aus mit Bakterien gefärbten Stoffen herzustellen", sagte Siebenhaar im Gespräch mit FashionUnited.

Lebende Farben: eine Sportkleidungskollektion in Bakterien-Violett

Die Kollektion 'Living Colour' besteht aus sechs Kleidungsstücken, Socken und Schuhen, die mit Bakterien gefärbt sind, die normalerweise auf der Haut des Roten Bergmolchs, einer Amphibien-Art, wachsen. Um mit ihnen färben zu können, werden die Bakterien entfernt und wachsen auf dem Textil. Die Bakterien wandeln Nährstoffe in violette Pigmente um, die auf dem Gewebe verbleiben. Mit jeder Färbung bilden sich unregelmäßige Wachstumsmuster, die jedes Mal anders sind: manchmal eckig, manchmal rund, hell oder dunkel. Die Stoffe können auch in einer gleichmäßigen Farbe gefärbt werden: Das Pigment wird dann aus den Bakterien extrahiert und dann als Farbstoff verwendet.

Ein faszinierender und vielversprechender Prozess, glaubt die Innovationsabteilung des Sportartikelherstellers Puma. Sie hat Siebenhaar und Luchtman vor etwa einem Jahr für eine Zusammenarbeit angesprochen. Siebenhaar: "Was uns an der Zusammenarbeit gefällt, ist, dass es darum geht, die Zukunft zu gestalten und wie wir innovativ und kreativ mit ihr umgehen können. Wir konnten sehr konzeptionell arbeiten, was uns auch sehr gut gefallen hat. In erster Linie ging es um die Frage: Was ist möglich?

Laura Luchtman und Ilfa Siebenhaar

Design to Fade: Malerei mit Bakterien

Für die Silhouetten der Sportbekleidungskollektion ließen sich Siebenhaar und Luchtman von kultigen Entwürfen aus dem Puma-Archiv inspirieren, die von den beiden neu interpretiert wurden. Die Looks wurden in synthetischen und natürlichen Materialien ausgeführt: Sportbekleidungsstoffe aus einem lokalen Stoffgeschäft, Deadstock-Textilien von Puma und den Designern selbst sowie strapazierfähige Materialien wie Peace Silk (Seide, die nach einem Verfahren hergestellt wird, das die Seidenraupe am Leben erhält) und Hanf. Siebenhaar und Luchtman färbten auch das Turnschuhleder ein. Diese Vielfalt an Materialien zeigt, wie breit anwendbar die bakteriellen Farbstoffe in der Praxis sind. Und Siebenhaar fügt hinzu: "Früher haben wir hauptsächlich in kleinem Maßstab eingefärbt, aber jetzt konnten wir in einem viel größeren Maßstab arbeiten. Das war ein ziemlicher Meilenstein."

Die Kollektion ist nicht nur innovativ, sondern auch tragbar – die Windbreaker, die Tops, die Shorts, sind Kleidungstücke, die jeder gerne in seinem Kleiderschrank hätte. Die Stücke werden jedoch vorerst nicht verkauft. "Das Ziel ist, dass die Produkte schließlich auf den Markt kommen, aber im Moment geht es vor allem darum, einem neuen Publikum zu zeigen, welche Möglichkeiten für die Zukunft bestehen", erklärt Siebenhaar. Die Designer haben aber bereits getestet, was passiert, wenn die Kleidungsstücke getragen und gewaschen werden. "Nach einer Weile lässt die Farbe leicht nach. Wir finden, das ist eine schöne Eigenschaft. Es ist eigentlich genau wie eine Jeans. Auch die Farbe wird mit der Zeit weicher. Damit wird es wirklich 'Dein' Kleidungsstück", sagt Siebenhaar.

Puma und Living Colour präsentieren bakteriell gefärbte Sportkleidungskollektion

Die Kollektion sollte im Juni während der Mailänder Designwoche ausgestellt werden, aber die Veranstaltung wurde wegen der Pandemie abgesagt. Schliesslich wurde beschlossen, sie online zu präsentieren, auf einer eigens gestalteten Website mit hochauflösenden Fotos und einem beeindruckenden, detaillierten Video zur Entstehung der Kollektion von Ingo Foertsch. "Schließlich unterscheidet sich eine digitale Präsentation von einer physischen Ausstellung, bei der man mit den Menschen persönlich sprechen kann", sagt Siebenhaar. "Deshalb haben wir eine Menge Hintergrundinformationen, Interviews, Bildmaterial und einen Eindruck von der Ausstellung integriert. Auf diese Weise hoffen wir wirklich, den Betrachter in die digitale Version mitnehmen zu können."

In der kommenden Zeit werden Siebenhaar und Luchtman weiterhin an ihren eigenen Studioprojekten arbeiten. "Die Sommerferien stehen vor der Tür, dann werden wir experimentieren", lacht Siebenhaar. Nach den Sommerferien folgen weitere Neueinführungen – aber was sie beinhalten, bleibt eine Überraschung.

Video ‘Puma Innovation & Living Colour’. Credits: Ingo Foertsch

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf Fashionunited.nl.

Bild: Ingo Foertsch

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Nachhaltigkeit
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