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Kadib: Onlineshop für Persische Mode

Von Barbara Russ

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Mode|INTERVIEW

Iran ist ein Land mit einer jahrtausendealten textilen Kultur, um die außerhalb des Landes nur wenige wissen. Der Onlineshop Kadib soll dies ändern. FashionUnited sprach mit Kamelia Adib über ihr Start-Up, mit dem sie persisches Design einer weltweiten Käuferschaft zugänglich macht.

Kamelia, bitte erzählen Sie etwas zu Ihrem Background und wie Sie auf die Idee kamen, Kadib zu lancieren.

Im Alter von 17 Jahren verließ ich den Iran 2006, um zu studieren – erst in Dubai, dann in London. Einen Bachelor, zwei Master-Abschlüsse und einen Kurs für Fashion-Styling an der renommierten Central Saint Martins später, kehrte ich aus London nach Teheran zurück, um meinen ersten Online Fashion Store für europäische Designermarken und persische Kollektionen zu gründen. In dieser Zeit hatte ich das Glück, mit sehr vielen talentierten persischen Designern zu arbeiten. Es hat mich fasziniert, wie kreativ, enthusiastisch und leidenschaftlich die Designer sind, um einzigartige und ausgefallene Stücke zu entwerfen. Stücke, die aussagekräftig sind und sich abheben.

Die Idee für Kadib entstand dann tatsächlich auf meinen Reisen rund um die Welt. Immer wieder wurde ich auf der Straße auf meine außergewöhnlichen Outfits angesprochen – allesamt Unikate, entworfen und produziert von den Designern, mit denen ich damals zusammenarbeitete. Ich hatte das Bedürfnis, der Welt zu zeigen, wie viele talentierte persische Designer es gibt. Ich beschloss, diesen jungen Talenten eine Stimme zu geben und meine Expertise und Erfahrungen aus den beiden Welten – Europa und Persien – zu nutzen, um die Designer vertreten und ihnen eine Bühne zu geben. So entstand Kadib, mein zweites Start-up und der erste Online Fashion-Store für persische Designer in Europa.

Wie würden Sie persisches Design im Allgemeinen beschreiben?

Die meisten Entwürfe sind inspiriert von unserer jahrtausendealten persischen Geschichte, Kultur und Architektur. Es gibt bestimmte Muster und traditionelle Stick- oder Webtechniken von vor Hunderten oder Tausenden von Jahren, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Eine davon ist die Kunst der Baloch-Stickerei, eine traditionelle Handwerkskunst, die von geometrischen Mustern, inspiriert durch die Natur, die Tiere, landwirtschaftliche und tägliche Werkzeuge, den Mond, die Sonne und Gesichtsmerkmale mit Fokus auf Augen, Brauen und Wimpern herrührt. Bis heute inspiriert die Baloch-Stickerei Modedesigner aus aller Welt für ihre Designs.

Aus Yazd stammt außerdem die Technik für das Weben eines traditionellen Stoffes aus Seide und Wolle genannt Termeh, der häufig Paisley (Boteh)-Formen enthält, was meines Erachtens eines der bekanntesten aus Persien stammenden Designs ist. Unsere Designer verwenden Paisley in ihren Entwürfen teilweise auf sehr kreative Weise, indem sie den Stoff mit dem Paisley-Muster links herum verwenden, also die Webstruktur der Innenseite nach außen gekehrt ist. Einige Stücke kann man so sogar wenden und beidseitig tragen. Dies ist eine sehr schöne Art und einzigartige Idee, dieses ursprüngliche Muster auf moderne Weise zu inszenieren.

Durch die Verwendung der ursprünglichen Techniken (wie Nadelarbeiten, Weben und Sticken) schaffen wir Arbeitsplätze für Frauen in ländlichen Gebieten Persiens, die diese Methoden von ihren Vorfahren geerbt und gelernt haben.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die DesignerInnen aus?

Generell wählen wir die Designerinnen über ihre Erfahrungen und ihre Designinspiration aus. Aber auch darüber, wie stark sich die persische Kultur und Geschichte in ihren Designs widerspiegelt. Außerdem schauen wir uns genau an, ob die Kollektionen und Designs ein Match für unsere Plattform Kadib in Bezug auf ihre Einzigartigkeit sind.

Welche sind Ihre Lieblings-Labels / Lieblings-Stücke?

Das kann ich nicht sagen, denn ich liebe einfach jedes einzelne Stück! Alle Kollektionsteile sind Unikate, die mit sehr Sorgfalt ausgewählt und mit sehr viel Liebe kreiert wurden. Es wurde sehr viel Zeit und Einsatz aufgewendet, um jedes einzelne Stück zu produzieren. Unsere Wohnaccessoires sind alle handgefertigt, handbemalt und verziert. Die Kleidung wird ebenfalls von Hand gefertigt in aufwändigen Prozessen und Techniken, die zum Teil mehr als eine Woche benötigen. Jedes Stück ist ein Unikat und hat eine eigene Geschichte zu erzählen! Deshalb ist jedes Stück für mich wertvoll.

Wo sitzen die Labels?

Derzeit arbeiten wir mit rund 50 Designern zusammen, die alle persischer Herkunft sind. Obwohl sie in verschiedenen Teilen der Welt leben und arbeiten, einschließlich Europa, dem Nahen Osten und den Vereinigten Staaten, haben alle eine starke Bindung zu ihrem Heimatland. Genau das macht Kadib aus – die Fusion aus der jahrtausendealten persischen Handwerkskunst und modernen westlichen Styles. Die Designer kreieren einzigartige Kunstwerke, indem sie modernes Design mit orientalischen Einflüssen, Kultur, Tradition und Materialien mischen. Jeder Designer investiert viele Stunden Arbeit und in jedes einzelne handgemachte Stück. Das Angebot reicht von Damen- und Herrenmode über Schuhe, Taschen und Accessoires bis hin zu Interior Design. Die Produkte sind nicht nur einzigartig, sie sind nachhaltig aufgrund von sorgfältig ausgewählten Materialien, traditioneller Handwerkskunst, Handarbeit und Upcycling.

Die Designer mit Sitz in Persien, die immer noch die Mehrheit unserer Designer ausmachen, produzieren ausschließlich in Persien. Sie arbeiten mit Frauen in ländlichen Gebieten, die in sorgfältiger Handarbeit zum Beispiel feine Nadelarbeiten und Stickereien ausführen, die für manche Kollektionsteile bis zu eine Woche dauern können.

Wie gestaltet sich die Kommunikation und der Handel mit DesignerInnen, die im Iran leben?

Wir haben unser Team im Iran, das die Qualitätsprüfung durchführt. Über What’s-App-Calls stehen wir mit jedem Designer individuell in Kontakt. Vor der Produktion zeigen die Designer uns die Materialien, ihre Ideen und die Skizzen, um dann gemeinsam über das Design zu entscheiden. Erst dann geht die Kollektion in die Produktion. Normalerweise reise ich nach Persien für die Abstimmungen, und um die Produktion und die einzelnen Prozesse zu begleiten.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihr Geschäft und die DesignerInnen beeinflusst?

Wie wir alle wissen, hat Corona den stationären Handel schwerer getroffen, während es für den Sales via Online-Plattformen besser lief. Corona hat allerdings unsere neue Winterkollektion stark beeinflusst. Teilweise hatten die Designer Angst, zu den Basaren zu gehen, um Material zu kaufen. Andererseits waren zum Beispiel Schneider betroffen und in Quarantäne, sodass sie nicht arbeiten konnten. Manche unserer Designer waren krank und konnten leider die neue Winterkollektion rechtzeitig zu liefern. Dies wirkt sich sicherlich auf unser Geschäft aus. Viel wichtiger aber ist uns, dass alle gesund sind und bleiben!

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Wir möchten uns noch mehr auf die Förderung von authentischen Techniken und Handwerkskunst konzentrieren, indem wir eng mit den Frauen in verschiedenen Regionen Persiens zusammenarbeiten. Die Techniken umfassen zum Beispiel Nadelarbeiten, Stickereien und Handwerkskunst, die für die speziellen Regionen spezifisch sind. So schaffen wir Arbeitsplätze für Frauen, halten traditionelle Techniken am Leben, um einzigartige Designs für wertvolle Einzelstücke zu kreieren, die das persische Kulturerbe ein Stück weit am Leben erhalten und so für den Rest der Welt erlebbar und sichtbar werden.

Bilder: Kadib

Kadib
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Persisches Design