HW24: Olivegrün, Weinrot, Leder und viel (Kunst-)Fell auf der London Fashion Week
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Die Londoner Modewoche fand vom 16. bis zum 20. Februar statt und feierte in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Die Ausgabe für die Herbst-/Wintersaison 2024 war dabei weit entfernt von den bescheidenen Anfängen der Fashion Week vor 40 Jahren: Damals umfasste die dreitätige Veranstaltung in einem Zelt auf dem Parkplatz des Commonwealth Institute in Kensington nur 15 Schauen – darunter die Shows von Vivienne Westwood, Katherine Hamnet, Ghost und Betty Jackson. Den Informationen des British Fashion Council zufolge nahmen an der Veranstaltung im Februar 67 Designer:innen statt. Insgesamt wurden 43 Laufstegshows, 14 Präsentationen und 36 Events veranstaltet. Die Designer:innen in London orientierten sich in vielerlei Hinsicht an den Modemacher:innen aus New York und zeigten ebenfalls eine gedeckte Farbpalette und klassische Materialien.
Militärische Farben
Daniel Lee zeigte seine Kollektion für Burberry in einem Fashion-Zelt, das im Victoria Park im Osten von London aufgestellt war. Seinen eigenen Worten zufolge, wollte er sich mit seiner Kollektion auf das Erbe von Burberry beziehen, das darin besteht, Militärleute und Forschende mit wetterfester Kleidung auszustatten. Diese Botschaft spiegelte sich in einer ganzen Reihe von Looks in Olivgrün wider. Der dunkle Grünton wird seit 1868 mit dem Militär in Verbindung gebracht, da er dort erstmals von britischen Truppen verwendet wurde. Gleichzeitig steht die Farbe auch für Stärke, Widerstandsfähigkeit und eine Verbindung zur Erde und zur Natur – vielleicht erklärt das auch die Präsenz der Farbe auf einigen anderen Laufstegen in London.
Burberry
Burberry zeigte einen olivgrünen knielangen Mantel aus Kunstpelz über einem hellbraunen Hemd mit passenden hellbraunen Stiefeln, die bis zum Oberschenkel reichen. Dazu trug das Model eine Tasche mit den charakteristischen Karos des Modehauses, ebenfalls in Olivegrün.
Marques’ Almeida
Bei Marques’ Almeida war eine Motorradjacke mit Reißverschluss und breitem Gürtel aus einem beschichteten Denim in Metallic-Optik zu sehen. Kombiniert wurde die olivgrüne Jacke mit einer passenden Hose und goldenen, spitz zulaufenden Stiefeln.
Chet Lo
Bei Chet Lo wurden ein gerippter Pullover und ein langer Rock aus dem charakteristischen ‘Popcorn’-Strickmuster des Labels in dem dunkelgrünen Farbton gezeigt. Zu den Accessoires gehörten eine Strick-Tasche und Lackpumps in Schwarz.
Paul Costelloe
Ein knielanges, olivegrünes Kleid mit Reißverschluss, das an der Taille mit einem Gürtel zusammengebunden wurde, war bei Paul Costelloe zu sehen. Dazu trug das Model lange schwarze Lederhandschuhe, Ankle Boots und Perlenschmuck.
Ivan Frolov
Ivan Frolov zeigte ebenfalls ein olivfarbenes Kleid, bestehend aus einem Korsett und einem Cordrock. Kombiniert wurde das Kleid mit einem passenden Blazer aus Cord, einer Handtasche mit Federboa als Trageriemen und olivgrünen Stulpen über den Schuhen.
Rot wie Wein
Die Londoner Designer:innen taten es den New Yorker:innen gleich und zeigten Looks in leuchtendem Rot. Einige setzten aber auch auf dunklere Farbtöne, die mit Braun oder Schwarz vermischt wurden. Einen der auffälligsten Entwürfe in diesem dunklen Weinrot zeigte Designer Chet Lot: Die Farbe des Stoffes wurde seinen Worten zufolge von den Abbildungen der chinesischen Terrakotta-Armee inspiriert. Er sah die Schönheit in dem ‘Zerfallsprozess’.
Chet Lo
Chet Lo zeigte ein Crop-Top mit Rollkragen und gepolsterten Schultern. Dazu eine tief geschnittene Hose ohne Bund. Beide Teile waren aus einem Stoff mit Schlangenhaut-Print in Metall-Optik gefertigt.
Erdem Moralioglu
Erdem Moralioglu entschied sich für ein burgunderrotes Lederkleid mit Spaghetti-Trägern, das mit dreidimesnionalen, cremefarbenen Blüten verziert ist. Dazu trug das Model Satin-Pumps mit Rosen-Details in Rosa.
Eudon Choi
Ein ähnlicher Farbton war bei Eudon Choi in Form einer Anzugjacke mit passender Hose zu sehen. Dazu wurden ein weißes Hemd und rote Pumps mit Verzierungen kombiniert.
Ivan Frolov
Eine weinrote, enge Kunstlederhose mit Schlag und passenden Handschuhen waren bei Ivan Frolov zu sehen. Der Look wurde durch einen perlenbesetzten BH und silberne Sandalen vervollständigt.
Emilia Wickstead
Emilia Wickstead zeigte einen Leder-Trenchcoat in Weinrot über einer transparenten roten Bluse und einem ebenfalls dunkelroten Pailletten-Rock. Rote, mit Pailletten besetzte Mary-Janes vervollständigten den Look
Leder-Looks
Schwarzes Leder galt früher als Symbol für jugendliche Rebellion. Dieses Image geht auf das Jahr 1953 zurück, als der US-amerikanische Schauspieler Marlon Brando in dem Film ‘The Wild One’ eine Motorradjacke aus schwarzem Leder trug und den Look berühmt machte. Heutzutage ist schwarzes (Kunst-)Leder vor allem für Frauen ein Symbol der weiblichen Selbstbestimmung und mit viel Sexappeal verbunden. Verschiedene Varianten des Leder-Looks tauchen Jahr für Jahr auf den Laufstegen weltweit auf – auch die Herbst-/Wintersaison 2024 in London war da keine Ausnahme.
Tolu Coker
Bei Tolu Coker war eine schwarze Motorrad-Lederjacke mit silbernen Details und einem knielangen Rock zu sehen. Zu den Accessoires, die das Model trug, gehörten ein bedrucktes Kopftuch, eine passende Krawatte und Handschuhe sowie knielange schwarze Lackstiefel.
David Koma
Bei David Koma tauchte ebenfalls eine schwarze Motorradjacke aus Leder auf, diesmal mit einem Kragen aus weißer Shearling-Wolle. Dazu wurden ein Skater-Rock, schwarze Strümpfe und Schuhe mit Federbesatz kombiniert.
Dilara Findikoglu
Dilara Findikoglu zeigte eine eng anliegende schwarze Lederjacke und eine Lederhose mit Schnür-Details an der Vorderseite. Riemchensandalen und Lederhandschuhe vervollständigten den Look.
Natasha Zinko
Auf Schnür-Details an der Hose setzte auch Natasha Zinko. Zu der Lederhose kombinierte sie ein schwarzes T-Shirt mit Rundhalsausschnitt und einen asymmetrischen Rollkragen. Dazu trug das Model eine moderne Sonnenbrille, eine transparente Kappe und eine schwarze Handtasche.
Yuhan Wang
Bei Yuhan Wang war ein Leder-Zweiteiler mit Rosenmuster zu sehen. Der Look wurde durch einen Schal aus Spitze und eine ebenfalls gemusterte Strumpfhose vervollständigt.
Flauschige Hülle
Kaum vorstellbar, dass es schon 40 Jahre her ist, dass die US-amerikanische Zukunftsforscherin Faith Popcorn den Begriff ’Cocooning’ geprägt hat. Der englische Begriff, der auf deutsch ‘verpuppen’ oder ‘sich einspinnen’ bedeutet, beschreibt die Tendenz von Verbraucher:innen, sich in das häusliche Privatleben zurückzuziehen. Auch in der Mode hat sich dieses Thema in letzter Zeit durchgesetzt und zwar in Form von Oberbekleidung und Pullovern, die den:die Träger:in einhüllen und vor den Naturgewalten schützen. Da diese Saison nicht durch eine übermäßige Farb- und Print-Varianz besticht, setzten die Designer:innen auf verschiedene Materialien. Wie schon in New York, wurden auch in London oft kokon-artige Jacken aus weichen Texturen gezeigt.
16 Arlington
Bei 16 Arlington war ein langer Kunstpelz in Schwarz und Weiß über einem dicken Pullover und einer schwarzen Hose zu sehen.
Colville
Auch bei Colville erschien ein Pelzmantel in Kokonform – diesmal in Marineblau über einem gleichfarbigen Strickkleid und in Kombination mit braunen und cremefarbenen Loafers.
Erdem Moralioglu
Erdem Moralioglu präsentierte einen bodenlangen Mantel aus mongolischem Kunstpelz mit passendem Schal in Beige. Dazu trug das Model ein Stirnband und flache schwarze Schuhe aus demselben Pelz.
Natasha Zinko
Die Form eines Kokons nahm auch der Pelzmantel bei Natasha Zinko an. Der Mantel in einer Farbkombination aus Grau-, Braun-, Creme- und Ockertönen wurde an der Hüfte durch einen schwarzen Gürtel zusammengebunden und mit einer schwarzen Sturmhaube und schwarzen Schuhen kombiniert.
Richard Quinn
Richard Quinn zeigte einen bodenlangen Mantel aus schwarzen Straußenfedern mit einer cremefarbenen Schärpe als Gürtel und einem dezenten schwarzen Fascinator.
Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk. Übersetzung und Bearbeitung: Pia Schulz