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Hugo Boss: vom Handwerksbetrieb zum internationalen Lifestylekonzern

Von Barbara Russ

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Auf fast hundert Jahre Geschichte darf das Metzinger Unternehmen Hugo Boss zurückblicken – so lange bestehen wenige andere deutsche Bekleidungsfirmen. Von der Kleiderfabrik zum internationalen Lifestyle-Konzern durchlief es viele und Jahrzehnte und muss sich natürlich auch der Verantwortung seiner NS-Zeit und der Beschäftigung von Zwangsarbeitern stellen. Das hat das Unternehmen mit großer Transparenz gemeistert. Die Unternehmensstudie ‚Hugo Boss, 1924-1945. Eine Kleiderfabrik zwischen Weimarer Republik und „Drittem Reich“’ von Roman Köster untersucht die Geschichte des Unternehmens kritisch. Aber auch die neuere Geschichte des Unternehmens bleibt bewegt – und mit Deutschland eng verknüpft.

1924: Gründung von Hugo Boss

“Hugo Ferdinand Boss gründete die Kleiderfabrik im Jahr 1924 unter finanzieller Unterstützung zweier weiterer Metzinger Fabrikanten. Das Unternehmen beschäftigte in seiner Anfangszeit zwischen 20 und 30 Näherinnen. Hergestellt wurden von Hemden bis Trachtenjoppen alle möglichen Bekleidungsstücke in Einzelfertigung.” Quelle: Unternehmensstudie ‚Hugo Boss, 1924-1945. Eine Kleiderfabrik zwischen Weimarer Republik und „Drittem Reich“’ von Roman Köster

1930 Hugo Boss und die Bekleidungsproduktion im „Dritten Reich“

“Die Geschichte der Firma Hugo Boss während des „Dritten Reiches“ stand in den letzten Jahren immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Mehrere Artikel in nationalen und internationalen Zeitungen/Zeitschriften machten die Vergangenheit des Unternehmens zum Thema. Es dürfte nur wenige andere, damals mittelständische Unternehmen geben, über deren Rolle während des Nationalsozialismus so häufig in den Medien berichtet wurde”, schreibt Köster in seiner Studie. Er kommt zu dem Schluss, dass Boss zwar “ganz sicher” dem Nationalsozialismus innerlich nicht fengestanden habe, “mitunter gepflegte Mythen, das Unternehmen sei gewissermaßen „Hitlers Schneider“ gewesen, haben sich [aber] als gegenstandslos erwiesen”, so die Studie.

Quelle: Unternehmensstudie ‚Hugo Boss, 1924-1945. Eine Kleiderfabrik zwischen Weimarer Republik und „Drittem Reich“’ von Roman Köster

1938: Produktion von Wehrmachtsuniformen

“Das Unternehmen Hugo Boss erholte sich nach der Weltwirtschaftskrise langsam. Bis 1938 scheint indes die Produktion bei der Firma noch nicht ausschließlich aus Uniformen bestanden zu haben. Vielmehr wurden neben diesen alle möglichen Produkte hergestellt, die größtenteils mühsam auf Messen verkauft werden mussten. Ab 1938 änderten sich die Dinge: zu diesem Zeitpunkt scheinen große Aufträge über Wehrmachts-Uniformen hereingekommen zu sein. Bis 1942 stieg der Umsatz des Unternehmens kontinuierlich bis auf seinen Höchstwert vonetwas über einer Million Reichsmark. Nach Aussagen von Zeitzeugen produzierte das Unternehmen während des Zweiten Weltkrieges hauptsächlich Wehrmachtsuniformen sowie Uniformen für die Waffen-SS.”

1940: Zwangsarbeit

“Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte Hugo Boss 140 Zwangsarbeiter (in der Mehrzahl Frauen). Darüber hinaus arbeiteten für den vergleichsweise kurzen Zeitraum von Oktober 1940 bis April 1941 auch noch 40 französische Kriegsgefangene für das Unternehmen.”

1945: Entnazifizierungsverfahren

“Metzingen wurde im April 1945, also vergleichsweise spät, von alliierten Truppen besetzt und wurde Teil der französischen Besatzungszone. Anschließend musste sich Hugo F. Boss einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen, bei dem er in der ersten Instanz als „belastet“ eingestuft wurde und eine Geldstrafe von 100.000 RM zu zahlen hatte.”

1950: Erste Herrenanzüge

Unter der Leitung von Eugen Holy, Schwiegersohn des Firmengründers Hugo Ferdinand Boss, wird die Produktion gegen Ende der 1940er Jahre zunehmend ausgebaut. Ende der 1950er Jahre nimmt das Unternehmen erste Auftragsarbeiten für Herrenanzüge ins Programm auf. Anfang 1950 beschäftigt Hugo Boss 128 Mitarbeiter, deren Anzahl in den kommenden Jahren kontinuierlich ansteigen wird.

1960: Anfänge der Serienüroduktion

1960 wird der Grundstein für die zukünftige Unternehmensentwicklung gelegt – die Produktion der ersten Herrenanzüge in Serie beginnt. 1969 findet ein signifikanter Führungswechsel statt. Jochen und Uwe Holy, Söhne von Eugen Holy, übernehmen die Firmenleitung und beginnen das Unternehmen sukzessive zu dem internationalen Modekonzern zu formen, der er heute ist.

1970: Einführung der Marke Boss

Das Modebewusstsein des Mannes nimmt in den 1970er Jahren neue Formen an. Die Herrenmode ist gekennzeichnet durch extrem schmale Schultern und einreihige Blazer mit Knöpfen. Hugo Boss erkennt frühzeitig die Anforderungen des modebewussten Mannes und führt unter der Marke BOSS qualitativ hochwertige Herrenkollektionen ein. 1977 erfolgt der Eintrag ins Markenregister.

1984: Lizenzen

1984 startet Hugo Boss mit der Vergabe der ersten Parfumlizenz. Es folgen in den 90er Jahren Lizenzen für Korrektur- und Sonnenbrillen, Schuhe und Lederaccessoires sowie eine Uhrenlizenz für die für seine Kernmarke Boss. 2007 folgt die Uhrenkollektion für Boss Orange, 2011 Heimtextilien unter der Marke Boss Home.

1985 Hugo Boss wird eine AG

1985 erfolgen grundlegende Änderungen hinsichtlich der Unternehmensstruktur. Hugo Boss wird als Aktiengesellschaft an der Deutschen Börse in Frankfurt am Main registriert.

1985: Sportsponsoring

Sportsponsoring ist seit Mitte der 80er Jahre ein Anliegen von Hugo Boss. So konzentrieren sich die Sponsoringaktivitäten des Unternehmens auf die Sportarten Golf, Motorsport, Segeln und Fußball.

1993: Hugo, Boss, Baldessarini

1993 findet eine erste bedeutende Änderung im Markenprofil von Hugo Boss statt. Neben der Kernmarke Boss ergänzen die beiden Marken Hugo und Baldessarini die Markenwelt des Unternehmens. Durch den progressiv-innovativen Stil von Hugo und den luxuriös-anspruchsvollen Appeal von Baldessarini eröffnen sich neue Zielgruppen für die Mode von Hugo Boss. 2006 nimmt Hugo Boss Baldessarini aus seinem Markenportfolio.

1995: Kultursponsoring

Zeitgenössische Kunst ist ein fester Bestandteil der Hugo Boss Unternehmenskultur. Mittlerweile zählt das Unternehmen eine Vielzahl internationaler, renommierter Museen zu seinen Partnern. Die Kooperation mit der Solomon R. Guggenheim Foundation im Jahr 1996 ist einer der Meilensteine im Kunstengagement des Konzerns. Gemeinsam mit ihr verleiht Hugo Boss alle zwei Jahre den weltweit angesehenen Hugo Boss Prize.

1998: Hugo Womenswear

Das Jahr 1998 bildet einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte von Hugo Boss – die erste Kollektion für Damen wird unter der Marke Hugo eingeführt. Boss, Boss Orange und Boss Green ziehen mit einer eigenen Womenswear Kollektion bald nach.

1999: Boss Orange

1999 bringt Boss mit einem internationalen Event seine neue Linie Boss Orange auf den Markt. Neben der klassisch, eleganten Kollektion der Kernmarke Boss und der jüngeren, progressiven Marke Hugo bietet die Freizeitmarke Boss Orange moderne Casualwear.

2006: Modenschau in New York

Am Abend des 17. Oktober präsentiert Hugo Boss die Boss Kollektion Frühjahr/Sommer 2008 im historischen Cunard Building in Manhattan. Der Konzern zeigt seine Kernmarke damit zum ersten Mal in der Weltmetropole New York.

2007: Permira baut Boss-Beteiligung aus

Der Finanzinvestor Permirahält nach Ablauf der verlängerten Angebotsfrist rund 89,5 Prozent der Stimmrechte am Metzinger Modekonzern Hugo Boss AG.

2008: Erster Onlinestore

Im September 2008 wird der erste Online-Store für Hugo Boss in Großbritannien eröffnet. Online-Stores in Deutschland, Österreich, in den Niederlanden, Frankreich und den USA kommen nach und nach dazu. Weitere weltweite Online-Stores folgen kontinuierlich. Der Launch des Online-Stores für den asiatischen Markt in Mandarin stellt 2011 einen weiteren Meilenstein im Online-Betrieb dar.

2013: Modeaustatter der deutschen Fußballnationalmannschaft

Im Juni wird Hugo Boss zum Modeausstatter der Fußball A-Nationalmannschaft sowie der U21-Nationalmannschaft.

2013: Jason Wu wird Artistic Director bei Hugo Boss

Der in New York lebende Modedesigner Jason Wu wird im Juni 2013 Artistic Director für die BOSS Womenswear. Der gebürtige Taiwanese übernimmt damit die kreative Verantwortung für sämtliche produkt- und imagerelevanten Aspekte der BOSS Womenswear und Accessoire Kollektion.

2015: Permira steigt aus

Der Finanzinvestor Permira beendetsein Gastspiel beim Modekonzern Hugo Boss. Knapp acht Jahre nach dem Einstieg bei dem Metzinger MDax-Konzern verkauft die Beteiligungsgesellschaft nun ihre letzten Aktien.

Januar 2016: Hugo Boss stattet erneut deutsche Nationalelf aus

Hugo Boss stellt auch 2016 die Kleidung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

November 2016: Zweimarken-Strategie

Der Hugo Boss Konzern macht Ernst. Mark Langer, seit Mai neuer Vorstandsvorsitzender der Hugo Boss AG, will die Sportlinie „Boss Green“ und die Casuallinie „Boss Orange“ einstellen. Der Fokus soll wieder zurück auf die Menswear und das gehobene Premiumsegment gelegt werden.

2018: Jason Wu verlässt Hugo Boss

Jason Wu gibt seine Abschiedsvorstellung als Womenswear-Designer der Hugo Boss AG. Im Rahmen der New York Fashion Week präsentiert er seine letzte Gallery Collection für den Metzinger Modekonzern.

August 2019: Hugo Boss schwächelt in Deutschland und den USA

Hugo Boss AG legt durchwachsene Zahlen für das zweite Quartal 2019 vo. Während der Umsatz in China und anderen asiatischen Märkten kräftig wuchs, ging er in Deutschland und Nordamerika zurück.

Juni 2020: Frasers Group verdoppelt Hugo Boss-Anteile

Nachdem der britische Einzelhandelskonzern Frasers Group erst Mitte Juni eine 5,1-prozentige Beteiligung am deutschen Modekonzern Hugo Boss übernahm, die 3,55 Millionen Aktien und rund 108 Millionen Euro entsprach, verdoppelte der Konzern jetzt seine Investition in die Hugo Boss AG.

Der Metzinger Modekonzern bestätigt, dass Tommy-Hilfiger-CEO Daniel Grieder neuer Vorstandsvorsitzender ab Juni 2021 wird. Im März wurde bekannt, dass Geschäftsführer Mark Langer im Herbst 2020 das Unternehmen verlässt.

August 2020: Nur noch drei Präsenztage

Die im Laufe der Covid-19-Pandemie gesammelten Erfahrungen mit Homeoffice-Modellen nutzt Hugo Boss zu einer grundsätzlichen Reform seiner Arbeitszeitregeln. Viele Beschäftigte müssen demnach künftig nur noch an drei festen Präsenztagen pro Woche im Büro erscheinen und können die restliche Arbeit mobil erledigen.

April 2021: Hugo Boss baut Online-Geschäft weiter aus

Hugo Boss setzt seine Online-Expansion fort. Der Konzern rollt seinen Internetshop in zwölf weiteren Märkten aus, unter anderem in Russland und den Vereinigten Arabischen Emirate. Dabei bekräftigte Hugo Boss sein Ziel, den Online-Umsatz bis 2022 auf mehr als 400 Millionen Euro zu steigern, im vergangenen Jahr lagen die Erlöse aus dem E-Commerce bei 221 Millionen Euro.

Foto: Hugo Boss

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