Follower, Familienbande und Diversität: Was ein Model heute mitbringen muss
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Das Model-Business sieht heute nicht mehr so aus wie vor einem Jahrzehnt. Wie in anderen Bereichen der Modeindustrie haben die Auswirkungen der sozialen Medien zu neuen Trends im Model-Business geführt. Traditionell wurden Models oft in ihren Heimatstädten gescoutet und auf den Laufstegen der Welt zum Star gemacht. Heutzutage werden frische Gesichter mit großer Wahrscheinlichkeit auf Instagram entdeckt, und die Anzahl ihrer Anhänger, bevor sie von einer Agentur unter Vertrag genommen werden, ist ebenso wichtig wie das Model-Portfolio. Ein weiterer zunehmender Trend ist, dass Models aus berühmten Familien bei Top-Designern wie Tommy Hilfiger bis Dolce und Gabbana gefragt sind. Der richtige Stammbaum kann fast sofort eine hochkarätige Kampagne oder zumindest einen Platz in der ersten Reihe als Gast der Marke sichern. Lesen Sie weiter, welche aktuellen Trends bestimmen, was ein erfolgreiches Model im Jahr 2020 mitbringen muss.
Instagirls und die Macht der sozialen Medien: Joan Smalls, Cara Delevingne, Karlie Kloss
Im September 2014 zeigte Vogue neun Models auf dem Cover und nannte sie offiziell "Instagirls". Eine neue Generation von Supermodels mit Millionen von Instagram-Anhängern war gekommen, um die Laufstege zu revolutionieren. Fei Fei Sun und Arizona Muse mögen auf die "traditionelle" Art und Weise gescoutet worden sein, während Cara Delevingne und Gigi Hadid von ihren gut vernetzten Familien in die Branche eingeführt wurden, aber ein Faktor, der sie verband, war ihre Social Media-Kompetenz und ihre Fähigkeit, mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten.
Gigi Hadid, die bisher 51,8 Millionen Anhänger bei Instagram hat, sagte gegenüber der Zeitung The Independent: „Die Unternehmen werden Ihre Anhängerschaft und Ihre Fähigkeit, mit verschiedenen Altersgruppen und verschiedenen Personen in Kontakt zu treten, neu überprüfen. Wenn man mit vielen Menschen in Kontakt treten kann und den Menschen verschiedene Seiten seines Lebens und seiner Person zeigt, dann ist es das, was Marken suchen."
Naomi Campbell wurde 2015 nach ihrer Meinung über Instagirls in The Meredith Vieira Show gefragt und sagte: „Ich fühle einfach, dass meine Generation von Frauen, wie Cindy Crawford, Linda Evangelista, Christy Turlington, Claudia [Schiffer], sich ihren Erfolg verdienten und hart arbeiten mussten, um dorthin zu gelangen, wo sie heute sind.“ Campbell drückte weiter aus, dass sie, wenn sie alles noch einmal machen könnte, wieder den gleichen altmodischen Weg wählen würde, anstatt zu einem der aktuellen "Instagirls" der Branche zu werden, weil sie das Gefühl hat, dass es "easy come, easy go" sei.
Vetternwirtschaft im Model-Business: Kaia und Presley Gerber, Kendall Jenner, Rafferty Law, Hailey Baldwin, Gigi, Bella und Anwar Hadid
Die Zeiten, in denen die 14-jährige Kate Moss am New Yorker Flughafen JFK als Model rekrutiert wurde, nachdem sie mit ihrer Familie Urlaub gemacht hatte, oder als Gisele Bündchen von einem Agenten beim Essen bei McDonald's auf einer Klassenfahrt in São Paulo entdeckt wurde, scheinen Vergangenheit zu sein. Im Jahr 2016 kündigte Chanel an, dass ihr neues Gesicht für den Duft Nr. 5 L'Eau niemand anderes als die 17-jährige Tochter von Johnny Depp und der französischen Sängerin und Schauspielerin Vanessa Paradis sein werde. Die Tochter des Supermodels Cindy Crawford, Kaia Gerber, debütierte 2017 bei der New Yorker Modewoche, während die Tochter des Hollywood-Schauspielers Stephen Baldwin, Hailey Baldwin, das Go-To-Girl für die amerikanischen Marken Guess und Ralph Lauren ist. Da sich die Laufstege auf der ganzen Welt scheinbar in Debütantenbälle verwandeln, scheint es geteilte Meinungen zu geben zwischen Models, die nicht aus privilegierten Familien kommen, und den Gesellschaftsschichten, die derzeit von den Top-Marken bevorzugt werden.
In einem kontroversen Interview mit Kendall Jenner vom Love Magazine für die Ausgabe zum zehnjährigen Jubiläum äußerte sie: „Wir waren von Anfang an sehr wählerisch bei der Auswahl der Laufstege, die ich annahm. Ich gehörte nie zu den Mädchen, die 30 Shows pro Saison laufen oder was immer diese Mädchen tun. Mehr Macht für sie." Diese unangemessene Aussage löste in den sozialen Medien Kritik von professionellen Models aus, die nicht aus einer Promi-Familie stammen. Teddy Quinlivan, ein transsexuelles amerikanisches Model, das für Designer wie Jeremy Scott, Jason Wu und Saint Laurent gelaufen ist, erwiderte auf Instagram, dass die meisten Models nicht in das gleiche Privileg hineingeboren wurden wie Jenner, und daher nicht die Möglichkeit hätten, Arbeit abzulehnen, und dass sie für die gleiche Arbeit exponentiell weniger verdienten. Jenners Model-Kollegen Daria Strokous und Amber Witcomb äußerten sich ebenfalls zu Jenners Aussage und erinnerten daran, dass es wohl eher 70 Laufstegshows seien, in denen einige Models pro Saison liefen.
Vielfalt und Inklusivität: Ashley Graham, Paloma Elsesser, Winnie Harlow
Mit den wachsenden Trends der Inklusivität und der Body-Positivity ist der Markt der Übergrößen zu einem wichtigen Teil der Mainstream-Mode geworden. „Wir leben heute in einer Kultur mit einer erhöhten Nachfrage nach Produkten, die sich mit den Überzeugungen und Interessen der Konsumenten identifizieren. Die Mode fungiert mehr denn je als Spiegel für die gesellschaftliche Stimmung“, erklärt Katie Smith, Retail Analysis & Insights Director bei Edited. Zwei der erfolgreichsten amerikanischen Plus-Size-Models Paloma Elsesser und Ashley Graham schlossen sich dem Vogue-Panel an: „Don't Label Us: The Models Reflecting Today“, die 2018 stattfand, um ihre Perspektive auf die Darstellung der „tatsächlichen Norm in Amerika“ zu verdeutlichen. „Ashley und ich sind in der gleichen Branche tätig, aber wir vertreten sehr unterschiedliche Frauen, unterschiedliche Identitäten, unterschiedliche Erfahrungen. Es ist schwer, wenn wir all diese Identitäten in einer einzigen repräsentieren sollen“, sagte Elsesser während des Panels. Das Panel kam zu dem Schluss, dass die Mode nur dann vielfältiger wird, wenn sie den aktuell vorherrschenden Tokenismus überwindet.
Demokratisierung der Modelbranche: #metoo, der die Wahrheit
Die #metoo-Bewegung hat eine neue soziale Realität eingeleitet, die auch die Modeindustrie weitgehend beeinflusst hat. Jahrzehntelang war das Modeln ein stiller Beruf, aber dank der sozialen Medien und zahlreichen Meldungen über unprofessionelle Arbeitsbedingungen, Nicht-Bezahlung und Missbrauch haben Models nun eine Stimme, selbst wenn sie nicht unglaublich bekannt sind“, sagte Francesca Granata, die Leiterin des Master-Studiengangs in Fashion Studies an der Parsons School of Design gegenüber der New York Times.
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Fotos: Nasty Gal, Jimmy Choo, Pronovias
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ