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Fashion Weeks HW20: Wie das immersive Erlebnis die Laufstege einnahm

Von Julia Garel

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Mode

Die Präsentation einer Konfektions-Kollektion ist eine Stilübung, bei der eine Reihe von Entscheidungen getroffen werden muss. Wenn man sich für eine physische Präsentation entscheidet, dann zählt die Umgebung genauso viel wie die Kleidungsstücke selbst. Sobald das Publikum das Eingangstor passiert hat, noch bevor die Show beginnt und das erste Model den Laufsteg betritt, macht sich das Publikum während des Wartens anhand der Kulisse bereits ein Bild von der Kollektion. Die Wahl eines in Dunkelheit getauchten Raumes in einigen Häusern ist daher nicht unbedeutend.

Es ist also nur logisch, dass das immersive Erlebnis, dessen kommerzielle Tugenden von den Einzelhandelsfachleuten ständig unterstrichen wird, auch das kreative Terrain der Fashion Week einnimmt.

Backstage bei Gucci

Nach der persönlichen Einladungsbotschaft von Alessandro Michele an Journalisten und andere Gäste via Whatsapp, rief Gucci das Publikum dazu auf, den Backstage-Bereich zu erkunden und den Visagisten und Stylisten, bei ihrer Arbeit mit den Models, über die Schulter zu schauen. Angesichts der Schlüsselbegriffe, die die Marketingstrategien unserer Zeit leiten - Transparenz, Intimität, Eintauchen - erscheint diese Einführung des Publikums hinter den Kulissen wie ein Geniestreich.

Bild: Gucci HW20-21 | Dan Lecca

Chanel bot eine ähnliche Erfahrung während seiner Haute-Couture-Modenschau für Herbst-Winter 2016-17. Tatsächlich baute Karl Lagerfeld die Werkstätten, Mitarbeiter und ihre Büros in der Mitte der Show auf - unter den bewundernden Blicken des Publikums.

Eine Erkundung der Sinne bei Roger Viviers

Eine andere Art von Erfahrung bot Schuhmacher Roger Vivier am 27. Februar bei der Präsentation seiner Winterkollektion im Rahmen des Sensorama-Projekts. Eine Erkundung der Sinne, die sich über mehrere Räume erstreckte, in denen die Schuhe und Accessoires der Marke ausgestellt waren. Der Kreativdirektor Gherardo Felloni stellte eine Reihe von Themenräumen mit glamouröser Atmosphäre vor, in denen Schauspieler in Kostümen und extravagante Installationen zu sehen waren.

Balenciagas versunkene Kulisse

Die vorderen Reihen und der Laufsteg wurden mit Wasser geflutet, und das unter einer Decke, auf der ein bedrohlicher Himmel projiziert war. Die immersive Wirkung war während der Balenciaga Modenschau für Herbst-Winter 2020-21, die wie sonst in der Kinostadt Saint-Denis stattfand, sehr deutlich zu spüren. Die Models liefen auf dem Wasser, ihre Knöchel halb eingetaucht, ihre Schleppen durchnässt, eine apokalyptische und effektvolle Inszenierung, die vom künstlerischen Leiter des Hauses, Demna Gvasalia, entworfen wurde.

Bild: Balenciaga HW20-21

Die Öffentlichkeit als Zeuge bei Lemaire

Der französische Designer Christophe Lemaire hat dem Zuschauer die Rolle des Betrachters verliehen, indem er seine Hauptfunktion hervorhebt: das Beobachten. Die Models wanderten durch den Raum, als befänden sie sich in einer Bahnhofshalle und schienen ihren Weg noch zu suchen. Das Publikum wurde Zeuge dieser eigentlich banalen Szene, die es doch durch die elegante Harmonie der Silhouetten schaffte, die Aufmerksamkeit zu halten. Die raffinierte Inszenierung wertet hier die Kleidung auf, betont ihre fließenden Silhouetten, von denen man kaum die Augen lassen kann.

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.fr.

Bild: Roger Vivier - HW20-21.

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