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Ester Manas “All inclusive out now”: Eine Kollektion für alle

Von Odile Mopin

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Mode|INTERVIEW

Nach der Nominierung für den renommierten LVMH-Preis und dem Gewinn des H&M-Design-Preises wurde Ester Manas beim 'Festival de Hyères gebeten, für die Galeries Lafayette eine Kapselkollektion zu entwerfen. Ester Manas und Balthazar Delepierre sind die Designer hinter einem der angesagtesten Modelabels der Gegenwart. Die Botschaft der "Einheitsgröße für alle" ist unzweideutig. Serge Carreira, Leiter der Abteilung für aufstrebende Talente bei der Fédération de la Haute Couture et de la Mode, ist ein Fan. Beide nahmen an dem kürzlich vom Verband ins Leben gerufenen Showroom-Projekt "Sphère" teil, das darauf abzielt, vielversprechende junge Marken zu entdecken. FashionUnited schaute vorbei und sprach mit den beiden.

Sie sind ein Team und Sie sind beide Designer. Macht Sie das stärker?

Ester Manas: Ja natürlich, wir ergänzen uns gegenseitig. Wir haben uns in der Kunst- und Designschule 'La Cambre' in Brüssel kennengelernt. Ich studierte Mode und Balthazar spezialisierte sich auf Typografie, bevor er in die Modebranche wechselte. Dort fanden wir Inspiration und ein Ventil für unsere Fähigkeiten im Modellbau und Grafikdesign. Ich wurde für meine "Big Again"-Kollektion ausgezeichnet, weil ich kein Kleidungsstück in meiner Größe (französische Größe 44) finden konnte. Wenn man bei Premium- und Luxusmarken sucht, hören die Größen immer wieder bei FR40 auf. So kamen wir zu unserem neuen "All Inclusive Out Now"-Logo.

Balthazar Delepierre: Es stimmt, dass wir zur richtigen Zeit gekommen sind. Unsere Botschaft ist die von Inklusivität und der Ermächtigung der Frauen. Aber sie ist nicht besonders politisch. Unser Ausgangspunkt war, dass "echte" Mädchen nicht auf den Laufstegen zu sehen sind. Stattdessen sind sie überall um uns herum, sie sind unsere Freundinnen, es sind Mädchen, denen wir unser ganzes Leben lang begegnen, sie sind auf der Straße, und wir wollten für sie entwerfen.

Wie ging es mit der "Big Again"-Kollektion weiter?

Manas: Es ging alles so schnell. Mit dieser Kollektion haben wir mehrere Studentenwettbewerbe gewonnen, gefolgt vom H&M-Preis und dem 'Festival de Hyères' im Jahr 2018. So haben wir diese erste Kollektion, die mein Abschlussprojekt war, ausgebaut und erweitert, um für den Sommer 2019 eine Kapselkollektion für die Galeries Lafayette zu schaffen. Wir mussten diese vollständig handgefertigten Stücke in eine Kollektion umwandeln, die in Massenproduktion hergestellt werden kann. Wir haben viel dabei gelernt. Von diesen Ereignissen so angespornt, schien es ganz natürlich, rechtzeitig zum Winter 2019/20 unsere eigene Marke zu lancieren.

Wie wird man von einem Absolventen zu einem der angesagtesten Labels in so kurzer Zeit?

Manas: Wir mussten schnell handeln, um Lösungen für den schnellen Aufbau eines kleinen Unternehmens zu finden. Wir kauften von Modehäusern Reststoffe. Das war das erste, was wir taten. Dann entwarfen wir in unserem Brüsseler Studio Prototypen. Und dann entdeckten wir ganz zufällig die Werkstatt Mulieris, einen Steinwurf von unserem Studio entfernt, die von Frauen für Frauen nach einem Back-to-Work-Prinzip betrieben wird. Alles kam zum richtigen Zeitpunkt zusammen. Wir produzieren vor Ort.

Und es gab sofort den Hype?

Delepierre: Ja, aus unserer Sicht schon. Unsere dritte Kollektion verkauft sich wie warme Semmeln. Wir haben eine starke Präsenz in Südfrankreich und in Deutschland. Zurzeit sind unsere Kollektionen in vier Verkaufsstellen in Los Angeles, London und Nizza sowie über unseren E-Shop erhältlich. Dank 'Sphere' haben wir viele Stücke verkauft, und die Nachfrage wird sich wahrscheinlich fortsetzen. Das ist großartig. Außerdem wollen wir als Designer nicht nur eine "Botschaft" übermitteln, sondern mit unserer Kleidung, die der ultimative Kommunikationskanal ist, ein Gespräch beginnen. Wir sind Designer, die versuchen, schöne Produkte zu schaffen, die für alle sind und von allen getragen werden können.

Halten Sie sich an das Konzept der Einheitsgröße für alle? Ist es nicht schwierig, in diesem Rahmen frische Looks zu schaffen?

Delepierre: Wir glauben, dass dies eine starke Aussage ist, die uns eine Grundlage bietet, auf der wir jede Saison Stil und Innovation anbieten können. Es ist eine Aussage, die nie aus der Mode kommen wird.

Manas: Mein Hauptziel ist es, von der homogenen Herangehensweise an Körper wegzukommen; ein Kleidungsstück zu produzieren, das sich mit dem Körper einer Frau entwickelt, ein Kleidungsstück, das mit ihm wächst. Wir haben eine einzige Größe, die Frauen von Größe 34 bis 50 passt. Im Laufe eines Lebens verändert und entwickelt sich der weibliche Körper. Wir bieten ein nachhaltiges Kleidungsstück an, das keine Größenschwankungen, keine Überproduktion und somit keine überflüssigen Bestände aufweist. Wir haben an jeden Aspekt gedacht.

Schneiderhandwerk ist natürlich der Schlüssel zu unserem Look. Dezent voluminöse Raglanärmel an trapezförmigen Jacken, die über der Brust locker sitzen, übergroße Designs, die dank Gimmicks wie Kordelzug unter der Brust, an der Taille oder an der Hüfte eingerafft werden können, und "doppelte" Raffungen.

Die Kollektion weist einen modernen Streetwear-Vibe auf, wie entsteht der?.

Delepierre: Wir lassen uns von unserem Freundeskreis, der etwa Mitte 20 ist, inspirieren. Unsere übergroßen Jacken haben funktionelle, abnehmbare Taschen, deren Laschen sich um den Körper schließen, oder wir bieten ausgefallene Schößchenjacken und schicke Capes an. Wir benutzen unsere Freunde als Modelle. Und wir fotografieren das Kleidungsstück immer in zwei Größen: Größe 36 und Größe 44-46, damit der Käufer sehen kann, dass das Stück beiden Körpertypen passt.

Manas: Ich möchte, dass unsere Kleidung Frauen mehr Selbstvertrauen gibt, mehr Macht. Weit entfernt von dem stereotypen Bild, das die Medien von uns zeichnen. Tatsächlich ist meine Winterkollektion von einem kleinen Mädchen inspiriert, das die Kleider seiner Mutter anprobiert und davon träumt, erwachsen zu sein, Macht zu haben und seinen Horizont zu erweitern. Wir neigen dazu, uns mehr von "Momenten" und "Höhepunkten" inspirieren zu lassen, als einfach nur Themen durch unsere Kollektionen laufen zu lassen. Im letzten Sommer beispielsweise drehte sich die Kollektion um das Thema Wohlbefinden; dieses großartige Gefühl nach einer Dusche am Strand, wenn man in ein sinnliches schulterfreies Oberteil schlüpft, das über die sonnenverwöhnte Haut gleitet, bevor man sich auf einer Terrasse entspannt. Das ist die Botschaft, die ich vermitteln wollte.

Viele junge moderne Designer scheinen sich von den Älteren dadurch zu unterscheiden, dass sie viel Wert auf "Bedeutung" in der Mode legen, in Bezug auf Inklusivität oder Verantwortung. Sehen Sie sich selbst als Teil dieses Trends?

Manas und Delepierre: Es gibt heute so viele Etiketten! Welchen Sinn hat es, ein neues Label zu schaffen, das nichts zu sagen hat, das nichts Neues auf den Tisch bringt und keinen Mehrwert schafft? Auch hier ist das Kleidungsstück ein Vektor. Es muss schön sein und für ein Qualitätsmerkmal stehen. Wir wollen "kreieren"; unsere Aufgabe ist es, Stil zu verkörpern. Aber die Ära des allmächtigen künstlerischen Leiters - die uns an den Modedesign-Hochschulen beigebracht wird - scheint vorbei zu sein. Wir drücken nicht unser Ego aus; wir sprechen zu Frauen.

Wenn unsere Generation nach Sinn sucht und in Sachen Mode und Produktion verantwortungsvoll handeln will, dann deshalb, weil frühere Generationen den Weg geebnet haben. Sie haben den Ball ins Rollen gebracht und uns zu mehr Freiheit verholfen. Die Herausforderungen haben sich weiterentwickelt, und die Gesellschaft hat sich ebenfalls weiterentwickelt.

Photos : Ester Manas

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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