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Emerson Renaldi-Chefin: Marken gewinnen mit 'Non-Sale' Kundschaftsvertrauen

Bei Emerson Renaldi stehen die Zeichen auf Expansion. Mit der Eröffnung eines neuen Standorts im österreichischen Telfs geht der Nürnberger Luxusmodehändler neue Wege – geografisch und strategisch.

Im Interview gibt Olivia Pfeiff Einblicke in die Beweggründe hinter der Standortwahl. Außerdem spricht die Geschäftsführerin des Familienunternehmens über aktuelle Trends und wie Marken während des sich verändernden Konsumverhaltens das Vertrauen ihrer Kund:innen gewinnen können.

Über Emerson Renaldi:

    Emerson Renaldi wurde 1979 von Birgit Pfeiff als Boutique für italienische Damenschuhe gegründet. Mittlerweile leitet sie das Familienunternehmen zusammen mit ihrer Tochter Olivia Pfeiff. Seit Ende 2024 betreibt Emerson Renaldi einen zweiten Standort in Augsburg, auf den im Herbst 2025 der erste internationale Store in Österreich folgt. Über die Jahre wurde das Sortiment um Luxusmode für Damen und Herren erweitert. Dazu gehören etablierte Modehäuser wie Burberry, Prada und Gucci, aber auch Streetwear-orientierte Marken wie Off-White und Diesel sowie Designer:innen-Marken wie Nanushka, Dorothee Schumacher und Christopher Esber.

Frau Pfeiff, Emerson Renaldi steht auf Expansionskurs. Wieso haben Sie sich ausgerechnet für diesen österreichischen Standort entschieden?

Ich fand die Idee unglaublich spannend, moderne Luxusmode in einem völlig neuen Kontext zu präsentieren – jenseits der klassischen urbanen Umgebung, wie man sie von uns gewohnt ist. Telfs liegt mitten im Herzen der Alpen und bietet mit seiner außergewöhnlichen Kulisse eine perfekte Bühne für unsere Emerson Renaldi DNA: modern, hochwertig und bewusst anders gedacht. Die strategische Lage auf der Achse zwischen Nürnberg, Augsburg und Innsbruck macht den Ort zudem zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt – gerade für Urlauber:innen und internationale Gäste. Für uns war Telfs deshalb eine ganz logische Entwicklung, wenn man über Resort- und Freizeitkultur spricht. Und nicht zuletzt hat der Standort selbst eine lange Tradition, auch im Bereich hochwertiger Mode. High Fashion ist hier keine Fremdsprache – im Gegenteil, sie hat hier längst einen Platz gefunden.

Emerson Renaldi expandiert nach Österreich Credits: Ruedi Walti / Emerson Renaldi

Sind weitere Neueröffnungen vorgesehen?

Vorerst sind keine weiteren Neueröffnungen geplant. Aber das hängt natürlich immer von der jeweiligen Situation ab. Auch der Standort in Telfs war ursprünglich nicht geplant – er hat sich einfach aus einer besonderen Gelegenheit heraus ergeben. Insofern: Man sollte im Leben nie „nie“ sagen. Wenn sich etwas Spannendes ergibt und es zu uns passt, schließen wir nichts aus.

Mit dem Tiroler Standort erweitern Sie auch das Resort-Segment. Welche Trends bestimmen die Urlaubssaison im kommenden Jahr?

Im Winterurlaub – speziell zur Skisaison – stehen hochwertige Materialien im Fokus. Pelz in allen Variationen sowie Lammfell, ob lang oder kurz, sind absolute Must-haves. Diese Teile lassen sich nicht nur in alpinen Resorts, sondern auch in einem urbanen Umfeld hervorragend stylen. Dazu kommen klassische Norweger-Strickmuster und luxuriöser Kaschmir. Zur festlichen Saison darf es dann gerne etwas „bold“ und glamourös sein – auffällige Looks mit Statement-Charakter liegen klar im Trend.

Emerson Renaldis neuer Store in Österreich Credits: Ruedi Walti / Emerson Renaldi

Und im Sommer?

Für den Sommerurlaub sehen wir viel Feminität und Leichtigkeit: Häkeldetails à la Miu Miu, Bast-Accessoires und der Lingerie-Look feiern ein starkes Comeback.

Was wird sich für Spring/Summer 2026 durchsetzen?

Der Boho-Stil, wie ihn Chloé interpretiert, bleibt ein wichtiges Thema. Farblich dominieren Sorbet-Töne, zartes Hellblau, softes Rosa – und Buttergelb bleibt uns definitiv erhalten.

Die Menswear-Schauen liegen bereits hinter uns. Was nehmen Sie davon mit?

Was ganz deutlich spürbar war: Der Mann wird ruhiger in seinem Stil. Weniger „fancy“, weniger auffällige Logos, dafür mit einem klaren Fokus auf Qualität und Hochwertigkeit. Klassische Schnitte und Materialien spielen eine große Rolle – allerdings modern interpretiert, ohne dabei altbacken zu wirken. Insgesamt wirkt die Männermode eleganter, zeitloser und bewusster – ein Trend, der sehr gut zur aktuellen Haltung passt.

Welche Produkte und Styles laufen aktuell gut bei Ihnen?

Unsere Kund:innen setzen derzeit stark auf cleane, minimalistische Looks – zeitlose Pieces, die nicht an eine bestimmte Saison gebunden sind und sich über Jahre hinweg tragen lassen. Hochwertige Investment-Pieces, zum Beispiel von The Row oder Bottega Veneta, sind besonders gefragt. Wer es etwas femininer mag, greift gerne zu ausgewählten Looks von Prada oder Miu Miu.

Credits: Emerson Renaldi

Was ist Ihr persönliches ‘Summer Essential’?

Aktuell trage ich am Liebsten einen Kaftan von Saint Laurent – der ist lässig und lässt sich unheimlich vielseitig stylen. Einer meiner weiteren Favoriten ist ein Häkelkleid, ebenfalls von Saint Laurent. Ansonsten liebe ich derzeit die farbenfrohen Seidensets von Alemais.

Gibt es bestimmte Marken, die besonders beliebt bei Ihren Kund:innen sind?

Miu Miu, Prada und Bottega Veneta gehören auf jeden Fall zu den Top drei. Außerdem lieben unsere Kund:innen Celine, Alaia und The Row.

Wie ist die Stimmung bei Ihrer Kundschaft? Ist die anhaltende Zurückhaltung beim Konsum weiterhin spürbar?

Ja, die Zurückhaltung ist nach wie vor spürbar – ganz besonders im Vergleich zu früheren Jahren. Umso wichtiger ist es, aktiv zu werden und die Kundinnen und Kunden wieder für Mode zu begeistern. Das gelingt nur mit viel Engagement: durch persönliche, intensive Betreuung und besondere Erlebnisse – etwa exklusive Events, die Shopping wieder zu etwas Emotionalem und Inspirierendem machen. Es geht darum, die Freude am Entdecken und Ausprobieren lebendig zu halten.

Welche anderen Themen beschäftigen den Luxusmode-Handel aktuell?

Ein zentrales Thema ist definitiv das veränderte Konsumverhalten. Kundinnen und Kunden wollen heute bewusster und informierter einkaufen – sie hinterfragen mehr, vergleichen intensiver und legen großen Wert auf Transparenz.

Die starken Preissteigerungen der letzten Jahre haben zudem dazu geführt, dass zeitlose, langlebige Stücke stärker gefragt sind als kurzlebige Trends. Es geht zunehmend um Qualität statt Quantität – also darum, in Teile zu investieren, die man über viele Jahre tragen kann.

Auch die Haltung der Marken zum Thema Sale spielt eine wichtige Rolle: Labels, die konsequent auf 'non-sale' setzen, gewinnen zunehmend an Vertrauen und werden von unserer Kundschaft besonders positiv wahrgenommen. Gleichzeitig wird erwartet, dass Rabattaktionen besser reguliert und klar kommuniziert werden – ohne permanente Preisnachlässe, die das Produkt entwerten.

Credits: Emerson Renaldi

Welche Erwartungen haben Sie an die zweite Jahreshälfte?

Wir blicken positiv auf die zweite Jahreshälfte und hoffen, dass unsere Kundinnen und Kunden das Angebot stark annehmen. Die neuen Herbst-/Wintertrends – insbesondere luxuriöse Materialien wie Leder, Fell und hochwertige Stiefel – haben großes Potenzial. Gleichzeitig spüren wir, dass die Bereitschaft wächst, wieder in besondere Stücke zu investieren – in Qualität, die bleibt. Wenn wir es schaffen, die richtigen Impulse zu setzen und unsere Kundschaft zu inspirieren, sehen wir der kommenden Saison mit Zuversicht entgegen.

Zum Abschluss: Wie werden Sie 2025 voraussichtlich abschneiden?

Wir gehen vorsichtig optimistisch in die zweite Jahreshälfte und hoffen, an die Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen zu können. Natürlich bleibt das wirtschaftliche Umfeld herausfordernd, aber mit einem klaren Fokus und starken Kollektionen sind wir zuversichtlich, auch 2025 erfolgreich abzuschließen.

Dieses Interview wurde schriftlich geführt.


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