Dover Street Market Paris, der Inkubator von Comme des Garçons
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Dover Street Market bleibt in den Nachrichten. Der Einzelhandelsarm von Comme des Garçons mit Concept Stores in London, New York, Tokio, Los Angeles, Singapur und Peking eröffnete erst 2019 zwei kleinere Adressen in Paris: eine Schmuckecke in den neuen Galeries Lafayette Champs-Elysées und Dover Street Parfums Market, ein Geschäft im Stadtteil Marais mit Schönheitsprodukten, die von der ehemaligen Colette-Betreiberin Sarah Andelman ausgesucht werden.
Und dann ist da noch der Dover Street Market Paris. Kein Laden, sondern die Plattform, mit der Adrian Joffe, der Geschäftsführer von Comme des Garçons, neue Labels entwickeln will, angefangen bei ‘Honey Fucking Dijon’ und ‘Youths in Balaclava’.
Comme des Garçons begleitet Labels wie ‘Honey Fucking Dijon’ und ‘Youths in Balaclava’ in die Zukunft
Die Plattform ähnelt der von 'Business Accelerators' wie Tomorrow und Slam Jam, die unabhängigen Marken bei der Markenentwicklung, Produktion und Distribution helfen. New Guards Group, das italienische Unternehmen hinter Marken wie Off-White, Marcelo Burlon und Palm Angels, ist mit einem ähnlichen Ansatz groß geworden. (Die New Guards Group ist seit kurzem übrigens im Besitz des Online-Luxusmodehändlers Farfetch).
Comme des Garçons kümmert sich unter anderem um die Produktion und den Verkauf der jungen Labels, besitzt sie aber nicht. Im Gegensatz zu den eigenen Linien, einschließlich Junya Watanabe und Noir Kei Ninomiya.
Das Unternehmen hat bereits in der jüngeren Vergangenheit das Label des russischen Designers Gosha Rubchinskiy mitaufgebaut, das im vergangenen Jahr eingestellt wurde. Rassvet und GR-Uniforma, zwei weitere Marken, an denen Rubchinskiy beteiligt ist, sind ebenfalls bei Dover Street Market Paris untergebracht. Zu Beginn 2019 brachte Rassvet Kollaborationen mit den sportlichen Bekleidungsmarken Russell Athletic und Hi-Tec heraus. GR-Uniforma schloss sich mit Diesels Red-Tag-Projekt – ein Projekt, das von Tomorrow kontrolliert wird – für eine Kapselkollektion zusammen.
Honey Fucking Dijon
Honey Fucking Dijon ist das Label der in Berlin ansässigen amerikanischen Discjockey Honey Dijon. Die erste Kollektion war klein: eine Serie von T-Shirts und Lederwaren, inspiriert von Dijons Metier: eine Schallplatten-Tasche, eine Tasche für USB-Sticks. Der Blickfang ist das HFD-Logo von Dijon, das vom britischen Art Director und Popstar Trevor Jackson entworfen wurde. Ziel ist es, die Kollektion jede Saison zu erweitern. Die Brieftaschen und anderes Zubehör werden in den spanischen Werkstätten hergestellt, mit denen Comme des Garçons seit Jahren zusammenarbeitet. „Ich war ein Fan", sagt Joffe in einer Mitteilung. „Ich traf sie, als sie sich auf unserer Afterparty nach dem Met-Ball auflegte. Sie steckt Herz und Seele in ihre Arbeit, ist künstlerisch und authentisch".
Youths in Balaclava
Adrian Joffe traf die Kids hinter Youths in Balaclava, als der Dover Street Market in Singapur ein Geschäft in Partnerschaft mit dem lokalen Einzelhandelsgiganten Club 21 eröffnete. Das Label wurde 2015 vom damals 17-jährigen Taufyq Iskandar und sechs Freunden aus dem Gymnasium gegründet. Sie konnten in Singapur keine Kleidung finden, die sie selbst tragen wollten. Und so gingen sie selbst an die Arbeit. Inzwischen ist die Gruppe "Youths in Balaclava" ein 13-köpfiges Kollektiv. Während der Modewoche in Paris zeigten Iskandar und sein Team zum ersten Mal eine Kollektion vor internationalen Einkäufern und der internationalen Presse: Lost In Translation, inspiriert von den gemischten Gefühlen der Jungen in Singapur, die sich nach ihrer Wehrpflicht reintegrieren müssen.
Beide Labels werden hauptsächlich in den Geschäften des Dover Street Market, aber auch in Multi-Brand-Boutiquen verkauft. Kunden in den Benelux-Ländern sind nach Angaben von Comme des Garçons beispielsweise T0K 10 (Rotterdam), Cowboys 2 Catwalk (Amsterdam), Labels (Sittard), Louis (Antwerpen) und Smets (Luxemburg).
Der Drang zum Experimentieren
Mit dem Dover Street Market bestätigt Comme des Garçons ihren Ruf als abenteuerlustiges Modeunternehmen.
Die Flagship-Stores gelten als Paradebeispiel für ein Kaufhaus des 21. Jahrhunderts mit einer sorgfältigen Mischung aus Luxus, Avantgarde und Streetwear, Instagram-würdigen Dekors und feinen Restaurants. Ein Lichtblick in einer schwierigen Zeit für Kaufhäuser, wie die Insolvenzen von Barneys in den Vereinigten Staaten oder die Schließung der niederländischen Filialen von Hudson's Bay und deutschen Standorten von Karstadt-Kaufhof zeigen.
Der Drang zum Experimentieren liegt in den Genen von Comme. Das sieht man an der Mode von der Begründerin und Designerin Rei Kawakubo, aber auch in den Geschäften des Unternehmens.
Die innovative Historie von Dover Street Market:
- In den achtziger Jahren eröffnete das japanische Label zusammen mit Jenny Meirens – der Einzelhändlerin, die später Martin Margiela gründete – ein Geschäft in Brüssel. In New York eröffnete Comme mit den britischen Architekten Future Systems ein Geschäft im damals noch weitgehend unerforschten Stadtteil Chelsea.
- Im Jahr 2004 entwickelte Comme des Garçons das Konzept des Guerilla-Stores mit kurzlebigen Geschäften in Städten, in denen nicht unbedingt genügend Potenzial für ein vollwertiges Geschäft vorhanden war - Berlin war das erste, gefolgt von Reykjavik, Warschau, Helsinki, Singapur, Stockholm, Athen, Beirut und Glasgow, um nur einige zu nennen. Der Guerilla-Store war der Vorläufer der heute allgegenwärtigen Pop-ups.
- Comme eröffnete auch eine Reihe von Pocket-Stores, Miniatur-Boutiquen mit einem begrenzten Produktsortiment aus T-Shirts der Linie Comme des Garçons Play, Lederwaren und Parfums. In Amsterdam gibt es beispielsweise zwei davon.
Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.
Bild: via Comme des Garçons