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Digitalisierung: Wie PVH mit eigenen Start-ups seine Prozesse digitalisiert

Von Aileen Yu

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Mode|HINTERGRUND

Wie könnte die Prozesse in der Modeindustrie der Zukunft aussehen? FashionUnited sprach mit Anne-Christine Polet, der Senior Vizepräsidentin der Digital Ventures der unternehmenseigenen Start-ups Hatch und Stitch von PVH Europe. Die beiden Ventures kombinieren technologische Lösungen mit Mode-Expertise und kommerziellem Denken, um digitale Lösungen zu schaffen, die Marken dabei helfen, ihre Wertschöpfungskette neu zu erfinden.

„Was uns antreibt, ist die Digitalisierung dessen, was für die Mode 'hinter den Kulissen' passiert - die Wertschöpfungskette. Historisch gesehen ist diese ein zu wenig beachteter Prozess in der Modeindustrie, wenn es um Digitalisierung geht, aber die Möglichkeiten sind immens: Abfallreduzierung, Rationalisierung von Abläufen und eine echte Neuerfindung der Funktionsweise von Mode", schrieb Polet in einer E-Mail an FashionUnited. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Polet mit Hatch und Stitch bei der Digitalisierung der Modeindustrie Pionierarbeit leistet und wie sie Mode und Technologie zu ihrem Beruf gemacht hat.

Können Sie uns etwas über die Zielsetzung der Unternehmen Hatch und Stitch erzählen? Wie verändern die Start-ups die Branche?

Stitch konzentriert sich auf den Kern des Ganzen: die Kollektionserstellung. Unsere Mission hier ist es, den Design- und Entwicklungsprozess für Marken zu digitalisieren, eine neue Art von Handwerk in Mode zu bringen, indem wir 3D-Designs skalieren, manuelle Arbeit reduzieren, die Kreativität steigern, den Arbeitsablauf beschleunigen - und das alles bei weniger Abfall und einem nachhaltigeren Prozess.

Hatch befasst sich mit dem nächsten Schritt im Prozess: wie Marken an Einzelhändler verkaufen. Unsere Mission bei Hatch ist es, den Orderprozess vollständig zu digitalisieren; die Abhängigkeit von physischen Showrooms, Mustern und analogen Treffen zu verringern, um eine Markengeschichte zu erzählen und Kollektionen zu verkaufen. Das Produkt von Hatch, der digitale Showroom, ermöglicht ein qualitativ hochwertiges Storyselling im Ausstellungsraum vor Ort oder per Fernzugriff, so dass die Verkaufsteams auf einzigartige Weise mit ihren Einzelhändlern in Verbindung treten können. Digitale Ausstellungsräume sind nachhaltiger für unsere Kunden und reduzieren den Bedarf an Mustern sowie deren Versand.

Wollten Sie schon immer mit Mode und Technologie arbeiten?

Begonnen habe ich zuerst in der Technologie, bei Google - dort habe ich zum ersten Mal erlebt, welche Macht die Technologie bei der Schaffung von Mehrwert für Nutzer und Organisationen gleichermaßen haben kann. Als ich in die Modebranche wechselte, sehnte ich mich nach dieser digitalen Denkweise zurück: schwierige Probleme anzugehen, die Arbeitsweise neu zu erfinden, den Status Quo in Frage zu stellen. Glücklicherweise begann Tommy Hilfiger seine Reise in den digitalen Showroom kurz nachdem ich dort angefangen hatte. Ich schätze mich sehr glücklich, in dieser wunderbaren Kombination aus Mode und Technologie zu arbeiten.

Sie erwähnten auch neue Positionen innerhalb von Stitch, die sich auf die Unterstützung der Digitalisierung des Designprozesses spezialisieren, wie beispielsweise Transformationsspezialisten und 3D-Design-Experten. Sehen Sie eine Ausweitung dieser Positionen vor und wie?

Bei Stitch glauben wir, dass die Möglichkeiten von 3D-Modellen wirklich ausgeschöpft werden, wenn die Designer und Produktteams lernen, damit zu arbeiten. Zwar gibt es definitiv neue Arten von Jobs, die die digitale Transformation für Marken anführen, aber es sind insbesondere die Aufgaben des Designers, Produktentwicklers und Merchandisers, die sich weiterentwickeln werden. Diese Jobs werden sich auf zwei der folgenden Arten verändern.

Erstens: Wechsel vom Physischen zum Digitalen: von der Papier-Handskizze zum 3D-Entwurf. Visualisieren Sie Kollektionen, anstatt sie auf Tafeln zu heften. Führen Sie Änderungen an Passform und Design virtuell durch, anstatt sie an eine Büste zu heften. Testen sie den Entwurf mit ihren Märkten und anderen Stakeholdern digital, anstatt persönliche Treffen abzuhalten. Nutzen Sie digitale Prototypen, anstatt sie von einer Fabrik aus um die Welt zu senden.

Zweitens: Ein neuer Designprozess und disziplinübergreifende Zusammenarbeit: Der Design-Workflow ändert sich, wenn er in 3D ausgeführt wird. Er wird schneller, effizienter und weniger fehleranfällig. Darüber hinaus wird die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Disziplinen in der Design-Community schneller und effizienter. Anstatt aufeinander zu warten, bis ein Teil des Arbeitsablaufs abgeschlossen ist, arbeiten sie gleichzeitig in kleinen Schritten zusammen. Es handelt sich um einen sehr agilen Prozess, der Flexibilität und Änderungen zulässt.

Der Grund, warum die Digitalisierung noch nicht in der gesamten Modebranche Einzug gehalten hat, liegt darin, dass die Arbeit eine große menschliche Komponente hat, die benötigt wird.

Anne-Christine Polet, Senior Vizepräsidentin Digital Ventures, Hatch und Stitch

Was sind die größten Veränderungen in der Mode, die Sie in den letzten Monaten gesehen haben?

Bei den großen Veränderungen, die Covid-19 in der Welt und insbesondere der Modeindustrie verursacht hat, gibt es zumindest einen Silberstreif am Horizont: Der Bedarf an Digitalisierung in der Mode hat stark zugenommen. Die Marken haben erkannt, dass der traditionelle Prozess der Herstellung und des Verkaufs von Kleidungsstücken nicht für eine unberechenbare Welt gemacht ist, die ständige Kurskorrekturen erfordert.

Dies hat den Fokus der Industrie auf 3D-Technologie sowie die Digitalisierung des Orderprozesses wirklich verstärkt. Und letzteres war schon immer ein Prozess, der nur schwer zu ändern war: Es funktionierte einfach so gut, dass die Käufer in schöne Showrooms kamen, alle Muster sahen, mit den Verkaufsteams in Verbindung traten und ihre Bestellungen aufgaben. Diese Ordertermine waren schon immer wichtig, sowohl vom Standpunkt der Markenbildung als auch vom Standpunkt der zwischenmenschlichen Beziehungen aus.

Es war schon immer die Mission von Hatch, diese Erfahrung im Ausstellungsraum vor Ort zu digitalisieren, aber jetzt konnten die Käufer nicht einmal mehr dorthin reisen! Wir haben also wirklich hart daran gearbeitet, uns an die neuen Umstände anzupassen, und haben Funktionen wie den vollständig ortsunabhängigen Ordertermin eingeführt, so dass Marken ihren Handelskunden in der gleichen schön gebrandeten und geführten Art und Weise fortsetzen können, wie sie es aus dem Ausstellungsraum gewohnt sind.

Sie müssen klein anfangen: versuchen, testen und lernen. Dinge in die Praxis umsetzen. Dieser Ansatz unterstützt Sie auf allen Ebenen - vom tatsächlichen Benutzer bis hin zur C-Suite - bei der Transformation - Anne-Christine Polet, SVP of Digital Ventures, Hatch und Stitch

Wie sollte die gesamte Branche so effizient und schnell wie möglich digitalisieren? Und warum ist es so wichtig, sich diesen Wandel zu eigen zu machen?

Mein Rat wäre, jeder sollte den Sprung wagen! Es mag beängstigend erscheinen, der Aufwand ist groß und mit vielen Unbekannten verbunden, aber die Vorteile der digitalen Technologien in einer Organisation werden die Kosten überwiegen. Es wird die Teams effektiver machen, es wird bessere Produkte schaffen, die Verkaufsprozesse werden flexibler sein und sogar finanziell gibt es Vorteile, die von Kosteneinsparungen (durch den Verzicht auf Muster) bis hin zu Auswirkungen auf den Umsatz reichen.

Es gibt auch einen erheblichen Nachhaltigkeitsvorteil, da wir Abfall, Versand und Verpackung reduzieren. Fabriken, Textilhersteller - je mehr jeder Teil des Mode-Ökosystems auf digitale Verfahren umgestellt wird, desto mehr werden wir alle davon profitieren.

Eine solche Veränderung in einer eher traditionellen Industrie wie der Modebranche voranzutreiben, läuft auf eine bestimmte Denkweise hinaus. Es braucht sowohl Mut als auch praktisches Denken, um bestehende Arbeitsweisen zu ändern. Die Marken müssen daran glauben, dass die Digitalisierung die Dinge für alle Beteiligten - von den Designern über die Partner in der Lieferkette bis hin zu den Verbrauchern - verbessern wird. Die Digitaltechnologien müssen oberste Priorität haben und auf allen Ebenen der Organisation umgesetzt werden.

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Was sind Ihre drei wichtigsten Tipps für den Erfolg?

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Was lieben Sie am meisten an Ihrer Arbeit?

Ich liebe es, das Unbekannte zu erforschen, den Status quo herauszufordern und mit talentierten Teams kreative Lösungen für bestehende Probleme zu finden.

Was ist der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Halten Sie inne und setzen Sie sich klare Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben, wenn Sie eine Familie gründen. Es ist so leicht, sich im Trubel der Arbeitswelt zu verlieren. Ich habe zwei Kinder unter drei Jahren, und dieser Ratschlag hat mir wirklich geholfen, darüber nachzudenken, wo ich meine Zeit verbringe, und dafür zu sorgen, dass weder das Familien- noch das Berufsleben beeinträchtigt werden.

Welche Tipps können Sie jungen Berufstätigen, die im Begriff sind, in diese Branche einzusteigen, mit auf den Weg geben?

Seien Sie unglaublich aufgeschlossen, neugierig und wissbegierig. Nicht nur die Mode, sondern die ganze Welt verändert sich so schnell, dass dies entscheidende Kompetenzen sind, um erfolgreich zu sein und zu gedeihen - und die Unternehmen in der Branche brauchen diese Fähigkeiten!

Es ist eine wirklich aufregende Zeit, in die Branche einzusteigen, und wir brauchen junge Köpfe, die mithelfen, digitale Tools weiter zu nutzen (und zu schaffen), um die Mode besser zu machen.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Hatch & Stitch, PVH Corp.

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