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Diadora-Vorsitzender Enrico Moretti Polegato: „Nachhaltigkeit muss etwas sein, das man ist, nicht etwas, das man tut“

Von Barbara Russ

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Mode |Interview

Fotos: Diadora

Diadora wurde 1948 als Hersteller von Bergschuhen gegründet und ist seit 2009 unter dem Dach von Geox. Seitdem hat sich das Unternehmen zu einem internationalen Akteur auf den Märkten für Sport-, Lifestyle- und Sicherheitsschuhe entwickelt.

Heute ist die Marke in mehr als 60 Ländern auf der ganzen Welt vertreten und setzt ihre Expansion dank einer breiten Produktpalette fort. FashionUnited sprach mit Enrico Moretti Polegato, dem Vorstandsvorsitzenden von Diadora und Sohn von Geox-Gründer Mario Moretti Polegato, darüber, wie Diadora den Wettbewerb auf dem hart umkämpften Sportmarkt konkurrieren will, seine Pläne für den deutschen Markt und über die wiederbelebte Produktionslinie in seinem Heimatland.

Auf dem deutschen Markt sind Sie mit den Sparten Sport, Heritage und Utility, also Arbeitskleidung und Sicherheitsschuhe, vertreten. Wie würden Sie die Positionierung von Diadora in Deutschland zusammenfassen?

Sport ist die Markenidentität von Diadora. Auch wenn wir drei verschiedene Geschäftszweige haben, werden die neuen Projekte immer aus dem Sport geboren. In Deutschland wollen wir über Sport als Marke identifiziert werden, aber wir sind mit allen unseren drei Sparten präsent. Im Sport sind wir in den Bereichen Running, Tennis und Fußball tätig.

Der Haupttreiber unseres Wachstums, auch in Deutschland, ist Running, wo wir in den wichtigsten Laufsport-Verkaufsstellen präsent sind. Wir stehen noch am Anfang unserer Expansionsstrategie auf dem deutschen Markt, aber wir sehen bereits erste sehr positive Verkaufsergebnisse. In der Saison H/W 21 werden wir an 67 Verkaufsstellen präsent sein. Und für F/S 22 planen wir ein deutliches weiteres Wachstum. Im Bereich Running basiert unsere Identität auf Innovation, insbesondere auf unserer patentierten Blushield-Technologie, einem Schuh, der Stabilität beim Laufen garantiert. Innovation ist ein ständiger Prozess und wir haben gerade einen neuen Laufschuh namens Volo auf den Markt gebracht.

Der Diadora Mythos Blushield Volo

Im Bereich Sportswear sind wir in Deutschland vor allem mit unserer Heritage-Kollektion im High-End-Bereich vertreten. Heritage ist unsere Luxus-Linie und umfasst Neuauflagen unserer historischen Sportschuhe, die als Sportswear angepasst wurden, aber nicht als Performance-Schuhe.

Im Bereich Safety ist es unser Ziel, die innovativste Sicherheitsmarke der Welt zu sein, denn wir wollen durch Innovationen zum Wohlbefinden des Arbeiters beitragen. Eine unserer wichtigsten Innovationen ist die Net Airbox, die in Zusammenarbeit mit unserer Schwesterfirma Geox entwickelt wurde, eine atmende Technologie für Sicherheitsschuhe. Ein weiteres sehr wichtiges neues Produkt ist der Glove Eco, ein innovativer Sicherheitsschuh mit nachhaltigen Eigenschaften in jeder Komponente. Er wird weltweit über sehr ausgewählte Händler vertrieben. In den deutschsprachigen Märkten wachsen wir konsequent mit dieser Sparte.

Wie konkurrieren Sie auf dem Laufsportmarkt mit Giganten wie Nike und Adidas?

Der Wettbewerb zwingt uns, anders zu sein. Dieser Ansatz zahlt sich angesichts der hervorragenden Zahlen des amerikanischen Marktes aus. Der Markt gehört praktisch einigen wenigen Big Playern, aber unsere Zahlen wachsen jedes Jahr im zweistelligen Bereich. Diese Leistungen sind auch auf unsere Mischung aus Authentizität im Sport – wir stellen seit 73 Jahren Sportschuhe her – und unserem italienischen Stil, sowie einer sehr großen Aufmerksamkeit für unsere Kunden zurückzuführen.

Diadora hat eine alte Produktionsstätte in Caerano di San Marco (Treviso) wieder in Betrieb genommen, die seit mehr als 15 Jahren stillgelegt war. In der wiederbelebten Fabrik wollten Sie bis zum Ende des Jahres 2015 100.000 Paar Schuhe produzieren. Ist dieser Plan aufgegangen?

Ja, wir sind jetzt bei etwa fünf Prozent unserer Produktion, die Made in Italy ist. Unsere hauseigene Produktionslinie umfasst den Glove Eco und die wichtigsten Heritage-Schuhe von Diadora. In Zukunft werden wir diesen Anteil erhöhen.

Ein Schwesterprojekt zum Re-Shoring nach Italien ist das Near-Shoring, auf das wir uns ebenfalls konzentrieren wollen. Das Ziel ist es, eine kürzere Lieferkette zu haben.

In Ihrer Utility-Sparte bieten Sie jetzt einen neuen Service der Individualisierung an. Erzählen Sie uns mehr darüber.

Als Teil der allgemeinen Digitalisierungsstrategie im B2C- und B2B-Bereich werden wir in einigen Monaten eine neue hauseigene E-Commerce-Website einführen, während wir vor einigen Wochen unseren Kunden einen neuen Personalisierungsservice angeboten haben, eine Personalisierungsmöglichkeit für Sicherheitsbekleidung in Diadora Utility. Unsere Kunden können ihre Uniform online mit ihrem Logo oder einem Firmenbild oder was auch immer sie wünschen, personalisieren.

Mit dem Eco Glove haben Sie sich auf das Feld der Nachhaltigkeit vorgewagt. Werden Sie das auf andere Modelle ausrollen?

Ich möchte Nachhaltigkeit auf das ganze Unternehmen ausrollen, nicht nur auf das Produkt. Es muss etwas sein, das man ist und nicht etwas, das man tut. Als menschliche Wesen müssen wir konsumieren. Deshalb glaube ich, dass wir sowohl in unserem persönlichen als auch in unserem beruflichen Leben nachhaltig handeln sollten. Was wir tun können, ist, uns Schritt für Schritt zu verbessern, genau wie im Sport ... Bislang haben wir als Unternehmen in drei Kanälen gehandelt. Wir haben die Lieferkette und jeden unserer Lieferanten von einer unabhängigen Stelle namens EcoVadis zertifizieren und überprüfen lassen. Auch unser Hauptsitz wurde von EcoVadis zertifiziert und mit Gold ausgezeichnet, was bedeutet, dass wir zu den besten fünf Prozent der von ihnen geprüften Unternehmen gehören.

Wir arbeiten auch an den Produkten und werden nach dem Glove Eco bald eine nachhaltige Version unserer anderen Kult-Modelle auf den Markt bringen. Wir haben bereits auf einige Materialien verzichtet, die nicht im Einklang mit unserer Nachhaltigkeitspolitik stehen, insbesondere Känguruleder, das für Fußballschuhe verwendet wurde. Außerdem haben wir die Verpackung unserer Schuhkartons der Heritage-Linie durch ein spezielles Material aus überschüssigem Seetang ersetzt.

Wir arbeiten auch daran, das Unternehmen selbst nachhaltig zu gestalten. Wir haben die Verwendung von Plastik im Hauptquartier, wie Flaschen und Becher, abgeschafft und in naher Zukunft wird die in unserem Hauptquartier genutzte Energie zu 100 Prozent erneuerbar sein.

Diadora
Enrico Moretti Polegato