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Der Markt für Große Größen ist im Aufwind

Von Yasmine Esser

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Mode|HINTERGRUND

Jetzt verkauft selbst Dolce & Gabbana Modelle in Großen Größen und Körperpositivität ist überall online zu spüren. Das Tabu, das Plus Size lange umgab, scheint verschwunden. Vielmehr sind Große Größen eine Marktlücke geworden. Das ist auch der Trend auf der Modemesse WFC Big Brands, die vom 28. bis 29. Juli im Amsterdamer World Fashion Centre stattfand. Allerdings bestehen nach wie vor Herausforderungen für den Markt.

Mike Cats, Eventmanager der Messe WFC Big Brands, sieht, dass der Markt im Aufwind ist. "Als wir vor drei Jahren begannen, gab es hier dreißig Stände, jetzt haben wir fünfzig Stände vermietet und es gibt etwa 110 Labels. Wir sehen auch, dass die Besucherzahlen immer weiter ansteigen", sagte Cats, während er über die Ausstellungsfläche geht. "Die Besucher sind hauptsächlich Eigentümer und Einkäufer von Plus-Size-Geschäften, obwohl auch einige größere Multibrandstores herkommen.”

Körperpositivität verändert die Modebranche

Obwohl bereits vor Jahren einige große Modeunternehmen in das Plus-Größen-Segment eingetreten sind – Mango mit Violeta im Jahr 2014 und Bestseller mit Junarose im Jahr 2013 - scheint sich das Stimmungbild um Plus-Größen erst jetzt wirklich zu verändern.

In diesem Jahr zeigte H&M beispielsweise zwei molligere Models in seiner regulären Bademodenkampagne, und bei den Modenschaus von Michael Kors lief das Plus-Size-Model Ashley Graham, und natürlich gibt es die Schaufensterpuppen, die immer kräftiger werden. Die Puppen im Nike-Markenstore in London sind das bekannteste Beispiel dafür.

Social Media beeinflusst auch den Markt. Auf Instagram ist die Positivität des Körpers alltäglich geworden. Vollere Körper erhalten auch mehr Aufmerksamkeit. Es ist selbstverständlicher geworden, Frauen mit "normalen Körpern" in sozialen Medien, im Fernsehen und in Zeitschriften zu sehen. Nach dieser Bewegung ist jeder schön, wie er ist. Man muss sich nicht mehr unter locker sitzender, dunkler Kleidung verstecken.

”Ein Drittel des Umsatzes soll von Plus Size kommen”

Dass mehr Modeunternehmen Großen Größe als Chance sehen, zeigt sich bei auch bei Big Brands. Auf der Messe treten verschiedene Marken mit einem neuen Plus-Größen-Label auf. Darunter Vero Moda mit Vero Moda Curve und Tom Tailor mit My True Me.

Bestseller, die skandinavische Muttergesellschaft von Vero Moda, hatte bereits die Plus-Größen-Etiketten Junarose und Carmakoma, war aber der Meinung, dass es noch Platz für ein weiteres Label gibt, das auf größere Größen ausgerichtet ist. "Vero Moda Curve konzentriert sich mehr auf Trends und junge Frauen. Es gab Platz dafür, weil man oft sieht, dass Große Größen sich an die erwachsene Frau richten. Jetzt können auch junge Mädchen angesagt aussehen", sagte Joyce Smulder, die das Label auf der Messe vertrittt.

Auch Tom Tailor merkte, dass es an der Zeit war, in das Plus-Size-Segment zu gehen. "Wir haben sogar Fragen von Einzelhändlern dazu bekommen”, erklärte Vertriebsmanager Micha Deelen. Der niederländische Onlinehändler Wehkamp habe zum Beispiel darauf hingewiesen, dass es einen Bedarf auf der Verbraucher-Seite gebe. “Natürlich konnten sie das genau an den Daten erkennen”, sagte er.

Die Ambitionen von Tom Tailor für dieses Segment sind daher groß. "Natürlich wollen wir wachsen und der normale Markt ist ziemlich gesättigt, aber bei Großen Größen sehen wir viel Potenzial. In den nächsten drei Jahren sollte ein Drittel unseres Umsatzes für Damenmode von Plus Size stammen”, sagte Deelen.

Auf die Frage, warum Tom Tailor ein neues Plus-Größen-Label lanciert und nicht die bestehenden Linien erweitert, nennt Deelen zwei Gründe. "Wir haben festgestellt, dass es nicht funktioniert, die normale Linie auf Große Größen auszudehnen.” Kräftigere Frauen haben unterschiedliche Proportionen, daher werden die Kollektionen nicht eins zu eins übersetzt.

Der zweite Grund sind die Einkäufer. "Wir haben manchmal Gespräche mit Einkäufern. Sie sagen, dass sie nicht wollen, dass die Plus Size Kollektion die gleiche ist wie die normale Kollektion. Aber glauben sie, dass es nicht funktioniert, oder denken die Verbraucher, dass es nicht funktioniert? Ich denke, dass Verbraucher in Übergrößen nur das Gleiche tragen wollen wie andere Verbraucher."

Ein dankbares Segment

Neben schwierigen Einkäufern steht der Markt auch vor anderen Herausforderungen. Cats sieht die Entwicklungen für Plus-Größen positiv, aber das Segment sieht sich auch vor den gleichen Herausforderungen wie die übrige Bekleidungsindustrie. "Die gesamte Konfektionsindustrie kämpft, Menschen kaufen mehr online und bei Fast-Fashion-Ketten; junge Leute geben ihr Geld für Gadgets und nicht für Kleidung aus. Auch die Plus Size Branche hat diese Probleme."

Aber er beobachtet auch, wie immer mehr konventionelle Unternehmen größere Größen verkaufen. "Wir werden alle schwerer und das wird immer mehr akzeptiert. Glücklicherweise müssen Frauen heutzutage nicht mehr in Kutten herumlaufen und können modisch aussehen. Die Passformen werden immer besser. Modemarken wollen sich auch ein Stück vom Kuchens abschneiden und das ist clever."

Ann Smets vom belgischen Label Dresskini - eine Variation des Tankini - gibt einen zusätzlichen Grund, in Große Größen einzusteigen. "Dieser Markt ist so großartig, sehr dankbar. Es ist wunderbar, wenn Frauen sagen, dass sie dank meiner Marke endlich wieder schwimmen können."

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Weixin Zha.

Bild: Yasmine Esser für FashionUnited