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Billiglohnarbeit in Italien

Von Martina Michalsky

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Mode

Die Clean Clothes Campaign (CCC) veröffentlichte am Freitag eine Studie, die belegt, dass die Bedingungen der italienischen Schuh- und Bekleidungsindustrie sich verschlechtert haben. Grund dafür ist, dass die Konkurrenz mit Osteuropa und Asien die Löhne sowie die Arbeitsbedingungen in Italien drückt. Zu den Übeltätern gehören laut CCC Louis Vuitton, Armani, Prada und Dior.

Die Studie “Can you earn a living wage in fashion in Italy?” der Clean Clothes Campaign prangert die ganz Großen an: Louis Vuitton, Armani, Prada und Dior sollen alte italienische Fabriken zurückgekauft haben, die in der Vergangenheit infolge der Konkurrenz mit billigeren Produktionsstätten in postsozialistischen Ländern Europas und der Türkei schließen mussten, und dort nun zu Niedriglöhnen produzieren lassen.

„Der globale Wettbewerb um immer schlechtere Bedingungen („race to the bottom“) kehrt nach Italien zurück als zunehmend prekäre, ungeschützte und flexibilisierte Arbeitsverhältnisse”, sagt Francesco Gesualdi, Autor der Studie. „Dass große Marken zurück nach Italien kommen, ist sicher gut für die Jobs, aber es ist eine Katastrophe, wenn auch Armutslöhne, fehlende Gewerkschaften, Jobunsicherheit und schlechter Arbeitsschutz, wie sie typischerweise in bangladeschischen oder moldawischen Fabriken vorzufinden sind, auch nach Italien kommen.”

Diese Entwicklungen sind die Antwort auf den Preiswettbewerb der Modebranche

Für die Studie befragte die CCC Arbeiter und Arbeiterinnen in ganz Italien und erfuhr, dass Anfangsgehälter von 1200 Euro im Monat die Regel sind. In und um Venetien bekommen Ungelernte 730 Euro und Heimarbeiter/innen nur knapp 850 Euro. Laut CCC bräuchte eine Familie in Norditalien jedoch mindestens 1600 Euro, um sich einen angemessenen Lebensstandard leisten zu können.

„Die Chinesen produzieren zu Endpreisen, die für andere Unternehmer/innen hier nicht annähernd kostendeckend sind. Viele kleinere Besitzer/innen haben ihre Produktionsstätten schließen müssen”, sagte ein Arbeiter. Ein Auditor, der einen chinesischen Unterauftragnehmer besuchte, beschrieb die Bedingungen so: „Sie haben vielleicht einen Feuerlöscher, aber der ist leer … 15 Leute sollen in einem normalen Wohnraum schlafen. Der Platz reicht für eine Küche und einen Gasbehälter. Die Räume haben keine Fenster. Die Treppen, die nach unten in die Produktionsräume führen, sind zugestellt mit Warenkartons.”

Laut CCC sind diese Entwicklungen die Antwort auf den Preiswettbewerb, der in der Branche herrscht. Es wurden sogar Unterauftragnehmer gefunden, “die Arbeiter/innen zu Niedrigstlöhnen anheuerten, wo sie exzessiv Überstunden zu leisten hatten, wenn sie den Arbeitsplatz behalten wollten”. Auch Tagelöhner sollen teilweise vorkommen.

Um diesen Abstieg in die Billiglohnarbeit aufzuhalten, fordert CCC, “dass das Recht auf ein existenzsicherndes Arbeitseinkommen innerhalb Europas festgeschrieben wird mit Richtwerten, wie sie von der Allianz Asia Floor Wage für Asien sowie von der Clean Clothes Campaign für postsozialistische Länder und die Türkei berechnet wurden”. Zudem wird gefordert, “dass EU-Institutionen ihre Interventionsstrategien im Hinblick auf Löhne entsprechend den Bestimmungen im Vertrag von Lissabon und den UN-Leitsätzen für Wirtschaft und Menschenrechte ändern sollten”.

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