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Andy Wolf - Traditionshandwerk und der Celebrity-Effekt

Von Barbara Russ

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Kürbiskernöl ist das erste, was einem einfällt, wenn der Name der Steiermark fällt. Grüne Bergalmen, Wiesen und Wanderwege sind das Bild, das vor dem geistigen Auge entsteht - wir die Steiermark doch auch das „grüne Bundesland Österreichs“ genannt. An eine florierende Industrielandschaft denkt jedenfalls kaum einer - doch das täuscht. Das grüne Bundesland fertigt Microchips, Autoteile und Metallwaren. Außerdem befindet sich dort eines der weltgrößten Green Tech Cluster - und die Brillenmarke Andy Wolf, die von dort aus ihren Siegeszug in die Welt antrat.

Andy Wolf ist das Brillenlabel, das dank Rihanna und dem Microshades-Trend zu internationalem Renommee aufstieg und mittlerweile in 69 Ländern weltweit - von Alaska bis Südkorea- verkauft wird. Entstanden ist es 2006 mit dem Kauf einer alten, bestehenden Brillenmanufaktur in Hartberg in der Steiermark. Die beiden Gründer der Brillenmarke Andreas Pirkheim (Andy) und Wolfgang Scheucher (Wolf) sowie eine dritte Mitbegründerin Katharina Schlager, die mittlerweile nicht mehr im operativen Geschäft tätig ist, übernahmen die Belegschaft, die nach traditionellem Handwerk Brillen aus Acetat fertigte. Alles per Hand in Österreich, seit über 70 Jahren.

Traditionelles Handwerk bewahren

Der Haken: Acetat - Rohstoff aus gehärteten Baumwollflocken - war damals für Brillen gar nicht angesagt. Doch die Gründer sahen den heutigen Trend voraus und begannen 2006 mit der Fertigung der ersten Prototypenkollektion. Die kam gut an, sodass 2008 erste internationale Vertriebspartner aufsprangen. „Unser größter USP ist, dass wir die Brille selbst fertigen - vom Design über die Prototypen, bis zur fertigen Brille“, sagt Andy. In minutiöser Kleinarbeit wird die Brille gefräst, geschliffen und tagelang in Trommeln mit Keramikkugeln und weichem Holz in verschiedenen Größen poliert, bis sie die Produktionsstätte in Richtung Fachhandel verlässt. Bis zu 90 Arbeitsschritte kann eine Brille in Anspruch nehmen. 2016 kam ein zweites Werk, in der französischen Jura, hinzu, wo seit Jahrhunderten das Wissen über die Fertigung von Metallbrillen weitergegeben wird. Auch dieses Werk stand kurz vor dem Aus, bevor Andy Wolf es kaufte. Wieder hatte das Label erfolgreiche einen Trend prophezeit - nämlich das Erstarken der Metallfassungen. Schnell gewann Andy Wolf die ersten prominenten Fans. So wurden Eric Clapton, Hugh Grant und sogar Lady Gaga mit einer Andy Wolf auf der Nase fotografiert.

Der Celebrity-Faktor: Rihanna trägt Andy Wolf

Der Celebrity-Adelsschlag kam aber 2017. Rihannas Stylist war auf der Suche nach einer winzigen, weißen Sonnenbrille für den roten Teppich in Cannes. „Wir hatten weder winzige, noch weiße Sonnenbrillen“, erinnert sich Peter Klotz, der Head of Communication bei der Marke ist. „Der Stylist sagte: Ihr habt doch diese Lesebrille. Macht da eine weiße Sonnenbrille draus und ich setze sie Rihanna auf. Ihr habt anderthalb Tage Zeit.“ Für eine Marke, deren Fertigung in China säße, wäre dies ein unmögliches Ultimatum gewesen - alleine der Lieferweg dauert einen Tag. Ein Label mit Sitz in Österreich jedoch konnte die Challenge annehmen. Zwei Tage später kam der folgenschwere Anruf, wie Peter Klotz berichtet. „Es war ein später Freitagabend, mein Handy klingelte und ich hatte keine Ahnung, um was es ging.“ Doch der Anrufer war beharrlich. Es war der Stylist, der bestätigte, dass Rihanna mit der Sonnenbrille in der Limousine saß. Bange Minuten: Würde sie sie in letzter Minute doch noch absetzen? Nein. Rihanna behielt die neu kreierte Sonnenbrille Ojala auf und trat damit einen veritablen Sonnenbrillentrend los - den der sogenannten Microshades. Das katapultierte Andy Wolf ins breite Licht der Öffentlichkeit. Seither haben die Steirer Fans wie Gigi und Bella Hadid, Caro Daur, Cate Blanchett oder Oprah Winfrey hinzu gewonnen. Zugleich wurden sie von der amerikanischen Vogue zu einem der begehrtesten Labels weltweit gekürt. „Das ist für eine kleine Marke schon krass, was so ein internationaler Star lostreten kann. Am nächsten Tag wurde die Brille bei der amerikanischen Vogue online gefeatured, tags darauf hat sich Opening Ceremony dann gemeldet, dass sie die Brille gerne bestellen würden“, berichtet Peter.

Die genauen Zahlen für den Sales-Effekt bleiben zwar intern, sagt Andy, „aber auch der Anstieg in der Wahrnehmung der Marke ist unheimlich wertvoll.“ Bei Andy Wolf in Hartberg setzt man jedenfalls weiter auf Qualität und Handwerk.

Portraitbild: Markus Mansi Moma; Kampagnenbilder: Elizaveta Porodina

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