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American Vintage und die Eroberung der Vereinigten Staaten

Von Odile Mopin

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Mode |Interview

Michaël Azoulay. Bild: American Vintage

Was für ein Werdegang für eine Marke aus Marseille, die vom amerikanischen Lifestyle inspiriert wurde! 2005 von Michaël Azoulay im Süden Frankreichs gegründet, hat American Vintage heute weltweit fast 700 Mitarbeitende und 1.500 Verkaufsstellen.

Die Marke ist „gestärkt“ aus der Pandemie hervorgegangen und bereit, sich der unsicheren und inflationären Welt von heute zu stellen. Sie setzt auf Basics, die mit einem lässigen und entspannten Tragegefühl versehen werden. American Vintage ist in Europa bereits sehr gut etabliert und nimmt nun die USA ins Visier. Michael Azoulay spricht mit FashionUnited über dieses Vorhaben und seinen anderen Projekte.

FashionUnited: American Vintage ist in Europa bereits sehr gut etabliert. Vor kurzem haben Sie sich entschieden, den amerikanischen Markt anzugehen. Ein gewagtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass viele französische Marken, die sich von Amerika inspirieren ließen, diesen „Perspektivwechsel“ nicht geschafft haben.

Michaël Azoulay: Ja, das stimmt. 60 Prozent unseres Umsatzes werden heute in Europa außerhalb Frankreichs erzielt, in Deutschland, der Schweiz und Österreich, den Benelux-Ländern, Großbritannien und in geringerem Maße auch Spanien und Italien. Und während der Pandemie eröffneten wir in 2021 unser erstes Geschäft in New York. Gewagt, das stimmt, der amerikanische Markt macht mir große Angst. Er ist ein Friedhof für viele europäische Firmen. Aber wir bleiben vorsichtig. Unser Vorgehen ist nicht systematisch geplant, wir gehen es ruhig an. Im Einzelhandel möchten wir innerhalb von zwei Jahren etwa zehn Verkaufsstellen eröffnen, in New York, aber auch in Boston und Austin, zum Beispiel. Im B2B-Bereich haben wir zwei Showrooms in New York und Los Angeles und sind bisher mit dem Start zufrieden.

Unsere Strategie besteht jedoch in erster Linie darin, das Bestehende zu konsolidieren: Europa und damit das, was wir in Nordamerika begonnen haben. Dann werden wir Märkte erschließen, in denen wir ein Potenzial für American Vintage sehen: Israel, die Emirate, Singapur und andere.

Sie wachsen, trotz der aufeinanderfolgenden Krisen, wie gehen Sie damit um?

Nach dem Abflauen der Pandemie, die den chinesischen Markt immer noch im Griff hat, kam der Krieg in der Ukraine und seine wirtschaftlichen Auswirkungen: Inflation, Energiekrise, steigende Rohstoffpreise. Was den Anstieg der Rohstoffpreise betrifft, so waren wir gezwungen, unsere Beschaffung zu überdenken, größere Mengen zu kaufen, um mehr Lagerbestände zu haben, was uns Stabilität verleiht. Was die Lieferfristen betrifft, die eine Zeit lang problematisch waren, würde ich sagen, dass sich die Dinge gerade entspannen.

Die Pandemie hat uns einiges gelehrt und uns und anderen die Fähigkeit zur Widerstandsfähigkeit gezeigt. In unserer Unternehmenskultur wissen wir, wie man mit Notfällen umgeht. Wir sind reaktionsfähig und flexibel. Wir haben die Digitalisierung des Unternehmens in großem Umfang eingeführt, der Zugriff auf wichtige Informationen erfolgt überall und in Echtzeit. Die Teams haben eine 360-Grad-Sicht, was eine bessere Vorausplanung ermöglicht. Ich habe mich auch dafür entschieden, viele der Managementaufgaben direkt zu übernehmen. Wir sind ein tolles Unternehmen, das alle Berufe intern umfasst: Logistik, Lieferkette und Merchandising. Die Grundlagen des Geschäfts liegen bei uns. Das ist wichtig und deshalb sind wir auch in der Lage, unsere Teams selbst auszubilden, sowohl in der Zentrale als auch in den Geschäften. Wir beschäftigen viele junge Leute und die Entwicklung ist Teil der DNA des Unternehmens und seine Stärke. Ich weiß, wovon ich spreche, da ich selbst ein kompletter Autodidakt bin. Die Menschen beweisen sich in der Praxis.

Was sind Ihre nächsten Pläne in Bezug auf Produkte?

Das Vertrauen kehrt trotz allem zurück. In allen unseren Vertriebskanälen sind wir im Vergleich zu 2019 auf Wachstumskurs. Wir sind sehr zufrieden mit der Einführung unserer Kinderlinie im Oktober, die wir in einer Auswahl von etwa 40 tollen Verkaufsstellen in Europa, Premium-Boutiquen und Concept Stores, positioniert haben. Diese Linie ist wie ein Fokus unserer DNA und wir nutzten die Tatsache, dass sie neu ist, um sie fast vollständig sustainable zu entwerfen, da wir die Prozesse von Grund auf neu aufbauten. Im Allgemeinen ist dies ein Bereich, in dem wir uns weiterentwickeln. Heute erfüllen 15 bis 20 Prozent unserer Kollektionen für Erwachsene die wichtigsten CSR-Gebote in der Modebranche.

Während Damen die große Mehrheit unserer Umsätze ausmachen, steigern wir die Bedeutung der Herren, die 10 bis 15 Prozent unseres Umsatzes ausmachen. Wir eröffnen Geschäfte für Männermode, die jüngsten sind in London und Bordeaux. In Planung sind auch Kopenhagen und unsere Boutique in Cannes, die renoviert und neben der Damenabteilung eine Verkaufsstelle für Herrenmode bekommen hat.

Wo sind Sie auf dem Markt positioniert? Was ist Ihr Niveau und Ihr Mehrwert

Wir sind näher an einem Inditex als an einem Luxusmodehaus, aber unsere schönen Materialien, – wir bleiben sehr puristisch bei den Materialien – unsere feinen Details, wie die ausgefransten Kragen, das Tragegefühl unserer Kleidung macht den Unterschied. Und wir haben eine sehr agile Lieferkette, die uns tägliche Lieferungen an unsere Verkaufsstellen ermöglicht.

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Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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