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Salon International de la Lingerie: Die Wäsche-Branche ist dynamischer denn je

Von Julia Garel

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Messen

Foto: Heist Studios.

Die jüngste Ausgabe der französischen Wäsche-Messe Salon International de la Lingerie war sehr gut besucht. Die Veranstaltung, die vom 21. bis 23. Januar stattfand, zeigte die Widerstandsfähigkeit der Lingerie-Branche in einem von Inflation und steigenden Energiekosten geprägten Umfeld. FashionUnited blickt auf die Höhepunkte der Veranstaltung zurück, die dem Herbst/Winter 2023 gewidmet war.

Frischer Wind

Bei ihrer ersten offiziellen Edition unter der Leitung von WSN bekam der Salon International de la Lingerie und Interfiliere einen gehörigen frischen Anstrich. Schon am Einlass wurden die Besuchenden durch den Hauptgang zu den Schwergewichten der Branche wie Chantelle, Cosabella, Wacoal und anderen geführt. Dann folgte der Bereich Exposed, das Trendforum und ein Restaurant, bevor es zu den Ausstellenden der Interfilière, der Fachmesse für die Zulieferer der Lingeriebranche, ging. Eine mandarinenfarbene Szenografie verlieh der physischen Einheit der Veranstaltung einen erfrischenden Touch.

So gelang es mit der Organisation des Ausstellungsbereichs, etablierte und junge Unternehmen in einer Umgebung miteinander ins Gespräch zu bringen, die trotz Konkurrenz das Gefühl von Zusammenhalt und gutem Einvernehmen vermittelte. Die Branche war froh, sich nach den pandemiebedingt eingeschränkten Veranstaltungen wieder zu treffen, und wirkte erholt und dynamisch – vielleicht durch den wachsenden Stellenwert der Loungewear auf dem Bekleidungsmarkt und das positive Licht, das die Modewelt derzeit auf die Dessous wirft.

Internationale Lingeriemesse in Paris, Januar 2023. Bild: FashionUnited

"Lingerie ist ein eigenständiges Kleidungsstück"

Seit mehreren Saisons ist der BH auf den Prêt-à-porter-Laufstegen von Dior bis Acné Studio zu sehen. Der Trend zur neuen Sexyness – die Wiederaneignung der sexy Codes durch weibliches Empowerment – treibt die Luxusmarken dazu, Körper und Unterwäsche zu enthüllen. Dieser Trend wird sich laut Renaud Cambuzat, Kreativdirektor der Chantelle-Gruppe, auch in den kommenden Saisons fortsetzen.

„Lingerie ist ein eigenständiges Kleidungsstück", sagt Maud Friocourt, Künstlerische Leiterin bei Simone Pérèle, auf einer Konferenz mit dem Titel "Lingerie-Loungewear-Activewear: Ein Markt, in dem sich Codes verschieben". „Man kreiert Lingerie nicht mehr als Unterwäsche, sondern als Kleidungsstück", fügte sie hinzu. „Wir haben Dessous kreiert, die so gestaltet sind, dass sie "oben und unten getragen werden können".

Während es noch vor einigen Jahren als geschmacklos galt, die Träger eines BHs zu zeigen, ist heute das Gegenteil der Fall. Die Träger werden zur Schau gestellt, während die Spitzenbodys als Top fungieren und ohne etwas darüber zu tragen sind. „Dessous werden zum Ausdruck einer Persönlichkeit, eines Stils! Ich finde das außergewöhnlich", freut sich Friocourt in einem Interview mit FashionUnited.

Conférence Konferenz "Lingerie-loungewear-activewear: Ein Markt, in dem sich Codes verschieben

Mathieu Grodner, der Generaldirektor von Simone Pérèle, bestätigte: „Wir brauchen eine Messe, die sich stärker an der Mode orientiert, denn die Lingerie folgt natürlich der Modegeschichte und orientiert sich zunehmend an den Modetrends.

Es ist auch anzumerken, dass neben BHs und Slips das Segment der Home- und Loungewear in den Geschäften weiter an Boden gewinnt. Mathieu Grodner merkt an, dass es innerhalb der Marke mittlerweile selten vorkommt, dass ein Lingerieteil ohne den passenden Homewear-Artikel auf den Markt gebracht wird. Übrigens hat ein neuer Begriff Einzug in die Branche gehalten und nährt die Sortimente: Sloungewear, eine Kombination aus Sleepwear, Activewear und Loungewear.

Das Unternehmen Simone Pérèle bereitet sich darauf vor, in der zweiten Jahreshälfte 2023 sein 75-jähriges Bestehen zu feiern, und wird in diesem Jahr ein Outlet-Geschäft in der Nähe von Giverny eröffnen. Derzeit hat das Unternehmen weltweit 58 eigene Geschäfte, davon etwa 20 in Frankreich.

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Innovationen in der Wäschebranche

Als Segment bleibt die Lingerie in Bezug auf Innovationen aktiv. Ein Beispiel dafür ist die Periodenunterhose, die vor einigen Jahren die Branche aufmischte und nun ihren Siegeszug in der Swimwear feiert.

Perioden-Badebekleidung ist "ein Produkt, das 2022 explodiert ist", sagt Charlotte Thomas, Marketing- und Vertriebsleiterin der Marke Réjeanne, die als Pionierin auf dem Markt für Periodenbekleidung gilt und zum zweiten Mal auf der Messe vertreten ist. Das 2018 gegründete Unternehmen für Menstruationswäsche bietet neben seinen Slips auch Leggings und Laufshorts an und erweitert sein Sortiment an Bademode mit Teilen, die für einen leichten Fluss gedacht sind.

Die Marke führt außerdem technologische Neuerungen ein, wie ihre neue Produktreihe Réjeanne Absolu, die Ausfluss von bis zu sechs oder sieben Tampons absorbieren kann. Schließlich bietet sie jetzt auch Perioden-Slips mit einem Verschlusssystem an, das es ermöglicht, sich umzuziehen, ohne sich vollständig entkleiden zu müssen.

Eine weitere Produktinnovation ist die Shapewear. Die formende Unterwäsche wird durch Marken wie Heist Studio modernisiert. Das 2015 gegründete Unternehmen, das sich auf Strumpfhosen spezialisiert hat, bereitet sich darauf vor, seine erste Shapewear-Linie auf den Markt zu bringen. Die Stücke wurden so konzipiert, dass sie umhüllen, ohne zu drücken, und der Trägerin die Freiheit geben, ohne jegliche Beschwerden zu sitzen und sich zu bewegen.

Ökodesign: "Wir können nicht mehr in Silos arbeiten".

Der Innovationspunkt, an dem die Akteure noch weitere Anstrengungen unternehmen müssen, ist jedoch der der ökologischen Verantwortung. Auf der Messe gab es kaum eine Marke, die nicht über ihre Initiativen für eine nachhaltigere Produktion berichtete. Die Verwendung von recycelten Fasern ist mittlerweile weit verbreitet. Aber das ist erst der Anfang.

"Heutzutage landet die Unterwäsche in der Müllverbrennung."

Grégory Darcy, Direktor für nachhaltige Entwicklung der Chantelle-Gruppe.

Grégory Darcy, Direktor für nachhaltige Entwicklung der Chantelle-Gruppe, erinnert während der Konferenz "Trends der sozialen Unternehmensverantwortung: Die Herausforderungen der Wäsche-Industrie 2030" daran, dass ökologisches Design in der Branche ein Grundproblem ist. „Wenn man einen BH entwickelt, baut man mit verschiedenen Materialien, verschiedenen Materialien, Plastik, Metall, Synthetik, manchmal Naturfasern, und bei diesen Themen haben wir noch enorm viel zu tun.”

„Heute muss man in Wertschöpfungsketten arbeiten”, sagt Darcy. „Wir können nicht mehr in Silos arbeiten, wir müssen alle zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, denn selbst wenn wir uns Kanäle vorstellen können, die es uns ermöglichen, die Produkte am Ende ihrer Lebensdauer zurückzugewinnen, landet heute die Wäsche in der Müllverbrennung." Der Experte erwähnte auch das Ziel, die Fasern zurückzugewinnen, und stellte nebenbei fest, dass trotz französischer Herstellung ein großer Teil der Färbemittel für die Fasern von Dessous aus Asien stammt.

Die Kommunikation zu diesem Thema wird nach und nach mehr Vorschriften unterliegen, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Die öffentlichen Behörden streben derzeit eine transparente Information der Konsument:innen an und gehen das Problem des Greenwashing an. Die französische Vereinigung für Maschenware, Lingerie und Bademode wird in einigen Monaten die Überarbeitung eines Leitfadens zu Umweltangaben veröffentlichen. Dieses Dokument wird insbesondere die neuen Verbote von Behauptungen auf Etiketten erwähnen, wie zum Beispiel die Formulierung "jedes Produkt ist umweltfreundlich".

Sterenn Lerède, Projektmanagerin für nachhaltige Entwicklung bei der Fédération de la Maille, de la Lingerie, du Balnéaire, ermutigte die Marken auf der Konferenz, eine bessere Rückverfolgbarkeit ihrer Produkte zu erreichen. Sie sagte: „Siegel können Ihnen dabei helfen", bevor sie daran erinnerte, dass der Verband die Unternehmen auch bei der Wahl privater Lösungen für die Rückverfolgung von Produkten und bei der Festlegung eines unternehmensspezifischen Lastenhefts unterstützt.

Dessous als Modell für Inklusivität

Da die Unterwäschebranche Kleidung entwirft, die den Körper vollständig umschließt, hat sie den sogenannten Body Positivism – eine Bewegung, die sich für die Akzeptanz und Wertschätzung aller menschlichen Körper einsetzt – maßgeblich vorangetrieben. Und ihre Akteur:innen wollen auch weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen.

Laufsteg bei der Internationalen Lingeriemesse Januar 2023. Foto: WSN

Wer durch die Gänge der Messe schlendert, trifft man nicht selten auf Models in knappen Outfits, die sich neben den Besuchenden in Winterkleidung wohlfühlen. Zwischen den Ständen lief eine junge Frau mit XXL-Kurven nur mit einem String und einem geschnürten BH bekleidet herum, ohne dass jemand die Augenbrauen hochzog. Etwas später hatten die Models, die in den von der Messe organisierten Shows über den Laufsteg liefen, wie alle anderen auch, Cellulitis. Während die Fashion Weeks es nicht schaffen, sich an die Realität der Körpervielfalt anzupassen, erscheint hier die Vielfalt der Körperformen wie eine Selbstverständlichkeit. Es sind noch Anstrengungen nötig, aber insgesamt ist klar, dass die Unterwäsche der Mode in Bezug auf die Darstellung von Körpern einen Schritt voraus ist.

Am Montag betonten Dinah Sultan, Trendforscherin und Designerin, und Estelle Mysliwiak, strategische Beraterin, bei einer Konferenz mit dem Titel "Wintertrends 23-24 by Peclers Paris" die Bedeutung der Körperdarstellung. Die Expertinnen nannten mehrere Marken, die den Weg weisen. Dazu gehören: Les Girls les boys, Knix, Boys smells, Cantiq und Lou Manesse. Es bleibt nur noch, sich ein Beispiel zu nehmen.

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Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.fr.

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