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Kingpins 2018: “Nachhaltigkeit ist mehr als ein Buzzword”

Von Huw Hughes

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Messen|REPORTAGE

Amsterdam - Kingpins ist eine der größten Denim-Messen der Welt, und so sind - wenig überraschend - die innovativsten und zukunftsweisendsten Akteure der Denimbranche dort vertreten. In diesem Jahr, inmitten eines Meeres aus indigoblauem Denim und begeisterten Branchenprofis, schien ein Wort das Ausstellungsstände klar zu dominieren: Nachhaltigkeit.

Das Thema Nachhaltigkeit und ähnliche Ansätze werden in der Denimindustrie - und der Modebranche insgesamt - immer präsenter. Aber besteht die Gefahr, dass das Wort eher zu einem Etikettenschwindel als zu einem echten Handlungsaufruf wird? Diese Frage schien in den Mauern der Westergasfabriek im Herzen von Amsterdam umherzuschwirren, während Branchenexperten versuchten, die Frage zu klären.

"Wir haben einiges in der Pipeline, aber wir konzentrieren uns nicht nur auf das, was gut im Marketing klingt, sondern auch auf das, was eine reale Wirkung hat", sagte Roian Atwood, Head of Sustainability bei Wrangler. Er hatte gerade einen Vortrag über nachhaltige Praktiken in der Denim-Stoffproduktion auf der Kingpins Transformers Veranstaltung gehalten.

"Manchmal bin ich frustriert, weil in unserer Lieferkette großartige Arbeit geleistet wird, aber wenn man die Daten anschaut, sieht das nicht so wichtig aus wie das Marketingmaterial. Ich denke, ein Forum wie dieses ist die perfekte Plattform für diese Diskussion, um genau hinzusehen, was wirklich getan wird."

Im September war Wrangler die erste Denim-Marke, die das neue "Dry Indigo"- Schaumfärbeverfahren einführte, das 99 Prozent des normalerweise bei der Indigofärbung verbrauchten Wassers einspart. Aber das ist nur ein Teil in einem viel größeren Puzzle, sagte Atwood. "Wir müssen das Problem von allen Seiten angehen, wenn wir es wirklich lösen wollen, und das beginnt in den ersten Phasen des Prozesses, d.h. bei der Beschaffung und Energieerzeugung. Als Branche müssen wir sicherstellen, dass jeder seinen Beitrag in diesen Schlüsselbereichen leistet."

Durch die enge Zusammenarbeit mit amerikanischen Landwirten und die Umsetzung einer "no-nonsense"-Regel für nachhaltige Praktiken in ihrer Lieferkette will Wrangler für mehr Transparenz in der Denimproduktion eintreten. "Ich bin sehr stolz darauf, für ein Unternehmen zu arbeiten, in dem man, wenn man unsere Compliance-Vorschriften nicht einhält, die Chance hat, sie zu beheben, und wenn man das nicht tut, ist man draußen. Ich würde jeden anderen Akteur in unserer Lieferkette auffordern, dasselbe zu tun, weil wir unserer Branche nicht gut damit dienen, wenn wir minderwertige Innovationen oder Technologien haben, die einfach nur ein Marketing-Buzz sind, der gut klingt, aber den Realitätstest nicht besteht."

"Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Marketinginstrument"

Es ist großartig, dass im Moment so viel über Nachhaltigkeit gesprochen wird", sagte Anatt Finkler, Creative Director der Global Denim Group, gegenüber FashionUnited. "Die Leute reden davon, dass Ozon an ihrer Jeans verwendet wird, und ja, das ist wirklich gut.... in den letzten Produktionsstufen. Um wirklich nachhaltig zu sein, muss man sich von Anfang an darauf konzentrieren - wo man seine Energie erzeugt und wo man seine Materialien bezieht." Finkler erklärte, dass Global Denim eine emissionsarme Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, eine Wasseraufbereitungsanlage und CO2-Recycling einsetzt, um die Nachhaltigkeit von Grund auf zu berücksichtigen. Global Denim hat auch ein Programm namens Ecoloop aufgelegt, ein Verfahren, das Altgarne recycelt, die dann in einer Reihe von Jeans verwendet werden.

"Heute ist es eher ein cooler Trend, über Nachhaltigkeit zu sprechen als ein Ziel", sagte Paolo Biondaro, Vertriebsleiter der italienischen Elleti-Gruppe, gegenüber FashionUnited. Er ist der Meinung, dass Kunden nicht nur über die Nachhaltigkeit einer Marke informiert werden sollten, sondern auch, dass ihnen diese demonstriert werden sollte. Die Gruppe zeigte auf der Kingpins eine von Studenten entworfene Kapselkollektion, um ihre nachhaltigen Methoden zu präsentieren.

Die Auswahl - erstellt von James Bear Mootram, Muhammad Umar Manzoor und Maxime Linn, alles ehemalige Schüler der Jean School, House of Denim - legte Denim, der mit traditionellen Methoden hergestellt wurde (siehe Bild oben), Seite an Seite mit Denim, der mit ihren nachhaltigeren Methoden hergestellt wurde (siehe Bild unten). "Wir wissen, dass es nicht dasselbe ist. Da sind wir ehrlich. Wichtig ist, dass der Unterschied zwischen der traditionellen und der nachhaltigen Alternative nur etwa 20 Prozent beträgt. Trotz dieses Unterschieds wird der Markt immer mehr auf Nachhaltigkeit ausgerichtet - es gibt einen Trend zu einer "weniger ist mehr" Mentalität."

Anubha Industries beschrieb sich stolz als "frische und aufstrebende Fabrik aus Indien" und fiel mit dem kühnen Logo "SUSTAINABILITY FIRST" auf, das stolz neben seinem Stand auf der Kingpins stand. Der nachhaltige Ansatz der Fabrik wurde deutlich, als sie 2017 als erste indische Denimfabrik mit Bluesign Technologies zusammenarbeitete, einem Schweizer Unternehmen, dessen Systeme auf nachhaltige Textilproduktion ausgerichtet sind. "Während andere Werke versuchen, eine Linie oder ein Konzept zu haben, das auf Nachhaltigkeit basiert, dreht sich unser ganzes Ökosystem um sie", sagte Akshat Chaudhary, Direktor von Anubha, gegenüber FashionUnited. Die Idee ist einfach: "Ich möchte so lange wie möglich in dieser Welt leben, also tue ich, was ich kann, um das sicherzustellen."

Laut Chaudhary macht die Denimindustrie große Fortschritte in Richtung einer nachhaltigen Zukunft, aber jeder muss seinen Teil dazu beitragen, um dieses Ziel zu verwirklichen. "Es ist ein Netzwerk, an dem von allen Seiten gearbeitet werden muss. Für uns steht derzeit der Wasserverbrauch im Vordergrund. Eines unserer meistverkauften Produkte verbraucht nur 5 Liter Wasser pro Kilogramm."

Donald Mulazanni, Marketing Business Development Director von Garmon, stellte FashionUnited seine neue OVD-Farbstoffkollektion vor. Das neue Färbeverfahren verbraucht 40 Prozent weniger Wasser, 40 Prozent weniger Energie und 40 Prozent weniger Zeit im Vergleich zu herkömmlichen Aktivfärbeverfahren. "Nachhaltigkeit war schon immer eine der drei Säulen, die Garmon antreiben, zusammen mit der italienischen Kreativität - zu Recht als "italienischer Job" bezeichnet - und dem hochwertigen Kundenservice", sagte Mulazanni. "Wir beweisen unseren Kunden, dass wir nachhaltig denken, weil wir immer einen Schritt voraus waren. Bereits seit 5 Jahren sind wir Green Screen zertifiziert. Jetzt reden alle über Nachhaltigkeit."

Mulazanni bemerkte den zunehmenden Trend zur Nachhaltigkeit im Marketing und erläuterte, wie wichtig es sei, mit konkreten Ergebnissen weiterzumachen. "Für einige Marken scheint es mehr ein Marketinginstrument zu sein, aber ich denke, dass die Branche langsam auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet, weil wir es nicht allein schaffen", sagte er. "Andere Branchen wie die Wäschereiindustrie müssen uns folgen und ihre bestehenden Maschinen durch neue Maschinen ersetzen, die umweltfreundlichere Technologien einsetzen. Unser Planet ist in Gefahr und die Kunden werden immer besorgter, deshalb wollen wir ein Produkt anbieten, das sie kaufen können und von dem sie wissen, dass es die Umwelt nicht belastet."

Das Ziel von Kingpins war sofort beim Betreten der riesigen Halle erkennbar: das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Denimindustrie - und der Modebranche im Allgemeinen - zu erhöhen. Das Wort war um die Stände herum aufgestellt und es war das heiße Thema für angeregte Gespräche. Aber die wichtigere, zugrunde liegende Botschaft war klar: Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Marketing-Schlagwort. Die Denimindustrie nimmt nachhaltige Praktiken immer ernster. Es reicht nicht mehr aus, nur darüber zu reden, dass man sich für Veränderungen einsetzt - man muss es beweisen können.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Foto: FashionUnited/Wrangler

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