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Düsseldorf bleibt wichtigster deutscher Orderstandort

Von Martina Michalsky

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Es ist Messezeit in Düsseldorf und das bedeutet für den Großteil der Labels: Es ist Hauptorderzeit. Trotz des für die Modebranche schwierigen Jahres 2014, sind die meisten Aussteller der Düsseldorfer Messen The Gallery und Supreme sowie die 450 Labels in den Showrooms des Fashionsquares mit ihren bisherigen Verkäufen zufrieden. FashionUnited hat mit Austellern und Veranstaltern gesprochen und sich die Fashionshows von Kollektiv K und Platform Fashion angeschaut.

Düsseldorf gibt alles: neue Konzepte, neue Shows, neue Labels. Der Druck, der auf dem traditionell wichtigsten deutschen Orderstandort lag, war diese Saison besonders groß. Die vergangen Monate waren hart für die Branche und es musste wieder Geld in die Kassen gespült werden. Für die meisten Labels läuft es jede Saison so, dass sie während der Fashion Week Berlin selbst tief in die Tasche greifen müssen und ihre Kollektionen ausschließlich präsentieren, um dann in Düsseldorf die große Order zu schreiben und Geld zu verdienen. In Düsseldorf schätzen Einkäufer die gute Erreichbarkeit und die Ruhe für das Geschäftliche, was man in Berlin beides verzweifelt sucht.

In der ‘Botschaft’ auf der Messe The Gallery, die über die Kernzeit hinaus noch bis Donnerstag läuft, kam das neue Konzept der verschiedenen Areas besonders gut an. Frau Ulrike Kähler, Project Director der Veranstaltung, erzählt FashionUnited: „Wir sind wirklich sehr zufrieden, wir haben von Aussteller- sowie Einkäuferseite viel positives Feedback bekommen. Erfreulicherweise konnten wir diese Saison viele neue Labels für uns gewinnen und mussten aus Platzmangel sogar einen Teil der Tiefgarage mit Ständen ausstatten. Wir sind also vom Keller bis zum Dach ausgebucht.”

Diese Saison führte The Gallery das neue Konzept ein, bei dem nicht mehr von “Häusern” sondern von “Areas” die Rede ist. Mit der Aufteilung in die Gold-, Silver- und White Area für Handelsagenturen, Contemporary Design und Accessoires wurde die neue Segmentaufteilung erfolgreich umgesetzt. Insbesondere die Gold Area wurde gut besucht. Vor einer Woche hatten dort viele Aussteller bereits ihre Stände bezogen und Einkäufer zu Orderterminen eingeladen. Philipp Kronen, Managing Partner der Igedo Company, sagt: „Die wachsende Anzahl von hochwertigen Labels und Agenturen bestätigt unser sogenanntes ‚Showroom-Konzept‘. Eine Präsenz über zehn Tage und das zweimal im Jahr ist aus wirtschaftlicher Sicht die optimale Alternative zur ganzjährigen Anmietung eines Showrooms.“

„Ohne Termine läuft heute kaum noch etwas"

Auch mit der Frequenz zeigt man sich zufrieden, fast 5.000 Besucher führte es diese Saison bisher in die Botschaft und das Hilton Hotel, in dem die Messe Red Carpet, die zu The Gallery gehört, stattfand. Insgesamt zeigten an beiden Standorten rund 500 Aussteller ihre Kollektionen. „Die meisten Einkäufer wissen genau, was sie suchen und wo sie es finden. Viele vereinbaren deshalb schon vorab Termine mit den Ausstellern”, erzählt Frau Kähler. Besonders bei Red Carpet, wo man sich auf edle Abendmode spezialisiert, hätte man einen Rückgang der russischen Besucher erwartet, was jedoch nicht der Fall war. „Unsere russischen Einkäufer waren so gut wie in den Saisons zuvor vertreten, worüber wir sehr froh sind.” Zudem konnte Red Carpet einen der größten Einkäufer aus Österreich zurückgewinnen, was für große Zufriedenheit unter den Ausstellern sorgte.

Auch auf der Fachmesse Supreme, die gestern endete, sind die Aussteller größtenteils über die üppige Order und Frequenz glücklich. Am Stand von ‘11 Elfs” erzählte Maximilian Lehrer, CEO von ‘Agentur Maximilian’: „Für uns lief die Order ziemlich gut, wobei es immer noch besser sein könnte. Wir konnten jedoch 2 oder 3 Neukunden gewinnen, was mich natürlich freut. Wir werden der Supreme also auch künftig treu bleiben.” Für ‘ByMi’ lief es sogar noch besser: „Wir konnten uns im Vergleich zur letzten Saison noch verbessern und neben unseren Stammkunden auch neue Einkäufer für uns gewinnen. Wir sind bereits seit drei Jahren auf der Supreme vertreten und Düsseldorf bleibt sowie München der wichtigste Orderstandort für uns. Berlin hingegen haben wir während der letzten Show & Order etwas ruhiger und mit weniger Frequenz wahrgenommen”, erzählt Jana Mertens, Junior Vertriebsmitarbeiterin bei ByMi.

Einen Stand weiter bei ‘Holly Golightly’ erzählt Designerin Sabine Lang: „Ich persönlich empfinde die Supreme als die freundlichste von allen Messen, man merkt einfach, dass sich die Veranstalter hier sehr viel Mühe geben, damit die Aussteller sowie Besucher zufrieden sind. Das geht schon fast in Richtung ‘Dienstleister’. Wir konnten auch diese Saison wieder eine gute Order schreiben und sogar Neukunden aus Kanada gewinnen. Jedoch wird es mit dem Konzept ‘Messe’ immer schwieriger, ohne Termine läuft heute kaum noch etwas. Wenn man denkt, dass man an seinem Stand gemütlich darauf warten kann, dass die Einkäufer von alleine kommen, dann hat man sich geschnitten. Das hat vielleicht in den 80er Jahren funktioniert, aber heute nicht mehr.”

Auch die Veranstalter ziehen ein insgesamt positives Fazit. „Unsere Aussteller sind mit einer realistischen Einschätzung in die Saison gegangen. Die aktuellen Diskussionen um Exportmärkte und Währungsschwankungen treffen unsere Aussteller nur bedingt. Mit der Nische neuer trendiger Kollektionen, die wir bedienen, unterstützen wir den Einzelhandel aktiv", sagt Aline Schade, Sales Director Supreme Women&Men.

Jedoch wurden nicht die Erwartungen aller Labels erfüllt. Thomas Breitwieser von ‘22 Fashion Agency’ erzählte FashionUnited: „Es war okay, aber zufrieden bin ich nicht. Die Frequenz war etwas schwach, was vielleicht auch wetterbedingt war. Wir stellen jedoch auch nächste Saison gerne wieder auf der Supreme aus.” Ein anderer Münchner Aussteller, der namentlich nicht genannt werden möchte, ist ebenfalls weniger begeistert: „Die Leute wollen nichts mehr kaufen, wovon sie nicht ganz sicher wissen, dass es sich gut verkauft. Früher wollten sie mit besonderen ‘Farbtupfern’, speziellen Teilen, ihre Stan dardkollektionen aufwerten, heute scheut man das Risiko. Ich bin schon lange in der Modebranche und bin der Meinung, dass eine Neuorientierung stattfinden muss. Früher waren es die kleinen, kreativen Designer, die die Trends geschaffen haben, heute sind es H&M und Co. sowie die ganz großen Designer. Die Mode ist einfach zu schnelllebig geworden.”

Trotzdem lässt sich Düsseldorf den Spaß an der Mode nicht nehmen, was man besonders bei den Fashionshows vergangenen Sonntag in den Schwanenhöfen sehen konnte. Die drei Shows von Passionata, ‘Selected’ und Thomas Rath, die zum dritten Mal von Platform Fashion und Kollektiv K organisiert wurden, lockten wieder viele Medienvertreter und Modefans aus verschiedenen Branchen nach Düsseldorf. Das Unterwäschelabel Passionata eröffnete unter dem Motto “Pink Thriller” den Show-Sonntag mit seinem Fashionshow-Debüt und präsentierte bekannte Klassiker sowie neue Teile. Im Anschluss fand die Multibrand-Show ‘Selected’ statt, bei der die aktuellen Kollektionen von Annette Görtz, Barbara Schwarzer, Milian, Passionata und Thomas Rath präsentiert wurden. Um 20:30 Uhr folgte dann die letzte und wohl am pompösesten gestaltete Show von Thomas Rath. Das Motto lautete “Shades of Scotland” und der Designer, der dafür bekannt ist, den Modestandort Düsseldorf zu fördern, hielt nichts davon zu kleckern und klotzte als wenn es keine nächste Saison gäbe. Eröffnet wurde die Show mit einer musikalischen Einlage von den Dudelsackspielern von The Rhine Area Pipes & Drums, gefolgt von einigen Songs von Sängerin Sua Amoa, die während der kompletten Show zwischen den präsentierenden Models, unter denen sich auch Moderatorin Katja Burkard, Model Marie Amière sowie Schauspielerin und Model Mirja du Mont befanden, herum tanzte und sang.

Jonas Klingenstein und Benjamin Kuchenbäcker vom Veranstalter Kollektiv K ziehen insgesamt ein positives Fazit: „Wir sind zufrieden und überwältigt vom erneuten Zuspruch auf Platform Fashion. Das Projekt war ein enormer Kraftakt – nicht zuletzt aufgrund des Wechsels in die Düsseldorfer Schwanenhöfe. Unser besonderer Dank gebührt allen Labels, Sponsoren, der Stadt Düsseldorf, den zahlreichen Helfern vor und hinter den Kulissen sowie sonstigen Partnern, ohne die ein solches Projekt nicht realisierbar wäre. Wir freuen uns schon jetzt über die bereits laufenden Gespräche für die kommende Ausgabe im Sommer 2015.“

Fotos: The Gallery, Platform Fashion, Supreme

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