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Nägel, Kunstpelz und Haarfarben: Martin Margiela bleibt als bildender Künstler nah an der Mode

Von Nora Veerman

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Kultur

Bild: Martin Margiela, Vanitas © Pierre Antoine

In der internationalen Modewelt gilt der belgische Designer Martin Margiela als ein großes Rätsel. Zwischen 1989 und 2009 leitete er ein führendes Modehaus, das eine alternative Vision dessen vertrat, was Mode ist und sein kann. Margiela spielte mit den Codes der Modewelt: Er fertigte Kleidungsstücke an, die umgestülpt oder unfertig zu sein schienen, spielte mit Proportionen und visuellen Effekten und zeigte sie an ungewöhnlichen Orten. Seine Arbeit inspiriert auch heute noch andere Designer.

Gleichzeitig blieb der Designer selbst während seiner gesamten illustren Karriere außen vor. Er erschien nie zu Veranstaltungen und ließ sich weder fotografieren noch interviewen. Bei Maison Martin Margiela war die Idee, dass die Kleidung für sich selbst spricht.

2009 verließ Margiela unerwartet das Modehaus. Die Marke blieb bestehen, zunächst unter der kreativen Leitung seines Teams, dann unter der des Modeschöpfers John Galliano. Margielas Werk wurde in der ganzen Welt ausgestellt und dokumentiert, aber kaum jemand wusste, was der Designer selbst vorhatte.

Bild: Martin Margiela, Film Dust © Pierre Antoine

Kunst von Martin Margiela in Lafayette Anticipations

Bis zu dieser Woche. Am Mittwoch wurde im Lafayette Anticipations, dem Ausstellungsraum des französischen Kaufhauses Galeries Lafayette in Paris, eine Ausstellung von Margielas visuellen Arbeiten eröffnet. Darin weicht er vom Medium der Mode ab, bleibt aber – gewollt oder ungewollt – auch nah an ihr. Zu den Werken gehören eine Installation aus gigantischen, rot lackierten Plexiglasnägeln, ein mit Fellimitat überzogenes Wartehäuschen, Gemälde mit mikroskopisch vergrößerten Staubpartikeln und eine Serie von fünf Kugeln, in die Haare in verschiedenen Farben von Blond bis Grau implantiert sind. Themen aus seiner Zeit als Modedesigner, wie Entfremdung, Vergrößerung und das Vergehen der Zeit, tauchen auch in diesen Werken auf.

Bild: Martin Margiela, Red Nails © Pierre Antoine

Außerdem fällt Margiela wieder einmal durch seine Abwesenheit auf – dieses Mal im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Wie zu erwarten war, blieb der Designer der Eröffnung fern. Aber auch die Abwesenheit ist ein Thema in der Ausstellung: Zwischen den Werken in der Ausstellung werden ausdrücklich Räume leer gelassen. Diese leeren Räume "unterstreichen die Idee einer Ausstellung, die fließend, unvollendet und ständig im Wandel ist", so Rebecca Lamarche-Vadel, Direktorin von Lafayette Anticipations, gegenüber dem Fachmagazin WWD. „Sie sind die Silhouetten von Werken, die nicht ausgestellt sind, aber existieren."

Einige dieser Werke kann die Öffentlichkeit im kommenden Jahr an anderen Orten erleben. Die Ausstellung von Martin Margiela – die übrigens keinen Titel hat – ist bis zum 2. Januar 2022 im Lafayette Anticipations - Stiftung der Galeries Lafayette zu sehen. Danach wird die Ausstellung auf die Reisen gehen. Darüber hinaus sind Präsentationen auf der FIAC-Messe in Paris an diesem Wochenende und später in diesem Jahr in der Galerie Eenwerk in Amsterdam geplant.

Bild: Martin Margiela, Bus Stop © Pierre Antoine
Bild: Martin Margiela, Torso © Pierre Antoine
Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.

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