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FashionClash: Kreativität jenseits der „kommerziellen Modemaschine“

Die Organisation des Maastrichter Kulturfestivals ist knapp bei Kasse, aber an kreativen, vielschichtigen Projekten mangelt es nicht.
Kultur
Installation von Natálie Kulina x Alyne Li auf der FashionClash Bild: FashionClash / Fotograf: Mitch van Schijndel
Von Anna Roos van Wijngaarden

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„When we truly listen, something beautiful can arise“, lautete der Eröffnungssatz der bereits siebzehnten Ausgabe von FashionClash in Maastricht. Hunderte von Teilnehmenden trugen zu dem Mode- und Kunstfestival in Limburg bei. Das Festival erstreckte sich in diesem Jahr über 14 Standorte und bot sieben Arten von Kreativen eine Plattform, die sich über verschiedene offene Ausschreibungen beworben hatten: Writer, Performer, Filmmaker, Soundscaper, Designer, Poet und Print Designer.

Archetypen in der KI

Die Idee der Archetypen entstand aus den vielfältigen Reaktionen auf die „offenen Ausschreibungen“. Der Schöpfer der Kampagne, der Designer und ehemalige Teilnehmer Ülkühan Akgül, nannte sie Archetypen. „Diese kreativen Typen passen nicht immer in die große kommerzielle Modemaschine, aber sie finden ihren Platz bei FashionClash“, sagt Festivalgründer Branko Popovic.

Akgül studierte die Teilnehmenden und entwickelte daraus Prompts, um mittels KI Bilder zu generieren. Jedes Jahr entwickelt ein ausgewähltes Talent ein solches multimediales Konzept. „Wir arbeiten nie mit einem vorgegebenen Thema“, sagt Popovic. Auch Akgül erhielt freie Hand. „Mit einer Kampagne gibt man einem solchen Festival ein Gesicht und kann die Geschichte der Teilnehmenden auch an Besucher:innen verkaufen, die wenig mit Mode zu tun haben.“

Kreativ ohne Budget

Bei dieser Ausgabe war die Organisation knapp bei Kasse. Popovic: „Als Kulturförderungseinrichtung kann man sich alle vier Jahre für die großen Gelder bewerben. Das ist erst 2028 wieder der Fall. Ab diesem Jahr müssen wir also mit der Hälfte des Budgets auskommen.“ Für Popovic und Mitinitiatorin Els Petit bedeutet das viel zusätzliche Arbeit bei der Mittelbeschaffung und somit weniger Zeit für die Programmgestaltung.

Fair ist das nicht. „Das meiste Geld für Kultur fließt immer in die Metropolregionen und nicht in regionale Gemeinden wie Maastricht, die bereits das Höchstmögliche erhält: 30.000 Euro. Ohne die vielen Freiwilligen würden wir es nicht schaffen.“

Gründer Branko Popovic mit einem der Teilnehmer am FashionClash Bild: FashionClash

Empowerment

Der Programmteil, der strukturell gefördert wird, besteht aus vier Teilen: Performancekunst, Ausstellung, Jugendbeteiligung und Film. Für jeden Teil wurden Coaching-Programme und Residenzen eingerichtet. Dort lernen die Teilnehmenden, ihre eigene Praxis zu hinterfragen. Dieser Prozess ist das Herzstück von FashionClash, so Popovic. „Wenn jemand mit seiner Arbeit nicht zufrieden ist und sie nicht zeigen möchte, ist das völlig in Ordnung, solange es klare Absprachen über den Prozess gibt. Das Festival ist nicht das Ziel, sondern das Mittel, um Kreativität und Talent zu fördern.“

Trotz dieser Einstellung beobachtet das Duo, dass sich die Teilnehmenden zunehmend unter Druck setzen. Das ist ein Zeichen unserer Zeit. „Sie fühlen sich sehr verantwortlich, auch wegen der großen Sorgen um die Existenzsicherheit im Kreativsektor. Sie haben kein Geld, wenig Aussicht auf einen Arbeitsplatz und fragen sich: Wie finde ich meinen Platz in dieser Welt? Wie wird mein Arbeitsumfeld in Zukunft aussehen? Durch den Fokus auf Talentförderung – mit weniger Teilnehmenden und somit mehr individueller Aufmerksamkeit in den letzten Jahren – hoffen wir, dass sie nach dem Festival gestärkt ihre Arbeit fortsetzen.“

„Ich will meine Seele nicht verkaufen“

Eine dieser Teilnehmerinnen ist Arva Bustin, die gerade ihr Modedesign-Studium an der ArtEZ abgeschlossen hat. Auf dem Festival präsentierte sie von Workwear und mittelalterlichen Kostümen inspirierte Bodys aus robustem, upgecyceltem Material mit Eisenschnallen, die ihre Träger:innen eng einschnüren. Es sind Rettungswesten für die Apokalypse. Dies stellte sie mit einer Performance an einem eigens dafür vorgesehenen Abend in einer alten Zementfabrik auf dem ENCI-Gelände dar. Die Besucher:innen kamen mit dem Boot.

Der Tanz und die Inszenierung der Performance „ULTRA-ORA“ (Die letzte Stunde) sollten sie dazu einladen, hinter die Kleidung zu blicken und nach der Geschichte zu suchen. In diesem Fall: „Wie Gewalt in Zeiten der Not durch Menschen fließen kann, was wir einander manchmal antun, und wie die Schuld dann verschoben wird.“

Bustin wollte auch eine antikapitalistische Geschichte erzählen. „Ich bin noch sehr auf der Suche nach meiner Designsprache – neben meinem Vollzeitjob im Gesundheitswesen. Mode sollte etwas Freies sein, das ich in meiner eigenen Zeit machen kann, ohne davon leben zu müssen. Ich will meine Seele nicht verkaufen, indem ich meine Arbeit filtern muss, um ‚verkäuflich‘ zu sein.“

Durch das Programm von FashionClash weiß sie, dass sie kleinere Kollektionen von maximal drei Teilen entwerfen will, „damit ich mein Handwerk wirklich verbessern kann“. Sie wird nach hochwertigeren Materialien und bequemeren Formen suchen. Eine große Karriere als Designerin strebt Bustin nicht an. Sie möchte lieber etwas für ihre Community tun: die Queer-Community von Arnheim. Diese Community hat auch den mit Siebdruck geschmückten Stoff für die Wämser in einem von FashionClash finanzierten Workshop von Bustin hergestellt. „Ich glaube, ich leiste einen größeren Beitrag zur Mode, indem ich solche Projekte mache.“

Performance-Künstler:innen, darunter Arva Bustin Bild: FashionClash

Das Thema der Rebellion gegen das herrschende Modesystem zog sich wie ein roter Faden durch die Beiträge des Festivals. Die Kreativen betonten mit ihren Arbeiten, dass wir die Augen vor gesellschaftlichen Problemen nicht verschließen können. Dazu gehören Gewalt, die Risiken der Hyperdigitalisierung, Rechtsextremismus, Klimawandel, die psychische Gesundheit der Generation Z und was es bedeutet, queer zu sein. FashionClash zeigte, dass Mode zur Lösung beitragen kann, wenn sie mehr als nur ein kommerzielles Produkt sein will.

Diese Themen fanden auch bei dem breiten Publikum Anklang, das das Festival ansprechen möchte. Dies zeigte sich am Applaus nach den Performances, wie der des litauischen Design-Duos Povis über Depressionen. Sie basierte auf der bestehenden Kollektion „I hid from depression and corporate capitalism and made a collection about cats“.

Die Vielfalt der relevanten Themen, die junge Kreative beschäftigen, zeigte sich vielleicht am besten in der Filmauswahl, so Popovic. Er ist mit diesem Teil des Programms zufrieden, da es in Europa nur eine einzige Ausbildung für Modefilme gibt. „Die Teilnehmer:innen haben diese Filme nicht gedreht, um Modekollektionen zu bewerben, sondern um mit Mode als Leitfaden Geschichten zu erzählen.“ So fanden die Macher:innen von „Hangman & Co“ heraus, dass alle Eltern von ihnen Arbeiter:innen waren. Der Film feiert die harte Arbeit, die sie ein Leben lang mit ihren Händen verrichtet haben, wobei Workwear eine besondere Nebenrolle spielt.

Standbild aus dem kurzen Modefilm „Hangman & Co“ Bild: FashionClash

Woher komme ich?

Die Kreativen bei FashionClash beschäftigten sich auch mit ihrer eigenen Identität. Für Esra Çöpür, die 2019 ihren Abschluss an der HKU machte, war ihre eigene Suche nach ihren Wurzeln die Inspiration für eine kleine Kollektion, die sich auf türkische Artefakte bezieht. „Mein Vater kommt aus der Türkei, aber in den Niederlanden habe ich nie eine so starke Verbindung zu dieser Kultur gespürt. Das änderte sich, als ich nach Amsterdam-West zog und von der Kleidung der niederländisch-türkischen Community fasziniert war. Ich sah kaum einen Unterschied zu den Fotos, die ich im Heimatdorf meines Vaters gemacht hatte.“

An ihrem zugewiesenen Ausstellungsort, dem brandneuen Kunstraum SAC, präsentierte sie das Quellenmaterial, das sie über die Jahre gesammelt hatte. Wieder tritt die Mode in den Hintergrund: eine weiße Smoking-Bluse mit von türkischen Tulpen inspirierten Volants und eine Kopfbedeckung mit Zöpfen, „die auch in der osmanischen Kultur vorkommen“. Daneben ein upgecyceltes Jeanskleid mit 1.600 groben Knöpfen, die von fünf Paar Händen angebracht wurden – eine zeitgenössische Interpretation von Igne Oyasi, der türkischen Spitze.

Neben dem Kleid lagen mit Tinte bedruckte Holztafeln, die eine Frau in dem modernen Kleid zeigten – ein Selbstporträt. Es trägt den Titel „Everything I Touched Turns Into Me“, denn die Beschäftigung, die bei ihr selbst begann, entwickelte sich wie von selbst. „Alles, was man berührt, was man mitnimmt und die Teile von einem selbst, sorgen dafür, dass die Hände intuitiv Dinge erschaffen können. Man beginnt eine Arbeit ohne klaren Plan – erst später stellt sich heraus, dass sie eine Fortsetzung von etwas ist, womit man sich schon seit Jahren beschäftigt.“

Die Arbeit von Esra Çöpür Bild: FashionClash

Komplex wie Textilien

Die Teilnehmer:innen der 17. Ausgabe von FashionClash erkannten die Komplexität des Lebens in all seinen Facetten. Sie demonstrierten die erforderliche Flexibilität junger Menschen durch die Dimensionen von Stoff. Stoff ist ein Material, das sich dehnen und zurückfedern kann, das Geborgenheit gibt, aber auch ersticken kann.

Stoff diente als Trampolin, als Wiege, als etwas Stabiles zum Festhalten oder als etwas, das unter Druck aus dem Gleichgewicht bringt. Stoff, um ihn über den Kopf zu ziehen und sich vollständig zu verhüllen, oder um gemeinsam etwas zu tragen – jede:r an einem Ende. Stoff, der so fest ist, dass man darauf springen kann, oder der einen aus dem Gleichgewicht bringt.

Nicht das Etikett auf der Kleidung macht Mode relevant, sondern die vielen Formen, die Material am Körper annehmen kann. Dessen scheint sich die neue Generation von Designer:innen sehr bewusst zu sein.

Performance im Clash House Bild: FashionClash

Dieser Artikel wurde mithilfe von digitalen Tools übersetzt.

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