Book Review: "Issues. A History of Photography in Fashion Magazines"
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Der im Phaidon-Verlag erschienene Bildband „Issues. A History of Photography in Fashion Magazines“ ist ein Querschnitt bedeutender Modefotografie des vergangenen Jahrhunderts im Kontext der Modemagazine, in welchen sie erschien. Besonders mit dieser Kontextualisierung überzeugt das Buch, das der renommierte Fotokritiker Vince Aletti zusammengestellt hat, der, wie er in der Einleitung sagt, „die Jahre in September Issues zählt“.
Aus seinem umfangreichen persönlichen Archiv hat Aletti 100 bedeutende Zeitschriftenausgaben ausgesucht und darin jeweils die Strecken ausgewählt, die „die Kultur vorantreiben, Konventionen herausfordern und eine ganz neue Art des Sehens anbieten.“ Damit eröffnet er einen neuen Blickwinkel auf die Geschichte der Fotografie.
Die von ihm ausgewählten Modemagazinen erschienen in den Jahren 1925 bis 2018. Diese historisch breite und bis in ins vergangene Jahr reichende Auswahl führt den Wandel des Lebensstils vor Augen, der sich in diesen knapp einhundert Jahren vollzogen hat. So beginnt das Buch mit einer Ausgabe von Harper’s Bazaar unter der Leitung von Baron Adolphe de Meyer, in der es den modeinteressierten Damen geraten wird, nicht viele amerikanische Klamotten mit nach Paris zu bringen, denn „was in Amerika gut genug ist, sieht in Paris seltsam aus“; dafür aber all ihre Koffer - „Sie werden sie brauchen“, heißt es dort. Das Shoppingverhalten hat sich also wenig geändert, jedoch die Autorität der Modemagazine über den weiblichen Körper mutet aus heutiger Sicht befremdlich an. „Wiegen Sie sich jeden Tag“, rät die Amerikanische Vogue den Leserinnen im Jahr 1934.
Nach den Kriegsjahren erhält die Mode einen sozialen Anstrich. Zeitzeugnisse der Nachkriegszeit werden in dem Modemagazinen abgedruckt, etwa jene Bilder von Edward Steichen von Soldatenfriedhöfen auf Iwo Jima oder das zerstörte Europa, das Lee Miller in ihren Bildern einfing. In den 60ern geht merklich ein Ruck durch die alte Ordnung. Nicht nur inhaltlich zeigt sich dies, auch auf technologischer Ebene, wo immer mehr Farbfotografie zum Einsatz kommt. Langsam wird das Frauenideal diverser, die Texte und Bilderstrecken beinhalten Frauen, die arbeiten - und die Artikel besprechen die damit einhergehenden Probleme.
Die aktuelleren Ausgaben zeigen den Wandel des Schönheitsideals ebenso wie der Bildsprache: Zunehmend nackter die Modelle, experimenteller die Fotografie. Auch Männer kommen im letzten Teil des Bucher stärker vor, Homoerotik in Magazinen wie Homme+ oder Fanzine inklusive - ein weiteres Zeugnis der sich verändernden Welt der letzten hundert Jahre. Zu den vorgestellten Magazinen gehören die amerikanische, britische und französische Vogue, Harper's Bazaar, W, Details, Purple Fashion, The Face, Dutch und viele mehr.
Über Vince Aletti
Vince Aletti ist ein Schriftsteller, Kurator und Kritiker, dessen Arbeit regelmäßig in Publikationen wie Artforum, Photography und Aperture erscheint. Aletti war von 1994 bis 2005 Kunstredakteur und Fotokritiker der Village Voice und besprach von 2005 bis 2016 Fotografieausstellungen für die New Yorker Sektion "Goings On About Town". Er ist Autor von The Disco Files 1973-78: New York's Underground, Week by Week (2009, neu aufgelegt 2018) und Co-Autor von „Avedon Fashion 1994-2000“ (2009). Im Jahr 2005 gewann er den International Center of Photography Infinity Award for Writing. Er lebt und arbeitet im New Yorker East Village.
Bilder: Phaidon. (1) Harper’s Bazar, January 1937, Jean Moral. Collection Vince Aletti (page 43, bottom) (2) Vogue, June 1949, Clifford Coffin. Collection Vince Aletti (page 109) (3)The Face, July 1980, Corinne Day; from Issues: A History of Photography in Fashion Magazines, Vince Aletti, Phaidon (pages 256-257)
Format: Paperback, 324 x 254 mm (12 3/4 x 10 in)
468 Seiten
670 Illustrationen
ISBN: 9780714876788
Bild: Phaidon