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Zahlungsmoral hat sich in der Textil- und Bekleidungsbranche stark verschlechtert

Von Regina Henkel

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Credits: Pexels

Der Warenkreditversicherer Coface hat in seiner achten Auflage der Coface-Studie zu Zahlungserfahrungen von Unternehmen in Deutschland eine nachlassende Zahlungsmoral festgestellt. Befragt wurden 774 Unternehmen aus 13 verschiedenen Sektoren der deutschen Wirtschaft. Demnach habe die Textil- und Bekleidungsbranche im Jahr 2024 die größte Verschlechterung in puncto Zahlungsmoral verzeichnet. 88 Prozent der befragten Unternehmen klagten hier über Zahlungsverzug, ein Plus von 30 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Am besten steht derzeit die Transportbranche da. Hier gaben nur 68 Prozent der Firmen an, dass sie länger auf ihr Geld warten müssen.

Insgesamt gaben 78 Prozent aller befragten Unternehmen in Deutschland an, von Zahlungsverzug betroffen zu sein. Ein Vergleich zu vor der Pandemie relativiert diese Angaben. „Seit 2021 ist der Anteil von Unternehmen, die von Zahlungsverzögerungen berichten, deutlich gestiegen. Von einem Tiefststand von 59 Prozent auf nun 78 Prozent. Das entspricht nahezu dem Niveau vor der Pandemie“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.

Grund zur Sorge gibt es dennoch: Vor allem der Anteil von Rechnungen, die länger als sechs Monate fällig bleiben, ist sprunghaft gestiegen und gefährdet die Liquidität von Unternehmen. „Unserer Erfahrung nach werden weltweit rund 80 Prozent der Forderungen, die länger als 180 Tage überfällig sind, nie bezahlt. Extrem lange überfällige Zahlungen stellen daher ein spürbares Geschäftsrisiko dar und können letztlich zur Insolvenz führen, wie der starke Anstieg von Firmenpleiten in den letzten Monaten zeigt“, sagt Jochen Böhm, der das Risk Underwriting bei Coface Nordeuropa verantwortet. So sind 16 Prozent der befragten Unternehmen von extrem lange überfälligen Zahlungen betroffen, die einen Anteil von zwei oder mehr Prozent an ihrem Jahresumsatzes ausmachen. Das entspricht einem Anstieg von sieben Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen ist hier der Maschinenbau.

Ungeachtet dessen bleibt das Vertrauen in die eigene Kundschaft hoch: 80 Prozent der deutschen Unternehmen räumen ihren Kund:innen im Jahr 2024 ein Zahlungsziel, also einen Lieferantenkredit, ein. Dieser Wert ist nahezu identisch mit dem Vorjahr. Dabei bleibt die allgemeine Präferenz für kurze Kreditlaufzeiten in Deutschland unverändert: Die durchschnittliche Frist beträgt 2024, wie bereits im Vorjahr, 32 Tage. Zum Vergleich: In Polen betrug die durchschnittliche Zahlungsfrist bei der letzten Befragung 42 Tage, in Frankreich waren es 48 Tage und in China 70 Tage.

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