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Warum beginnt Vestiaire Collective, CO2-Kredite zu verkaufen?

Seit Jahren ist die Reduzierung von Umweltauswirkungen ein zentrales Marketingargument für Secondhand-Modeunternehmen. Mit der Ankündigung des Verkaufs von CO2-Gutschriften geht die französische Plattform Vestiaire Collective nun aber einen Schritt weiter.

Finanz- und Marketingziele

„Es ist viel mehr als eine finanzielle Innovation. Es ist der Beweis, dass Kreislaufwirtschaft eine konkrete und messbare Wirkung hat“, erklärt Dounia Wone, Chief Impact Officer bei Vestiaire Collective, in einer Mitteilung. Die Expertin begrüßt einen im Secondhand-Modesektor einzigartigen Vorgang, wobei CO2-Einsparungen in CO2-Kredite umgewandelt werden. Diese Einsparungen entstehen, wenn Kund:innen Secondhand-Artikel anstelle von neuen Produkten kaufen.

Mit anderen Worten: Vestiaire Collective gibt Gutschriften aus, die die vermiedenen Emissionen quantifizieren. Diese Emissionen werden umgangen, wenn Verbraucher:innen auf der Plattform Kleidung und Accessoires aus zweiter Hand anstelle von Neuware kaufen. Laut dem Umweltbericht des Unternehmens werden 90 Prozent der Umweltauswirkungen vermieden, wenn Verbraucher:innen einen Secondhand-Artikel bei Vestiaire Collective anstelle eines neuen kaufen.

Damit verfolgt das Unternehmen zwei Ziele: Erstens dient es dem Marketing und soll die messbaren Umweltvorteile seines Geschäftsmodells aufzeigen. Das zweite ist finanzieller Natur, bot das Unternehmen doch Anfang Oktober 55.000 zertifizierte CO2-Gutschriften zum Verkauf an. Das Unternehmen gibt an, die Einnahmen aus diesen Verkäufen reinvestieren zu wollen. Sie sollen „in Aktivitäten fließen, die die Solidität und das Volumen der von Vestiaire Collective vermiedenen Emissionen direkt stärken, wie die Kuration des Katalogs oder das Impact-Marketing“.

An wen werden die Gutschriften von Vestiaire Collective verkauft?

Die Gutschriften können von Unternehmen mit Klimastrategien erworben werden. Das System des Kaufs von CO2-Gutschriften ermöglicht es Unternehmen, ihre eigenen Treibhausgasemissionen auszugleichen. Dieses System ist jedoch in den letzten Jahren stark in die Kritik geraten.

Zur Erinnerung: Eine CO2-Gutschrift ist ein Zertifikat, das die Reduzierung einer Tonne Kohlendioxid (CO2) oder eines anderen äquivalenten Treibhausgases darstellt. Ein Unternehmen kann CO2-Gutschriften auf dem freiwilligen Markt kaufen. Diese Gutschriften können jedoch den Eindruck vermitteln, dass Unternehmen ihre Emissionen „kompensiert“ haben, ohne tatsächlich ihre Praktiken grundlegend ändern zu müssen. Anstatt ihre eigenen Emissionen an der Quelle zu reduzieren, zahlen einige Unternehmen nur für Emissionsminderungen an anderer Stelle. Sie investieren also nicht in sauberere Technologien oder ändern ihr Geschäftsmodell. Dies kann als bloßes „Recht auf Verschmutzung“ wahrgenommen werden.

Das System der CO2-Gutschriften. Bild: Grafik von Vestiaire Collective

Ein Ansatz, der Fragen aufwirft

Das französische Unternehmen wählt einen riskanten Ansatz. Es geht davon aus, dass ein Secondhand-Kleidungsstück mit ökologischen Belastungen von null auf den Markt kommt; die Auswirkungen der ursprünglichen Produktion werden also nicht berücksichtigt. Die von Inuk, dem von Vestiaire Collective beauftragten Zertifizierungsunternehmen, verwendete Methodik wirft in der Tat Fragen auf.

Der Mitteilung zufolgen, die den Ansatz detailliert beschreibt, konzentriert sich die Methodik auf die Auswirkungen des Kaufs eines Secondhand-Artikels im Vergleich zu einem neuen. Die Umweltauswirkungen, die mit dem Betrieb der Plattform von Vestiaire Collective zusammenhängen, wie der Transport der Artikel oder die Verpackung, werden nicht erwähnt. In einer E-Mail an FashionUnited antwortete Vestiaire Collective auf unsere Frage und erklärte, dass „alle Umweltauswirkungen von Vestiaire Collective nach der LCA-Logik berücksichtigt wurden“.

Darüber hinaus unterstützt der Verkauf von CO2-Gutschriften den Kauf von Kleidung. Auch wenn es sich um Secondhand-Ware handelt, erscheint dieses Ziel problematisch. Man könnte argumentieren, dass die Gutschriften nicht „klassische“ Ausgaben wie Marketing finanzieren und stattdessen in Fonds für Klimalösungen fließen sollten.

Vestiaire Collective stellt auf Anfrage klar, dass „die Zuweisung der durch die CO2-Gutschriften generierten Einnahmen streng durch die Zusätzlichkeit geregelt ist. Sie wird hauptsächlich für Projekte verwendet, die mit der Solidität und dem Volumen der von Vestiaire Collective vermiedenen Emissionen zusammenhängen. Bestimmte Marketingkampagnen können tatsächlich in diesen Rahmen fallen, wenn sie eine klare Botschaft des verantwortungsvollen Konsums vermitteln, zum Beispiel, indem sie dazu anregen, Neuware durch Secondhand-Artikel zu ersetzen“.

Schließlich basiert die Methodik zur Messung der positiven Auswirkungen auf der Annahme, dass der Kauf eines Secondhand-Artikels zwangsläufig den Kauf eines neuen Artikels ersetze. Eine von der Plattform durchgeführte Umfrage zeigt zwar, dass dies mit 87 Prozent oft der Fall ist, zwingend ist dies jedoch nicht. Vestiaire Collective räumt dies ein, stellt jedoch klar, dass es eine Substitutionsrate und den Rebound-Effekt in seine Berechnungen einbeziehe, um die tatsächlichen Umweltauswirkungen besser widerzuspiegeln zu können.

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