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Vietnams Textil- und Bekleidungssektor erholt sich wieder

Von Herve Dewintre

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Nach einer beispiellosen Entlassungswelle erholte sich die Branche im letzten Quartal schnell, indem sie ihre "Zero-Covid"-Politik aufgab.

Vietnam ist zusammen mit Kambodscha, Bangladesch und seit kurzem auch Burma wichtige Produktionsländer für die Europäischen Union (und der westlichen Welt im Allgemeinen) in Sachen Bekleidung und Textilien. Die Wirtschaft des Landes war 2020 eine der leistungsfähigsten (2,9 Prozent Wachstum). Die steigende Produktion verdankt es auch der Neuausrichtung Chinas, das seit einem Jahrzehnt einen Anstieg des Qualitätsniveaus seiner Produktion anstrebt. Unternehmen wie Nike, New Balance, Puma und Adidas sind für einen Großteil ihrer Produktion auf das südostasiatische Land angewiesen. Aber die Pandemie – zunächst mit der strengen Abriegelung der Region Ho Chi Min, wobei die Armee die Mahlzeiten auslieferte – hat diese neue Werkstatt der Welt nicht verschont.

Ein Trauma für 1,3 Millionen Wanderarbeitende, die von Juli bis September letzten Jahres in ihre Heimatregionen zurückkehrten. Das Land erlebte die Pandemie nämlich zeitversetzt mit der Delta-Variante, die die Ansteckungen ab dem letzten Sommer in die Höhe schnellen ließ. Anfang November brach die Epidemie wieder aus. Am 29. November schlug VnExpress International, die englische Version der führenden vietnamesischen Nachrichtenseite, Alarm: „Die Fabriken können zwar Löhne und bessere Sozialleistungen anbieten, um Arbeiter:innen anzuziehen, während sich ihre Auftragsbücher zum Jahresende füllen, aber sie erhalten nur wenige Bewerbungen vor dem Hintergrund der anhaltenden Angst vor Covid-19.“

Gleiches Niveau wie vor der Pandemie

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete im November, dass ein Zulieferunternehmen von Nike seiner Arbeiterschaft 100 US-Dollar pro Monat als Bonus anbot – ein Viertel des Lohns – und dass ein Zulieferunternehmen von New Balance denjenigen, die nach Ho-Chi-Minh-Stadt zurückkehrten, kostenlosen Transport versprach. Phan Thi Thanh, die Vizepräsidentin des vietnamesischen Leder-, Schuh- und Handtaschenverbands, erklärte kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass viele Weihnachtsbestellungen aus anderen Ländern nicht geliefert werden könnten. Dennoch, so behauptet nun Le Courrier du Vietnam, erholt sich die Branche vor allem, seit die Regierung die Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der Epidemie gelockert und ihre „Null-Covid-Politik“ aufgegeben hat.

Cao Huu Hiêu, Generaldirektor von Vinatex, berichtet der Zeitung Le Courrier du Vietnam, dass im Oktober bereits 90 Prozent der Beschäftigten der Unternehmen der Gruppe wieder an die Arbeit gegangen seien. Inzwischen sind fast 100 Prozent der Beschäftigten der Gruppe zu ihren Unternehmen zurückgekehrt. „Die hohe Wachstumsrate im vierten Quartal hat es der Textil- und Bekleidungsindustrie ermöglicht, das Exportziel von 39 Milliarden. US-Dollar für das gesamte Jahr zu erreichen, was einer Steigerung von fast 12 Prozent gegenüber 2020 entspricht. Bereits jetzt ist das Wachstum des Sektors wieder auf das Niveau vor dem Ausbruch des Coronavirus zurückgekehrt. Die Exporte in die EU beliefen sich auf 3,7 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg um 14 Prozent.

Gute Zahlen, die durch strategische Entscheidungen erklärt werden: Die hohen erwirtschafteten Gewinne sind insbesondere auf die Entscheidung der Fabrikmanager zurückzuführen, der Garnindustrie Priorität einzuräumen, da diese von 20 auf 50 bis 55 Prozent der Gesamtproduktion anstieg. Dennoch bleibt die Sorge bestehen, dass die Logistikkosten immer noch vier- bis fünfmal höher sind als vor der Pandemie. Weitere Schwierigkeiten sind der Mangel an Containern, die Überlastung des Seeverkehrs, die die Unternehmen dazu zwingt, die Waren per Flugzeug auszuliefern, und die Schwankungen auf den wichtigsten Exportmärkten. Die Branche strebt im schlimmsten Szenario 38 bis 39 Milliarden US-Dollar an Exportumsatz an, im positivsten Szenario sind es 42,5 bis 43,5 Milliarden US-Dollar.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bild: Hervé Dewintre

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