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Vestiaire Collective-Bericht: Secondhand-Markt wächst dreimal schneller als der für Neuware

Einer neuen Studie der Resale-Plattform Vestiaire Collective und der Boston Consulting Group zufolge sollen Secondhand-Mode und Vintage-Luxusprodukte bis 2030 ein Marktvolumen von bis zu 360 Milliarden US-Dollar (rund 309 Milliarden Euro) erreichen - verglichen mit derzeit 210 bis 220 Milliarden US-Dollar (rund 180 bis 190 Milliarden Euro). Dies entspricht einem jährlichen Wachstum von 10 Prozent, einer dreimal höheren Wachstumsrate als der Markt für Neuware aufweist. Derzeit hat der Secondhand-Markt einen Anteil von 8 Prozent am gesamten Mode- und Luxusabsatz; eine Zahl, die in den nächsten fünf Jahren auf 10 Prozent steigen soll.

Der Bericht „Das nächste Kapitel des Wiederverkaufs - Wie Mode- und Luxusmarken auf dem Secondhand-Markt erfolgreich sein können“ basiert auf einer Umfrage unter 7.800 Nutzer:innen von Vestiaire Collective weltweit, die ein durchschnittliches Budget für Mode von 5.300 US-Dollar angaben (rund 4.550 Euro). Sie wurden zwischen April und Mai 2025 befragt. Während die Ergebnisse nicht nach einzelnen Ländern aufgeschlüsselt sind, unterscheidet der Bericht zwischen Nutzer:innen in den USA und Europa, wo regulierungsbedingte Ansätze Secondhand zusätzlichen Auftrieb geben.

„Ob auf der Suche nach begehrten Secondhand-Modestücken zu erschwinglichen Preisen oder dem Nervenkitzel bei der Jagd nach wirklich einzigartigen Teilen - der Resale ist heute fester Bestandteil des Einkaufsverhaltens und der Garderobengestaltung der Menschen. Heute ist es eine bewusste Entscheidung“, kommentiert Fanny Moizant, Mitgründerin und Präsidentin von Vestiaire Collective und Herausgeberin des Berichts, in einer Mitteilung.

Generation Z kurbelt das Wachstum des Secondhand-Markts an

Die Umfrage zeigte, dass Secondhand-Artikel bereits 28 Prozent der Garderobe junger Konsument:innen in Europa ausmachen; in den USA sind es 32 Prozent. Bei Kleidung liegt der Anteil sogar bei 30 Prozent und bei Handtaschen bei 39 Prozent beziehungsweise 66 Prozent in den USA.

Generation Z liebt die Jagd und den Reiz, limitierte oder ausverkaufte Artikel zu finden (7 Prozentpunkte über dem Durchschnitt) und für die Mehrheit (80 Prozent) ist es wichtig, eine neue Marke durch Secondhand zu kaufen oder zu entdecken.

Warum kaufen Konsument:innen Secondhand?

80 Prozent der Befragten nannten Erschwinglichkeit als einen Hauptbeweggrund, Secondhand zu kaufen (87 Prozent in den USA). Das breite Sortiment und die Einzigartigkeit von Secondhand-Artikeln wurde von mehr als der Hälfte (55 Prozent) als Kaufmotive genannt. Knapp die Hälfte bestätigte, dass das Sucherlebnis und die Interaktion mit Verkäufer:innen und anderen Käufer:innen den Wiederverkauf positiv beeinflusse. Zwei Fünftel (40 Prozent) nannten Nachhaltigkeit als wesentlichen Beweggrund.

Zwei Drittel (66 Prozent) der Verkäufer:innen nannte die Entrümpelung des Kleiderschranks als Hauptbeweggrund (besonders stark in Ländern wie Deutschland und Italien mit über 70 Prozent), gefolgt von dem Wunsch, künftige Secondhand-Käufe zu finanzieren (44 Prozent), Geld zu verdienen (41 Prozent) und um sich neue Artikel aus erster Hand leisten zu könnnen (18 Prozent).

Genau hier zeigt sich das Problem, das Resale-Plattformen wie Vestiaire Collective gerne unter den Teppich kehren: Der Secondhand-Kauf kurbelt den zusätzlichen Konsum an, sei es, um sich mehr Secondhand-Artikel zu leisten, oder um mit dem Wiederverkauf das Budget für Neuware aufzustocken. Die Vermarktung von Secondhand als nachhaltig per se ist also bedenklich.

Zukunft Digitaler Produktpass

Digitale Produktpässe (DPPs) erleichtern nicht nur die Transparenz bei der Herstellung und dem Verkauf von Neuware, sie werden auch von Secondhand-Nutzerinnen befürwortet: 70 Prozent schätzen dem Bericht zufolge die Authentifizierung beim Kauf beziehungsweise 67 Prozent beim Verkauf. Detaillierte Produktspezifikationen helfen 68 Prozent der Befragten beim Kauf beziehungsweise 64 Prozent beim Verkauf.

Der Bericht räumt ein, dass der Bekanntheitsgrad von DPPs (noch) begrenzt ist: Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten hatten noch nie davon gehört, und 15 Prozent kannten den Begriff zwar, wussten aber nicht, was er bedeutet.

„Digitale Produktpässe gehen über das Ankreuzen einer Compliance-Checkbox hinaus. Sie werden zu einem strategischen Instrument, um das Vertrauen der Kund:innen aufzubauen. Sie reduzieren die Reibung für Käufer:innen, sorgen für Authentizität und bieten Marken neue Möglichkeiten, während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts Wert zu gewinnen“, erklärt Catharina Martinez-Pardo, Geschäftsführerin und Partnerin von BCG und Mitautorin des Berichts.

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