Modekonzerne im Handelskonflikt – China setzt PVH auf Sanktionsliste
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Der US-amerikanische Konzern PVH, Eigentümer von Tommy Hilfiger und Calvin Klein, äußerte sich am Mittwoch „zutiefst enttäuscht“ über die Entscheidung Chinas, das Unternehmen auf die Sanktionsliste des Landes zu setzen. Wie sich dieser Schritt auf die Geschäftstätigkeit in China auswirken wird, ist noch unklar.
Peking fügte den Modekonzern am Dienstag seiner Liste „unzuverlässiger Unternehmen“ hinzu – Teil einer Reihe von Maßnahmen gegen US-Unternehmen in China im eskalierenden Handelsstreit zwischen den beiden Wirtschaftsmächten.
Als Reaktion darauf teilte das in New York ansässige Unternehmen der Nachrichtenagentur AFP mit, es sei „überrascht und zutiefst enttäuscht über die Entscheidung des chinesischen Handelsministeriums“.
„PVH hält sich strikt an alle relevanten Gesetze und Vorschriften und handelt im Einklang mit etablierten Branchenstandards und -praktiken“, hieß es. „Wir werden unseren Dialog mit den zuständigen Behörden fortsetzen und freuen uns auf eine positive Lösung“, fügte das Unternehmen hinzu.
PVH auf Sanktionsliste – wie geht’s weiter?
PVH erwirtschaftete 6 Prozent seines Umsatzes und 16 Prozent seines Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) 2023 in China, wie der Modekonzern in seinem Quartalsbericht im September berichtete. Dort nannte der Modekonzern auch mögliche Folgen einer Sanktion durch das chinesische Handelsministerium für Unternehmen, die als “unzuverlässig” eingestuft wurden.
Diese reichen von möglichen Geldstrafen bis zu Beschränkungen oder Verboten von Importen und Exporten aus und nach China. Das heißt – im schlimmsten Fall – dass PVH eventuell seine Beschaffung aus China oder sein Retail- und Wholesalegeschäft dort einstellen muss.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht bekannt, welche Folgen es hat, dass PVH nun auf der Sanktionsliste steht. Die Aktie des Modekonzerns notierte am Dienstag seit der Ankündigung aus China nur leicht schwächer bei 82,01 US-Dollar (78,74 Euro).
Modekonzerne zwischen den Fronten
Nachdem Berichte verschiedener Organisationen, wie der Vereinten Nationen, schwere Menschenrechtsverletzungen in der chinesischen Provinz Xinjiang feststellten, nahmen viele Modeunternehmen nach öffentlichem Druck Abstand von der Beschaffung in der Region oder brachen ihre Lieferbeziehungen ab. Das Vorgehen führte aber wiederum in China zu Kritik, wie im Falle von H&M. So geraten Modeunternehmen zwischen die Fronten.
Aufsichtsbehörden westlicher Staaten wie Kanada ermittelten beispielsweise gegen lokale Ableger von global aktiven Konzernen wie Hugo Boss oder Ralph Lauren wegen Verdachts auf Zwangsarbeit von Uiguren in der Lieferkette. Die USA blockierten die Einfuhr von Baumwolle und Textilien aus Xinjiang und setzte chinesische Firmen auf Sanktionslisten. Auf der anderen Seite riskieren die Konzerne, den Zorn der chinesischen Regierung auf sich zu ziehen.
PVH im Visier Pekings
Chinesische Beamte erklärten im September, sie würden wegen des „unzumutbaren“ Boykotts von Baumwolle aus der Region Xinjiang gegen PVH ermitteln. Die chinesische Seite sieht keine faktischen Gründe für den Boykott und wirft PVH diskriminierende Maßnahmen vor, wie die Nachrichtenagentur Reuters im September berichtete.
Die Ergebnisse einer vorläufigen Untersuchung des chinesischen Handelsministeriums im Januar deuteten bereits an, dass PVH in die Liste der "unzuverlässigen Unternehmen" aufgenommen werden könnte.
Angespannte Beziehung
Der Ton zwischen China und den USA ist in den vergangenen Jahren schärfer geworden. US-Präsident Trump führte in dieser Woche Zölle von 10 Prozent auf alle Waren aus China an. Im Gegenzug reagierte China mit Zusatzzöllen auf Kohle, verflüssigtes Erdgas, Öl und landwirtschaftliche Maschinen.
Während die USA chinesische Unternehmen wie Huawei sanktionierte oder jüngst Tiktok verbieten wollte, reagiert China mit Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Konzerne. Das jüngste Beispiel sind die Sanktionen gegen PVH und Illumina.
Am Dienstag warf das chinesische Handelsministerium den US-Unternehmen vor, „normale Markttransaktionsprinzipien“ zu verletzen und „diskriminierende Maßnahmen gegen chinesische Unternehmen“ zu ergreifen. Der Schritt der Regierung solle „die nationale Souveränität, Sicherheit und Entwicklungsinteressen schützen“.
Peking kündigte am Dienstag außerdem eine Untersuchung gegen den US-Technologieriesen Google wegen Verstößen gegen seine Antimonopolgesetze an. Die Behörden machten keine weiteren Angaben zu den Vorwürfen. Von AFP kontaktiert, lehnte ein Google-Sprecher eine Stellungnahme ab. (AFP/FashionUnited)
Dieser Beitrag entstand mithilfe von Weixin Zha und wurde um 11:23 Uhr am 5. Februar 2025 aktualisiert.