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Usbekistan: keine gezielte Kinderarbeit mehr, aber immer noch Zwangsarbeit

Von Simone Preuss

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Auch wenn ein Bericht der Weltbank herausfand, dass bei der diesjährigen Baumwollernte in Usbekistan keine gezielte Kinderarbeit eingesetzt wurde, so bleibt die mit der weitverbreiteten, organisierten Rekruitierung von Erwachsenen verbundene Zwangsarbeit jedoch ein Problem.

Die Weltbank veröffentlichte die Erkenntnisse letzten Freitag in ihrem Bericht "Third Party Monitoring" zur Verwendung von Kinder- und Zwangsarbeit bei der Baumwollernte 2015 in Usbekistan. Er konzentrierte sich besonders auf Bereiche, in denen von der Weltbank unterstützte Projekte umgesetzt wurden. Die Überwachung wurde vom International Labor Office (ILO) durchgeführt, das "keine beweiskräftigen Informationen [fand], dass Begünstigte von Weltbank-unterstützten Projekten während der Baumwollernte 2015 von Kinder- oder Zwangsarbeit Gebraucht machten."

Erst vor fünf Jahren hatte die Environmental Justice Foundation (EJF) geschätzt, dass bis zu zwei Millionen usbekischer Kinder bei der Baumwollernte 2009 gezwungen wurden mitzuarbeiten. Seitdem haben Organisationen wie EJF, die Internationale Arbeitsorganisation, die Weltbank und andere ihre Bemühungen verstärkt, gegen Kinderarbeit in der usbekischen Baumwollindustrie anzugehen. Außerdem intensivierte sich der Boykott gegen usbekische Baumwolle, gerade auch durch bekannte Bekleidungsmarken und -einzelhändler wie Adidas, C&A, Carrefour, Disney, Gap, H&M, Inditex, Kering, Li & Fung, Nike und Tesco, die sich über die 'Uzbek Cotton Pledge' verpflichteten, gegen Kinder- und Zwangsarbeit bei der usbekischen Baumwollernte vorgeht.

Zwei Millionen Kinder wurden 2009 noch zur Baumwollernte gezwungen

Sowohl Weltbank als auch ILO brachten jedoch ernsthafte Bedenken zu den Risiken von Zwangsarbeit im Zusammenhang mit der weitverbreiteten und organisierten Rekrutierung von Erwachsenen für die Baumwollernte zur Spache. Die ILO-Untersuchung ergab unter anderem, dass "robuste weitere Schritte notwendig [seien], um das Risiko der Zwangsarbeit zu beseitigen." Zudem wurde hinzugefügt, dass die usbekischen Kollegen diese Risiken ebenfalls erkannt hätten.

“2015 stellt das erste Jahr dar, in dem die Überwachung der Zwangsarbeit von Erwachsenen bei der Baumwollproduktion in Usbekistan möglich war", sagte Saroj Kumar Jha, regionaler Leiter der Weltbank für Zentralasien. "Dies zeigt einen wesentlichen Durchbruch in unserem langfristigen strategischen Engagement mit den usbekischen Behörden, der letztendlich darauf abzielt, Usbekistan dabei zu helfen, seine Arbeitsmethoden im Baumwollsektor zu reformieren und die Diversifikation und Modernisierung der Landwirtschaft des Landes großflächiger zu unterstützen."

“Wir werden ermutigt, Fortschritte in einer Reihe von Bereichen zu sehen, wie der Verpflichtung zur Beseitigung von Kinderarbeit, dem Ausbau von Informationskampagnen und einem landesweiten Feedback-Mechanismus und den Einfluss der jüngsten Verpflichtung der Regierung, sich dafür einzusetzen, dass Grundschulen und weiterführende Schulen während der Ernte offen und in Betrieb bleiben", fügte Jha hinzu. "Gleichzeitig beunruhigen uns jedoch die deutlichen Risiken der Zwangsarbeit, die während der Überwachung der Ernte festgestellt wurden, und wir werden weiterhin mit der Regierung und Partnern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass diese Risiken wirkungsvoll gemindert werden. Es muss mehr getan werden, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung."

Zu den langfristigen Zielen der usbekischen Regierung und ihrer Partner gehört die Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion weg von der Baumwolle und hin zu Produkten mit höherer Wertschöpfung wie Milcherzeugnisse, Obst und Gemüse. Zudem eine Liberalisierung der Baumwollindustrie, unter anderem auch durch Privatisierung; die Mechanisierung der Baumwollernte wo möglich und die Einführung von marktwirtschaftlicher Mobilisierung von Arbeitskräften durch Saisonarbeiter.

Foto: usbekische Kinder in einer Schule auf dem Land / World Bank
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