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Tom Tailor: So ernst ist die Lage

Von Jan Schroder

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Unsicherheiten prägen derzeit die Situation des Hamburger Bekleidungskonzerns Tom Tailor Holding SE. So verschob das Unternehmen am vergangenen Montag die Veröffentlichung des Geschäftsberichts für 2018 und der aktuellen Zahlen für das erste Quartal auf unbestimmte Zeit. Präsentiert wurden nur einige vorläufige Eckdaten zur jüngsten Geschäftsentwicklung. Begründet wurde der Schritt mit den noch laufenden Verhandlungen über eine langfristige Finanzierungslösung. Auch der schon vor Monaten angekündigte der Verkauf der verlustträchtigen Tochter Bonita an den niederländischen Konzern Victory & Dreams International Holding BV konnte bislang nicht vollzogen werden.

Eine wesentliche Rolle spielt der chinesische Großinvestor Fosun. Der hatte im Februar seinen Gesamtanteil an Tom Tailor zusammen mit einer Tochtergesellschaft im Rahmen einer Kapitalerhöhung auf rund 35 Prozent ausgebaut und daraufhin ein freiwilliges Übernahmeangebot für den Rest der Aktien gemacht. Der Vorstand des Bekleidungshändlers begrüßte die Offerte zwar als Beleg für das „noch einmal bestärkte langfristige Engagement von Fosun als konstruktivem strategischen Partner von Tom Tailor“, mochte sich aber nicht dazu durchringen, den Anlegern eine Annahme zu empfehlen. Ausdrücklich wurde der Kaufpreis von 2,31 Euro je Aktie als „finanziell unangemessen“ bewertet. So blieb es bei einer sogenannten „neutralen Stellungnahme“ von Vorstand und Aufsichtsrat. Die Angebotsfrist läuft noch bis Mitte Juni.

Verhandlungen über die künftige Finanzierung sind „schwieriger geworden“

Die Chinesen sind als größter Aktionär trotzdem ein wichtiger Faktor in der gegenwärtigen Lage. In den seit Wochen andauernden Verhandlungen mit den Konsortialbanken über die weitere Finanzierung von Tom Tailor gehe es „um deren Zustimmung zum Verkauf der Geschäftsanteile an Bonita, über die Anpassung der Finanzkennzahlen (Financial Covenants) unter dem Konsortialkreditvertrag sowie über einen Finanzierungsbeitrag von Fosun“, teilte das Unternehmen in der vergangenen Woche mit. Dabei hätten die Banken und Fosun „bislang keine Einigung über die Art und Höhe des Finanzierungsbeitrages von Fosun erzielt“. Den benötigt das Unternehmen nach eigenen Angaben aufgrund der Belastungen durch das Sorgenkind Bonita.

Was der Konzern weiter zum Verlauf der Gespräche verlauten ließ, klang einigermaßen beunruhigend: „Nach Einschätzung des Vorstands ist es daher derzeit offen, ob und wann die Verhandlungen mit den Konsortialbanken und Fosun zu einem erfolgreichen Abschluss kommen werden“, hieß es in der Meldung vom vergangenen Montag. „Die anfangs vielversprechenden Gespräche sind in den vergangenen zwei Wochen zunehmend schwieriger geworden.“ Eine „für alle Seiten zufriedenstellende Lösung, die der Tom Tailor Holding SE wieder Planungssicherheit gibt“, sei „nach wie vor möglich, jedoch nicht sicher“. Nun soll ein unabhängiges Gutachten zur Geschäftssituation, das der Vorstand bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group in Auftrag gegeben hat, den Verhandlungen neue Impulse verleihen.

Der Verkauf der Tochter Bonita ist weiter in der Schwebe

So hat der Konzern, dessen recht solides Kerngeschäft mit der Marke Tom Tailor im Fokus der Strategie steht, es bisher nicht geschafft, den Verkauf der verlustträchtigen Bekleidungskette Bonita zu vollziehen. Die Transaktion stehe „noch unter Vorbehalten, insbesondere der kartellrechtlichen Genehmigung und der Zustimmung der Konsortialbanken“, erklärte das Unternehmen zuletzt.

Foto: Tom Tailor

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