Tom Tailor ringt weiter um Finanzierungslösung
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Beim Hamburger Bekleidungskonzern Tom Tailor Holding SE sind weiterhin wichtige Zukunftsfragen unbeantwortet. Die Verhandlungen mit den Konsortialbanken und dem chinesischen Investor Fosun dauerten an, erklärte das Unternehmen am Montagabend in einer Ad-hoc-Mitteilung. Offen ist demnach auch, wann der Jahresabschluss und die endgültigen Zahlen für das erste Quartal veröffentlicht werden.
Tom Tailor teilte mit, dass mit den Banken derzeit noch „über deren Zustimmung zum Verkauf der Geschäftsanteile an Bonita, über die Anpassung der Finanzkennzahlen (Financial Covenants) unter dem Konsortialkreditvertrag sowie über einen Finanzierungsbeitrag von Fosun“ verhandelt werde. Dass entsprechende Gespräche geführt würden, hatte der Bekleidungsanbieter bereits Mitte April verkündet. Noch seien die Verhandlungen aber nicht erfolgreich abgeschlossen worden. „Zwischen den Konsortialbanken und Fosun konnte bislang keine Einigung über die Art und Höhe des Finanzierungsbeitrages von Fosun erzielt werden“, erläuterte das Unternehmen. Derzeit sei „offen, ob und wann die Verhandlungen mit den Konsortialbanken und Fosun erfolgreich abgeschlossen werden können“.
Der offenbar weiter strittige Finanzierungsbeitrag von Fosun soll nach Angaben des Konzerns „der Verbesserung des wirtschaftlichen Eigenkapitals der Tom Tailor Group dienen, das durch die anhaltend schlechte Geschäftsentwicklung von Bonita, der notwendig gewordenen Vollabschreibung des Markenwerts in Höhe von 184,5 Millionen Euro sowie weiteren signifikanten Wertminderungen von Vermögenswerten des Geschäftsbereichs Bonita zum 31. Dezember 2018 belastet wurde“.
Der Hamburger Bekleidungskonzern lässt ein externes Gutachten zur wirtschaftlichen Lage erstellen
Aufhorchen ließ eine weitere Ankündigung des Konzerns: Tom Tailor habe „zur Unterstützung der Verhandlungen im Einvernehmen mit den Konsortialbanken und Fosun die Erstellung eines sogenannten Independent Business Review (IBR) in Auftrag gegeben“, heißt es in der jüngsten Mitteilung. Ein solches Gutachten wird üblicherweise dann erstellt, wenn ein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckt und ein umfassendes Sanierungsprogramm erforderlich ist.
Zudem stellte Tom Tailor seine geplanten Veröffentlichungstermine in Frage: Der Vorstand könne angesichts der laufenden Verhandlungen „keine verlässliche Aussage machen, wann der finale Konzernabschluss 2018 sowie die Q1 2019 Zahlen veröffentlicht werden können“, teilte das Unternehmen mit. Eigentlich sollten die entsprechen Zahlenwerke im Juni vorgelegt werden.
Im ersten Quartal stagnierte der Umsatz
In einer zweiten Mitteilung vom Montagabend präsentierte Tom Tailor immerhin einige vorläufige Zahlen. Demnach belief sich der Umsatz der fortgeführten Geschäftsbereiche – also ohne die Marke Bonita – im ersten Quartal auf 138,0 Millionen Euro. Das entsprach in etwa dem Vorjahresniveau von 137,9 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) schrumpfte hingegen von 11,7 auf 2,6 Millionen Euro. Dazu hätten „höhere, budgetierte Marketing- und Personalkosten sowie außerordentliche, einmalige Beratungsaufwendungen in Höhe von 2,0 Millionen Euro“ beigetragen, erklärte das Unternehmen.
Im März hatte der Konzern bekannt gegeben, seine seit Jahren schwächelnde Tochter Bonita an den niederländischen Konzern Victory & Dreams International Holding B.V. zu verkaufen. Der potenzielle Käufer hat aber derzeit selbst gehörige Probleme: Dessen Töchter Vidrea Retail BV und Vidrea Deutschland GmbH, die die Geschäfte des Bekleidungsfilialisten Miller & Monroe in den Niederlanden und Deutschland betreiben, mussten inzwischen Insolvenz anmelden. Auch die Übernahme der österreichischen Filialen des schweizerischen Einzelhändlers Charles Vögele durch die Vidrea Retail BV ist kürzlich gescheitert.
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