Textilkrise in Marokko: Sinkende Exporte und wachsende Konkurrenz aus Asien
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Die marokkanische Textilindustrie, lange Zeit Speerspitze der herstellenden Industrie des Landes, zeigt heute deutliche Ermüdungserscheinungen. Trotz einer Erholung nach der Covid-Pandemie gehen die Bekleidungsexporte zurück. Die Gründe? Der Aufstieg asiatischer Low-Cost-Marktführer, die geografische Abhängigkeit von wenigen Märkten und eine als veraltet geltende Produktionsstruktur.
Rückgang 2025 bestätigt
Laut La Nouvelle Tribune haben die ersten fünf Monate 2025 den Abwärtstrend der marokkanischen Textil- und Bekleidungsindustrie bestätigt: Die Exporte von Konfektionskleidung sanken um 2,1 Prozent auf 12,9 Milliarden Dirham (rund 1,2 Milliarden Euro), während die Strickwarenexporte einen Rückgang um 3,1 Prozent auf 3,64 Milliarden Dirham verzeichneten. Diese Zahlen setzen eine Stagnation fort, die bereits 2024 – trotz einer Erholung der Weltwirtschaft – eingesetzt hatte.
Wettbewerbsoffensive aus Asien
Wie das Nachrichtenmagazin Maroc Diplomatique betont, stellt der kometenhafte Aufstieg asiatischer Plattformen wie Shein oder Temu das europäische Marktgleichgewicht auf den Kopf. Indem sie die Vertriebswege mit äußerst preisgünstigen Produkten überschwemmen, gewinnen diese Anbieter eine zunehmend preissensible Kundschaft. „Der europäische Markt hat sich erheblich verändert“, bemerkt Jean-François Limantour, Präsident des europäischen Netzwerks Cedith. Marokko hingegen hält an einem Produktionsmodell der Mittelklasse fest, das aus den 1990er-Jahren stammt. Diese Positionierung ist nun durch den Aufstieg extrem wettbewerbsfähiger Produktionsstrategien in Südostasien gefährdet.
Verlust von Marktanteilen in Europa
Obwohl die marokkanischen Exporte in die Europäische Union im selben Zeitraum um 4,5 Prozent stiegen, bleiben sie deutlich hinter dem durchschnittlichen Wachstum des europäischen Marktes zurück, das auf 11,4 Prozent geschätzt wird. Infolgedessen sank der Anteil Marokkos an den Textilimporten der EU laut La Nouvelle Tribune von 4,5 Prozent im Jahr 2005 auf nur noch 2,35 Prozent im Mai 2025.
Der Türkei und Tunesien, die ebenfalls mit dem Aufstieg Asiens konfrontiert sind, gelingt es, den Schaden durch eine schnellere Diversifizierung ihres Angebots und ihrer Absatzmärkte zu begrenzen. Im Vergleich dazu wirkt Marokkos Positionierung starr und reagiert kaum auf die schwachen Signale einer Branche im Umbruch.
Riskanter Schwerpunkt: Frankreich und Spanien
Eine weitere strukturelle Schwachstelle ist die geografische Konzentration der Exporte. Laut Maroc Diplomatique gehen fast 90 Prozent der marokkanischen Textil- und Bekleidungsexporte ausschließlich nach Frankreich und Spanien. Diese Abhängigkeit macht den Sektor besonders anfällig für Konjunkturschwächen in diesen beiden Ländern. „Italien, die Schweiz oder Österreich stellen interessante Wachstumsmärkte dar, sofern man ihre Bedürfnisse besser versteht“, analysiert Limantour. Die Eroberung des subsaharischen Marktes wird hingegen kurzfristig aufgrund mangelnder Kaufkraft nicht in Betracht gezogen.
Fünf Hebel für eine industrielle Wiederbelebung
Angesichts dieser Situation werden verschiedene Wege zur Erholung diskutiert. Limantour plädiert für einen tiefgreifenden Kurswechsel: „Marokko muss das Modell der einfachen Auftragsfertigung verlassen und auf Innovation, Nachhaltigkeit und eine Höherpositionierung setzen.“ Er nennt fünf zentrale Handlungshebel: die Digitalisierung, den Einsatz künstlicher Intelligenz, die Entwicklung technischer Bekleidung in den Bereichen Sport, Gesundheit und Sicherheit, die Einhaltung von Umweltstandards sowie die Reform der Handelsabkommen mit der EU – zumal asiatische Wettbewerber hier weiterhin von günstigeren Zollregelungen profitieren.
Eine wichtige soziale Herausforderung
Über die Wirtschaftsindikatoren hinaus steht auch die Frage der Beschäftigung im Raum. Die Textilbranche ist nach wie vor einer der größten Arbeitgebenden in der marokkanischen Industrie. Jeder dauerhafte Rückgang könnte große Beschäftigungsstandorte, insbesondere in den Regionen Nord und Casablanca, destabilisieren. „Wenn Marokko seinen Kurs nicht ändert, riskiert es, seinen euro-mediterranen Ankerplatz in der textilen Wertschöpfungskette zu verlieren“, warnt Limantour. Der Sektor befindet sich an einem Scheideweg und kann entweder an einem klar überholten Modell festhalten oder die Weichen für eine echte industrielle Transformation stellen.
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