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Textil-Upcycling: Wie Losanje daraus ein profitables Geschäftsmodell macht

Von Diane Vanderschelden

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Business|Interview
Losanje für Paris Basketball. Bild: Losanje

Das von Simon Peyronnaud und Mathieu Khouri gegründete Start-up Losanje, Gewinner des Andam 2025 Fashion Innovation Award, hat sich als wichtiger Akteur im Textil-Upcycling etabliert. Dank seiner proprietären Technologie und eines integrierten Ansatzes gelingt es Losanje, Upcycling wirtschaftlich rentabel und schließlich skalierbar zu machen.

Ein Jahr nach unserem letzten Treffen haben wir Simon Peyronnaud und Mathieu Khouri sechs Fragen gestellt, um eine Bestandsaufnahme ihrer Strategie, ihrer industriellen Ambitionen und ihrer Rolle bei der Strukturierung des EPR-Textilsektors vorzunehmen.

Viele Unternehmen, die sich mit dem Recycling von Textilien beschäftigen, haben ihr Geschäftsmodell noch nicht gefunden. Wie gelingt es Losanje, eine so handwerkliche Praxis wie Upcycling zu industrialisieren?

Das ist eine gute Frage. Um rentabel zu sein, muss Upcycling zwei Bedingungen erfüllen: Es muss für Marken wirtschaftlich relevant und im industriellen Maßstab ökologisch sinnvoll sein. Bei Losanje haben wir einen globalen Ansatz entwickelt: Wir produzieren nicht nur, wir unterstützen Marken entlang der gesamten Kette. Unser Designteam arbeitet mit Unterstützung unseres Konstruktionsbüros eng mit den Kund:innen zusammen, um maßgeschneiderte Produkte zu entwerfen, die an ihr Upcycling-Projekt angepasst sind. Wir unterstützen sie auch dabei, die relevantesten Bestände zu identifizieren.

Upcycling schafft einen dreifachen Wert: einen wirtschaftlichen, indem nicht verkauften, defekten oder gebrauchten Produkten ein neues Leben eingehaucht wird; einen umweltfreundlichen, mit einem Prozess ohne direkte Emissionen; und einen erzählenden, denn jedes Kleidungsstück erzählt eine einzigartige Geschichte. Ein gutes Beispiel ist unsere Kapselkollektion mit Paris Basketball, die aus alten Trikots besteht, die zu Lifestyle-Sportbekleidung umfunktioniert wurden. Ergebnis: Eine Reihe von T-Shirts und Shorts war in nur einer Woche ausverkauft.

Stoffe von Losanje. Bild: Losanje

Ist Ihr Modell eher technologiebasiert, produktionsbasiert oder servicebasiert? Und wie weit möchten Sie gehen?

Unser Wert basiert vor allem auf der Nutzung unserer eigenen Technologie. Wir haben einen wesentlichen Teil des Prozesses – das Schneiden – automatisiert und können so die Stückkosten deutlich senken. Ergebnis: Der Selbstkostenpreis unserer Upcycling-Produkte ist mit dem der traditionellen Kanäle vergleichbar.

Was uns aber wirklich auszeichnet, ist meiner Meinung nach unser systemischer Ansatz. Es gibt zwei mögliche Szenarien: Entweder hat eine Marke bereits Lagerbestände, die neu bewertet werden müssen oder hat sie kein Material und wir besorgen ihr dann die entsprechenden Produkte, oft aus Sortierzentren.

In beiden Fällen steht unser Designbüro im Mittelpunkt: Beschaffung, Auswahl der Materialien, Design, Schnittmustererstellung, Beginn des Zuschnitts in unserer eigenen Fabrik, dann Zusammensetzung durch Partnerwerkstätten in Frankreich oder in Europa. Diese umfassende Betreuung begründet unsere führende Position.

Wie kann man Produkte aus unterschiedlichen Materialien standardisieren und gleichzeitig die industrielle Konsistenz sicherstellen?

Es ist eine technische Herausforderung, der wir uns gestellt haben – und die wir zugleich als Wettbewerbsvorteil betrachten. Durch Upcycling können wir Produkte mit einer starken Botschaft schaffen, die sich auf einem gesättigten Markt hervorheben. Diese Stücke erzählen eine Geschichte: die der Umwandlung unverkaufter oder gebrauchter Kleidung in einzigartige Kreationen.

Auf industrieller Ebene passen wir uns an: Wenn Kund:innen ihre eigenen Lagerbestände liefern, arbeiten wir mit einem homogenen Material, was eine standardisierte Produktion garantiert. Für Second-Hand-Lagerstätten führen wir über unser engagiertes Team eine gezielte Beschaffung großer Mengen durch. Heute haben wir effiziente Linien für Materialien wie T-Shirts, Sweatshirts, Jerseys und Denim entwickelt. Dadurch sind wir in der Lage, konsistente Bezüge in großen Mengen anzubieten und gleichzeitig den CO2-Fußabdruck um bis zu 95 Prozent zu reduzieren.

Bei Losanje. Bild: Losanje

Was hat der Andam Innovationspreis für Sie verändert? Und was sind Ihre kurzfristigen Investitionsbereiche?

Diese Auszeichnung kommt zu einem strategischen Zeitpunkt. Wir schließen derzeit eine neue Finanzierungsrunde ab, die auf die im Jahr 2023 folgt. Dieser Preis wird es uns ermöglichen, in drei wichtigen Bereichen schneller voranzukommen:

  • F&E und Automatisierung: Perfektionierung unserer Schneidelinien, Entwicklung neuer Module, Erweiterung unserer Softwarelösungen.
  • Industrialisierung: Wir werden bald in eine doppelt so große Fabrik umziehen, um unsere Produktion auszubauen.
  • Teambildung: Wir stellen für verschiedene Positionen ein – Vertrieb, Projektmanagement, Modellierung usw.

Der Andam-Preis stellt für uns auch eine echte Anerkennung aus der Mode- und Konfektionsbranche dar, vor einer außergewöhnlichen Jury, die ebenfalls von vornherein davon überzeugt ist, dass Upcycling „das nächste große Ding in der Mode“ sein kann.

Wo genau stehen Sie in Ihrer Zusammenarbeit mit großen Mode- und Luxusmarken? Welche Mengen verarbeiten Sie?

Wir arbeiten bereits mit mehreren Luxusmarken in Mengen von 5.000 bis 50.000 Stück zusammen. Diese Projekte werden zwischen Ende 2025 und 2026 mit den Kollektionen SS2026 oder FW2025 gestartet. Unser Modell hat es ermöglicht, die technischen und wirtschaftlichen Hindernisse für die Einführung von Upcycling zu beseitigen. Die eigentliche Herausforderung besteht heute noch darin, die Kreativteams zu überzeugen. Man muss ihnen zeigen, dass Upcycling keine Einschränkung, sondern ein echter künstlerischer Hebel ist. Wir sind davon überzeugt, dass jede Marke kurzfristig eine Upcycling-Ecke im Laden haben wird. Vielleicht in anderer Form, mit anderen Namen oder Geschäftsmodellen, aber Losanje wird da sein, um gemeinsam mit ihnen diesen neuen Standard aufzubauen.

Losanje scheint auch bei der Strukturierung des Textilsektors in Zeiten der Erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) eine Rolle spielen zu wollen. Bis 2026 werden die Vorgaben für den EPR-Textilsektor jedoch vollständig überarbeitet, und zwar mit einem klaren Ziel: das Sammeln, Sortieren und Wiederverwenden von Textilabfällen zu verlagern und gleichzeitig innovative industrielle Infrastrukturen zu unterstützen. Wie ist Ihre Position zu diesem Thema?

Unser Ziel ist es, eine strukturierende Rolle in der textilen EPR-Wertschöpfungskette zu spielen. Upcycling ist ein aufstrebender Sektor, der mittlerweile einen gewissen Reifegrad erreicht hat. Mit der Inbetriebnahme unserer ersten Fabrik können wir bereits mehrere Hundert Tonnen pro Jahr wiederverwenden, wobei die Kapazität auf mehrere Zehntausend Tonnen steigen kann.

Einer der größten Vorteile besteht darin, dass es hinsichtlich der Zusammensetzung der Materialien keine Einschränkungen gibt. Im Gegensatz zu manchen Recyclingtechnologien ermöglicht Upcycling die Rückgewinnung heterogener Lagerstätten. Aus zwei Second-Hand-Jeans kann eine hochwertige Jacke werden, deren Umweltbilanz der von Second-Hand-Jeans nahekommt.

Damit sich der Sektor jedoch voll entwickeln kann, müssen wir gemeinsam an den Themen Sortierung, Ökomodulation, Kennzeichnung und Regulierungsrahmen arbeiten. Diese Arbeit hat bereits mit ADEME, France 2030 und in Zusammenarbeit mit der Circular Fashion Federation begonnen.

Wir sind bereit, einen soliden Sektor aufzubauen, der sowohl wirtschaftlich effizient als auch ökologisch vorbildlich ist.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.fr und wurde mithilfe von digitalen Tool übersetzt. Er wurde anschließend sorgfältig bearbeitet.

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